Erfurt. Der AfD-Spitzenkandidat lässt wenige Tage vor der Landtagswahl in Thüringen die letzte große Fernsehdebatte sausen. Wie krank ist er?

Wie krank ist AfD-Rechtsaußen Björn Höcke (AfD) wirklich? Kurz vor der Landtagswahl in Thüringen lässt der Spitzenkandidat der als rechtsextrem eingestuften Partei die letzte TV-Debatte sausen und sagt am Mittwoch alle Termine „aus gesundheitlichen Gründen“ ab. Ersten Meldungen, dass er sich aus dem Wahlkampf bis Sonntag zurückziehen würde, treten seine Vertrauten aber öffentlich vehement entgegen.

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Torben Braga, stellvertretender Landesvorsitzender und Sprecher des Landesverbandes, veröffentlicht bei „X“: „Ab morgen soll der Wahlkampf wie geplant fortgesetzt werden.“ Heißt für Björn Höcke: Er steht bei einem Sommerfest in Nordhausen am Donnerstag als Redner auf der Bühne; also in der Stadt, in der die AfD vor einem Jahr erst in der Stichwahl bei der Oberbürgermeisterwahl scheiterte.

Höcke-Chronologie: Absage am Montag, Zusage am Dienstag, Absage am Mittwoch

Tatsächlich wirft Höckes Fernbleiben bei der Diskussionsrunde von „Antenne Thüringen“ und „RTL/n-tv“ aber Fragen auf. Denn: Zur Absage am Mittwoch gibt es eine Vorgeschichte. Eine Sprecherin von RTL bestätigte auf Anfrage, dass Höcke seine Teilnahme am Montag zunächst „aus privaten Gründen“ abgesagt und dann am Dienstag wieder zugesagt habe. Mittwoch erfolgte dann die Absage aus „gesundheitlichen Gründen“. Die werden von der Parteispitze nicht näher erläutert. Der Termin und Höckes Zusage sollen aber drei Monate lang festgestanden haben, berichtet das Nachrichtenportal t-online.

Die AfD führt wenige Tage vor der Landtagswahl bei allen Umfrageinstituten. Die in Thüringen als erwiesen extremistisch eingestufte Partei wurde zuletzt bei 30 Prozent gemessen und könnte am Sonntag erstmals stärkste Kraft bei der Landtagswahl werden. Mit Abstand hinter der AfD liegen CDU und Wagenknecht-Partei BSW vor der Linken, die derzeit den Ministerpräsidenten stellt.

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Weidel soll mit Höcke in Erfurt auftreten

Aus Parteikreisen heißt es, dass sich offenbar niemand ernsthaft Sorgen um den Spitzenkandidaten mache. In mehreren internen Chatgruppen sei deutlich gemacht worden, dass Höcke ab Donnerstag wieder im Wahlkampf unterwegs sei. Er soll auch beim geplanten Wahlkampfabschluss in Erfurt am Samstag gemeinsam mit der AfD-Bundesvorsitzenden Alice Weidel auf der Bühne stehen, die bereits im vergangenen Jahr an seiner Seite auftrat. Weidel verbreitete am Mittwoch, kurz bevor die ersten Meldungen über Höckes gesundheitliche Probleme kamen, noch einen Aufruf zur Kundgebung und dokumentierte auf „X“, wie sehr sie sich „auf eine tolle Veranstaltung“ freue.

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Zuletzt hatte Höcke in größeren Rededuellen immer wieder Probleme. Die Auftritte liefen zum Teil schlecht für ihn. Beim MDR lieferte er sich ein langes Wortgefecht mit den Moderatoren, weil er nicht bereit war, auf eine konkrete Frage zu antworten. Auf den Bühnen seiner Sommerfeste, wo ihm zum Teil mehrere hundert Menschen zujubelten und er keinen Widerspruch zu erwarten hatte, trat er deutlich souveräner auf, verbreitete seine zum Teil kruden Thesen und wünschte zuletzt bei einem Fest in Sömmerda deutschen Mittelstandsunternehmen „schwere, schwere wirtschaftliche Turbulenzen“. Das brachte Höcke heftige Kritik von allen Seiten, unter anderem von führenden Wirtschaftsunternehmern aus Thüringen, ein.

Ob seine Terminabsage auch damit zu tun hat, dass er nicht erneut mit seinen Aussagen vom Sommerfest in Sömmerda live vor TV-Kameras konfrontiert werden will? Die AfD ließ eine entsprechende Anfrage am Mittwoch unbeantwortet.