Moskau. Monatelang galt sie als verschwunden, nun gibt es ein Lebenszeichen von Maria Kolesnikowa. Ein Bild zeigt sie mit ihrem Vater.

Die gute Nachricht: Maria Kolesnikowa lebt! Monatelang war die Ikone der Opposition in Belarus verschwunden, eingesperrt im Straflager Nummer 4 in der belarussischen Stadt Gomel. Dann kam gestern Abend das Foto, Maria Kolesnikowa in inniger Umarmung mit ihrem Vater, der sie überraschenderweise besuchen durfte. Im Februar 2023 hatte ihre Familie den letzten Brief von ihr erhalten. Seitdem: Schweigen.

Maria Kolesnikowa war schwer krank, sie wiege nur noch 45 Kilo, schrieb damals ihre Schwester Tatjana Chomitsch. Sie lebe in einer stinkenden Isolationszelle, ohne warmes Wasser, hatte ihre Schwester erfahren. Nach einer Operation wegen eines Magengeschwürs müsse Maria eine Spezialdiät einhalten, die sie im Straflager nicht bekam.  „Die Informationen, die wir über Maria Kolesnikowa von ihren Mitgefangenen erhalten, sind alarmierend“, erklärte Swetlana Tichanowskaja, die im Exil lebende belarussische Oppositionsführerin.

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Maria Kolesnikowa: Zu elf Jahren Haft verurteilt – gibt es jetzt Hoffnung für sie?

Nun also Erleichterung. „Unser Vater durfte Maria endlich besuchen. Ich kann es nicht glauben“, sagt Marias Schwester. Dazu postete Tatjana Chomitsch auf X ein Bild von dem Treffen, das Vater und Tochter zeigt. Kolesnikowa lächelt und scheint fröhlich zu sein. So wie damals, im Sommer 2020.

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Nach der vom belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko dreist manipulierten Präsidentschaftswahl, erlebten Hunderttausende Demonstranten Maria Kolesnikowa singend und tanzend auf den Straßen der Hauptstadt Minsk. Die Künstlerin bildete mit Veronika Zepkalo und Swetlana Tichanowskaja jenes Frauentrio, das Lukaschenko die Stirn bot. Seine Schergen entführten Maria, brachten sie zur ukrainischen Grenze, wollten sie aus dem Land werfen. Sie zerriss ihren Pass, kam in Untersuchungshaft. Schließlich verurteilte man sie zu elf Jahren Haft.

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Wie aber wird es mit Maria Kolesnikowa weitergehen? Am 26. Januar will sich Lukaschenko, der „letzte Diktator Europas“, wie er genannt wird, erneut zum Präsidenten wählen lassen. Das soll reibungslos über die Bühne gehen. Laut Tatjana Chomitsch wurden seit dem Sommer rund 150 politische Gefangene freigelassen. In allen Fällen hatte Lukaschenko versichert, dass sie Reue gezeigt und um Gnade gebeten hätten. Interessanterweise wurde das Foto vom Treffen im Gefängniskrankenhaus zuerst im Telegram-Kanal des ehemaligen oppositionellen Bloggers Roman Protassewitsch veröffentlicht, der inzwischen mit den belarussischen Behörden zusammenarbeitet.

Maria Kolesnikova
Die belarussische Oppositionelle Maria Kolesnikowa im Jahr 2020. © AFP | SERGEI GAPON

Belarus: Machthaber Lukaschenko könnte Freilassungsantrag Kolesnikowas prüfen

Soll auch Maria Kolesnikowa freigelassen werden?  Lukaschenko sei bereit, Begnadigungsanträge politischer Gefangener in Belarus zu prüfen, sagte er laut der staatlichen Nachrichtenagentur „Belta“ in einem Interview am Rande des BRICS-Gipfels im russischen Kasan.

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„Wenn es einen solchen Appell von Kolesnikowa gibt, werde ich ihn auf jeden Fall prüfen“, so Lukaschenko. Die Frage ist: Wird Maria Kolesnikowa einen derartigen Antrag stellen? Wenn nicht, wird sie weiterhin in Haft bleiben. Unter schlimmen Bedingungen. Laut der Menschenrechtsorganisation Wjasna gibt es nach wie vor etwa 1300 politische Gefangene in Belarus.