Erfurt. Um wieder in den Thüringer Landtag einzuziehen, setzen CDU, BSW, Linke & Co. auf Extravaganz. Einige der Videos sind jedoch zum Fremdschämen.

  • Am 1. September findet in Thüringen die Landtagswahl statt.
  • Die Parteien probieren, mit ihren Wahlvideos viele Menschen zu erreichen.
  • Welche Videos sind gelungen, welche muten eher bizarr an? Ein Überblick.

Spätestens wenn sich Politiker wieder als Schauspieler, Sänger und Filmemacher probieren, weiß man: Es stehen Wahlen an; dieses Mal sind es die Landtagswahlen in Thüringen. Die Thüringer Spitzenkandidaten probieren, mit Wahlvideos nachzuholen, was sie über die Jahre hinweg verpasst haben: Stimmen zu generieren, eine jüngere Wählerschaft anzusprechen und ein gutes Bild von ihrer jeweiligen Partei abzugeben.

Manchmal jedoch erreichen sie genau das Gegenteil und sehen sich Spott und Häme ausgesetzt. Wir haben uns die Wahlwerbespots der Parteien genauer angeschaut. Bei wem es vielleicht doch noch zu einer Karriere als Sänger reicht und wer den Spot komplett versalzen hat.

Vor der Landtagswahl zeigen sich Bodo Ramelow und die Linke in Glitzerlaune

Es ist ein Ohrwurm, der sich bei den Zuhörern einschleicht: Der eingängige Titel „Da Da Da“ der Gruppe Trio hat schon zu Zeiten der Neuen Deutschen Welle (NDW) in den 80ern ein Millionenpublikum erreicht, also warum soll er nicht auch den Thüringer Linken helfen, mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen? Für die Cover-Version warf sich Ministerpräsident Bodo Ramelow in einen Anzug und die Landtagsabgeordnete Donata Vogtschmidt in ein für die 80er Jahre typisches Glitzeroutfit, dazu bei beiden die passende Sonnenbrille.

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Mit zwei Backround-Musikern, die sehr an die Originalbesetzung erinnern, übernimmt Ramelow den Part von Stephan Remmler, während Vogtschmidt als zweite Sängerin aus dem „Trio“ ein Quartett macht. Die neu formierte Retro-NDW-Gruppe nennt sich „Donata feat. Bodo Ramelow“. In dem aufwendig produzierten Video halten sich beide an den Originaltext und während sie musikalisch darüber sinnieren, wer, wen warum nicht liebt, werden am unteren Rand des Videos Schlagzeilen über die politische Konkurrenz eingeblendet, die jene in keinem guten Licht dastehen lassen und offenbar suggerieren sollen, dass es die Linken besser machen würden. 

Vor Thüringen-Wahl: Mario Voigt (CDU) streut Salz in die Wunde

CDU-Frontmann Mario Voigt inszeniert sich als Kümmerer. Zu Besuch in der Küche einer älteren Frau wird ihm Kaffee angeboten. „Zucker oder Salz, Herr Voigt?“, fragt die Frau. Und während der Zuschauer noch über die Sinnhaftigkeit der Frage sinniert, trägt Voigt seinen Satz vor: „Zucker bitte, Salz schmeckt doch gar nicht“. Daraufhin die Frau: „Sehen sie. Manchmal sind die einfachsten Entscheidungen die wichtigsten.“ Nachdem sich beide über die Lage im Land ausgetauscht haben und Voigt an die Wähler appelliert, erscheint nach einem kurzen Bildrauschen, ein Junge im Bild. „Höcke ist doof, richtig doof“, sagt das Kind mit Pilotenbrille.

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Was die CDU damit zu sagen versucht: Einige Entscheidungen sind leicht, zum Beispiel die Frage, ob man die AfD wählen soll oder nicht. Damit spitzt Voigt die Wahlentscheidung zu. Lieber CDU oder AfD? Eine Strategie, die er schon seit längerem gezielt fährt.

