Berlin. „Friedrich Merz macht‘s“, die K-Frage der CDU ist geklärt. Ein Rückblick auf die Kanzlerkandidaten der Union und ihre Wahlergebnisse.
Friedrich Merz ist der Kanzlerkandidat für die CDU/CSU. Damit reiht er sich in die Liste derjenigen ein, die in der Vergangenheit das höchste deutsche Amt für die Partei beanspruchen wollten. Seit Gründung der Bundesrepublik stellte die Union fünf verschiedene Kanzler – nach mal mehr, mal weniger ruhmreichen Wahlen. Wie haben die Kandidaten der Christdemokraten seit 1949 abgeschnitten?
Wüst und Söder sprechen Merz ihre Unterstützung aus
In gut einem Jahr, am 28. September 2025, wird der gebürtige Sauerländer Merz zur Wahl antreten. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und CSU-Chef Markus Söder hatten in dieser Woche ihre Unterstützung verkündet – und damit die K-Frage frühzeitig geklärt. Bei der letzten Wahl hatte sich Armin Laschet noch gegen Merz als Kandidaten durchgesetzt. Doch der damit einhergehende Streit innerhalb der CDU kostete die Partei die Wahl.
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Ein Lachen im Ahrtal mit schweren Folgen für die CDU
Nach dem Ende der langen Amtszeit von Angela Merkel im Jahr 2021 versuchte Laschet, die Bundesführung für die Union zu halten. Doch während der Flutkatastrophe im Ahrtal unterlief dem Politiker ein Fehler, für den die Wähler die Partei abstraften.
Während einer Fernsehübertragung aus dem Katastrophengebiet sahen Tausende Menschen Laschet im Hintergrund. Lachend, gemeinsam mit anderen Politikern. Für viele war das ein Zeichen: Der Kanzlerkandidat nimmt die kritische Situation vor Ort nicht ernst. Auch deshalb musste er sich am Wahlabend mit einem Minus von 8,7 Prozent und einer Niederlage seiner Partei abfinden. Laschet verpasste den Kanzler-Posten, so wie es bereits fünf seiner Vorgänger widerfuhr.
CDU steht nach wie vor im Machtkampf mit der SPD
Rainer Barzel, Helmut Kohl und Franz Josef Strauß (CSU) konnten in den Jahren von 1972 bis 1980, trotz guter Ergebnisse, das Kanzleramt nicht bekleiden. Barzel scheiterte mit nur einem Prozentpunkt an der SPD und dem amtierenden Kanzler Willy Brandt (SPD). Kohl lag bei den Wahlen 1976 sogar mit sechs Prozent vorne. Und auch Strauß hatte 1980 mit 44,5 Prozent mehr Stimmen als die SPD, die auf 42,9 Prozent kam. Trotzdem stellten die Sozialdemokraten mit Helmut Schmidt den Kanzler.
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Ähnlich erging es Edmund Stoiber im Jahr 2002. Obwohl er für die Union fast genauso viele Stimmen wie der damalige Kanzler Gerhard Schröder für die SPD erkämpfte (jeweils 38,5 Prozent), war die CDU in der folgenden Legislatur erneut nicht an der Regierung beteiligt. Denkbar knapp, denn die SPD erhielt lediglich 0,01 Prozent mehr Zweitstimmen und somit drei Mandate mehr als die CDU. Unter Schröder führte die SPD, wie schon in den Jahren zuvor, die rot-grüne Koalition an. Die Grünen schnitten etwas besser ab als die FDP (8,6 zu 7,4 Prozent), die PDS kam nicht über die 5-Prozent-Hürde.
Adenauer wurde nur knapp ins Amt gewählt
Deutschlands erster Bundeskanzler war ein CDU-Mann: Konrad Adenauer. Bei der Wahl 1949 lag Adenauer, der vier Legislaturperioden regierte, allerdings nur knapp vor der SPD. Umso knapper entschied sich die anschließende Wahl im Bundestag: Dort erreichte Adenauer exakt die erforderliche Anzahl von 202 Stimmen. Eindeutige Wahlsiege in den Jahren 1953, 1957 (absolute Mehrheit) und 1961 hoben die CDU erneut in das höchste deutsche Amt.
Auf Adenauer folgte Ludwig Erhard, ein Wechsel noch während der Legislaturperiode – Adenauer trat zwei Jahre nach Antritt seines Amtes ab. Die reguläre Bundestagswahl 1965 gewann er für seine Partei. Erhard führte die Koalition mit der FDP fort. Sein Konkurrent Willy Brandt (SPD) verpasste damit vorerst den Regierungswechsel von CDU zu SPD, der erst im Jahr 1969 stattfand.
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Kanzler Erhard musste noch vor Ende seiner Amtszeit auf Druck seiner Partei zurücktreten. Kurt Kiesinger ersetze ihn daraufhin als Bundeskanzler. Als Bundeskanzler führte Kiesinger als erster die sogenannte „Große Koalition“ aus CDU und SPD an. Die Wahl im Jahr 1969 verlor Kiesinger allerdings als erster amtierender Bundeskanzler gegen Brandt (SPD), da letzterer eine Koalition mit der FDP einging.
Merkel gewann fast alle Wahlen mit deutlichem Abstand
Angela Merkel startete mit einer knappen Mehrheit in ihre 16-jährige Zeit als erste – und einzige – Bundeskanzlerin. Bei den Wahlen 2009, 2013 und 2017 hingegen hängte die Regierungschefin die SPD mit jeweils über zehn Prozent ab und übernahm erneut Führungsverantwortung für die Union.
Nach ihrer vierten Amtszeit entschied sich Merkel dazu, ihre politische Karriere zu beenden und nicht erneut für das Kanzleramt zu kandidieren. Damit einher ging eine Chance für Kollegen wie Merz, die dieser bereits 2021 für sich nutzen wollte. Bei der Wahl 2025 hat er nun die Möglichkeit dazu.