Berlin. Experten rechnen für 2025 mit einem Plus von 3,5 Prozent. Es gibt aber noch Unsicherheiten. Das Ampel-Aus macht die Lage nicht einfacher.

Nach dem Aus der Ampel-Koalition steuert das Land auf Neuwahlen zu, im Wahlkampf dürfte die Rentenpolitik eine wichtige Rolle spielen. Die SPD von Noch-Kanzler Olaf Scholz und Arbeitsminister Hubertus Heil verspricht, die jetzigen und künftigen Ruheständler nicht hängenzulassen. Dazu passt eine Information, die am Freitag durchgestochen wurde: Die Renten werden im kommenden Jahr voraussichtlich um 3,5 Prozent steigen. Wenn es so kommt, würde das einen spürbaren Gewinn an Kaufkraft für die rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland bedeuten, denn die Verbraucherpreise werden voraussichtlich langsamer steigen. Ein Überblick.

Steht die Erhöhung der Renten um 3,5 Prozent schon fest?

Nein, noch nicht. Aber es ist gut möglich, dass es dazu kommt. Der Wert findet sich im Entwurf für den aktuellen Rentenversicherungsbericht, am Freitag berichtete die Deutsche Presse-Agentur darüber. Demnach geht der sogenannte Schätzerkreis davon aus, dass die Renten im kommenden Sommer um 3,5 Prozent steigen. Der Termin für die Rentenanpassung ist immer der 1. Juli. Dem Schätzerkreis gehören Experten aus dem Heil-Ministerium, der Rentenversicherung und dem Bundesamt für Soziale Sicherung an. Über die tatsächliche Höhe der Anpassung muss das Bundeskabinett im Frühjahr entscheiden. Wer dann im Kabinett sitzen wird, ist nach dem Ampel-Aus völlig offen.

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Kann die tatsächliche Erhöhung noch von der Prognose abweichen?

Ja, aber das ist keine politische Entscheidung. Die Formel zur Berechnung der Rentenerhöhung ist gesetzlich festgelegt. Der wichtigste Faktor ist die Entwicklung der Löhne und Gehälter in Deutschland. Im vergangenen Jahr war ebenfalls eine Rentenerhöhung um 3,5 Prozent vorhergesagt worden. Tatsächlich stiegen zum 1. Juli dieses Jahres die Renten dann aber um 4,57 Prozent.

Warum können die Rentnerinnen und Rentner damit rechnen, im kommenden Jahr mehr Kaufkraft zu haben?

Die Preise für Waren und Dienstleistungen steigen inzwischen deutlich langsamer, als das in den vergangenen beiden Jahren der Fall war. Insbesondere nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine waren die Preise für Energie und viele andere Waren nahezu explodiert. Das bekamen hierzulande vor allem Haushalte mit niedrigen Einkommen – darunter viele Rentner-Haushalte – zu spüren. Mittlerweile hat sich die Lage deutlich entspannt. Die Preise steigen zwar noch, aber weniger schnell. Die Bundesregierung rechnet für das laufende Jahr mit einer Inflationsrate in Höhe von 2,2 Prozent und für das kommende Jahr mit 2,0 Prozent. Tritt das ein und kommt es 2025 zum prognostizierten Renten-Plus, würden die Renten so wie im laufenden Jahr also schneller steigen als die Preise. 2023 waren die Verbraucherpreise in Deutschland um 5,9 Prozent gestiegen, die Renten aber nur um 4,39 Prozent (West) beziehungsweise 5,86 Prozent (Ost). Seit diesem Jahr erfolgt die Anpassung der Renten bundeseinheitlich.

Kommt die angekündigte Rentenreform noch?

Die SPD wünscht sich das. Arbeitsminister Heil sagt, er werde sich trotz des Ampel-Aus um Mehrheiten für das eigentlich geplante Rentenpaket bemühen. „Um die werden wir auch kämpfen.“ Eigentlich hatte sich die Ampel vorgenommen, dauerhaft ein Rentenniveau von 48 Prozent zu sichern, die Renten sollen auch in Zukunft im Einklang mit den Löhnen steigen. Das ist ein zentrales Anliegen der Sozialdemokraten. Der Preis dafür sind allerdings steigende Beitragssätze und Bundeszuschüsse an die Rentenkasse. Die FDP wiederum hatte den Aufbau des sogenannten „Generationenkapitals“ durchgesetzt – der Bund soll regelmäßig Geld in einen Fonds einzahlen, dessen Erträge die gesetzliche Rente langfristig bezahlbar halten sollen. Das gesamte Paket hing allerdings schon vor dem Auseinanderbrechen der Koalition im Bundestag fest. Ob sich jetzt noch Mehrheiten dafür finden lassen, erscheint fraglich. Sollte das nicht der Fall sein, hätte die SPD aber einen Trumpf für den Wahlkampf in der Hand. Rund ein Drittel der Wahlberechtigten hierzulande ist bereits im Rentenalter.