Thomas Kemmerich (FDP) setzt bei dem Wahlkampf vor allem auf einen Mann: Thomas Kemmerich

Aufgemacht wie ein Kinofilm ist der Wahlwerbespot der FDP. Vor dunklem Hintergrund sind von hinten die Umrisse eines Mannes zu erkennen, der auf einem Stuhl sitzt. Dazu die Blockbuster-Stimme: „Der meist umstrittenste Mann in Berlin ist“, dramatische Pause: „Ein Thüringer“.

Bis die Auflösung kommt, und der Zuschauer erfährt, dass dieser umstrittene Mann Thomas Kemmerich ist, braucht es noch ein paar dunkle Szenen und filmreife Zitate: „Sie sagen, er ist ein Rechter und er hätte seine Seele verkauft“, heißt es im Spot. Doch es gäbe etwas, was wichtiger sei als Berlin. „Und das ist Thüringen“ – Schnitt auf Kemmerich. Thüringen, so der Parteichef, werde für ihn immer wichtiger als Berlin sein. Kemmerich, der mit seiner Bundespartei im Streit liegt, will sich deutlich von dieser zu distanzieren versuchen, weiß er doch genau, dass die Entscheidungen der Ampel in Thüringen durchaus kritisch gesehen werden.

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Das Wahlvideo ist jedoch nicht der einzige Spot der FDP, der für Aufsehen sorgt. In einem weiteren nimmt die FDP die Wahlwerbung der anderen Parteien aufs Korn. Vorneweg ist zu lesen: „40 Prozent der Wähler in Thüringen sind noch unentschlossen.“ Danach sieht man den FDP-Abgeordneten Robert Martin Montag, der auf der Suche nach der richtigen Wahlentscheidung herumirrt. Nachdem er auf Höcke mit Pilotenbrille, auf Voigt beim Zucker oder Salz-Kaffeeklatsch und auf Ramelows Da-da-da-Song trifft, fragt er unvermittelt in die Kamera: „Gibt es denn hier zumindest einen seriösen Politiker, den man wählen kann?“ – „Ja, mich“, sagt Kemmerich und dreht sich von seinem Sessel in die Kamera.

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Vor Landtagswahl: Madeleine Henfling (Die Grünen) dichtet FDP-Werbespot um

Die Grünen fanden den Ansatz der FDP anscheinend nicht so schlecht und bastelten aus dem Wahlwerbespot der FDP kurzerhand ein eigenes Wahlvideo. Darauf zu sehen ist Montag, wie er immer noch auf der Suche nach einer Wahlentscheidung auf Kemmerich stößt. Dieser sei jedoch nicht wählbar, suggeriert der umgedichtete Werbespot. Statt Kemmerich, dreht sich am Ende die Spitzenkandidatin Madeleine Henfling ins Bild. „Ja, man kann mich wählen. Und zwar hier in Thüringen“, sagt die Grünen-Politikerin und wäscht sich nebenbei die Hände.

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Bündnis Sahra Wagenknecht: Katja Wolf und Steffen Schütz stehen vor Landtagswahl im Stau

Das BSW macht Wahlwerbung aus dem Auto heraus. Die beiden Spitzenkandidaten Katja Wolf und Steffen Schütz stehen gemeinsam mit Pressesprecher Steffen Quasebarth im Stau. „Hier bewegt sich gar nichts mehr“, sagt Schütz vom Fahrersitz aus. „Nicht mal Internet“, kommentiert Quasebarth auf der Rückbank. Wolf daraufhin „Entweder es fehlt ganz, oder es tröppelt nur so“.

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Der Werbespot soll ein typisches Gespräch unter Freunden oder Bekannten nachahmen. Der Zuschauer erahnt aufgrund der Aussagen der Spitzenkandidaten schon, was die politische Botschaft ist: Das BSW will es besser machen.

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