Berlin. Die USA machen öffentlich, dass sie ein Atom-U-Boot zu Israels Schutz entsenden. Das ist ungewöhnlich – und dient einem einzigen Zweck.

Die Zeichen im Nahen Osten stehen nach dem Wochenende weiter auf Krieg. Während Israels Verteidigungsminister Joav Galant der libanesischen Hisbollah-Miliz im Falle eines Angriffs mit einem massiven Gegenschlag drohte, entsandten die USA nicht nur einen weiteren Flugzeugträger samt Begleitschiffen – sondern auch ein nuklear betriebenes U-Boot: die USS Georgia.

Es ist nur ein Satz in einer Pressemitteilung des Pentagon: „Außerdem hat der Verteidigungsminister die USS Georgia (SSGN 729) in die Region beordert.“ So lapidar das klingt, die Worte dürften in den Schaltzentralen der Hisbollah und im Iran mit besonderer Aufmerksamkeit registriert worden sein.

Denn das Schiff hat es nicht weit. Wie US-Medien unter Berufung auf die US Navy berichten, war die Georgia zuletzt im Mittelmeer, wo sie eine Übung absolvierte. Dann kam der Marschbefehl des Verteidigungsministers, das Schiff in die Gewässer des Mittleren Ostens zu verlegen. Aus US-amerikanischer Sicht bezeichnet das die Region zwischen der Levante und dem Persischen Golf. Die Georgia klopft gewissermaßen an die Haustür des Mullah-Regimes, mit massiver Sprengkraft und nicht erst in ein paar Wochen.

Atom-U-Boote der USA: Unsichtbare Racheengel

Die USS Georgia gehört zur Ohio-Klasse, einer Anfang der 1980er-Jahre vom Stapel gelaufenen Serie von U-Booten. Sie transportierten Atomraketen, stellten als Unterwasser-Abschussrampen die Zweitschlag-Fähigkeiten der USA im Falle eines Atomkrieges sicher. Ihre Patrouillenfahrten waren hochgeheim, ihr Atomantrieb erlaubt monatelanges Tauchen. Kein Satellit, der die Position des Bootes aufklärt, kein Sonar, das die flüsterleisen Schiffe ortet. Sie sind im Wortsinn unsichtbar, und damit äußerst schwer zu bekämpfen.

Wenn sowjetische Atombomben auf die Großstädte und Raketensilos von Kontinentalamerika niedergegangen wären, hätten Schiffe wie die Georgia zurückschießen können, mit Raketen, die mehrere Sprengköpfe tragen und viele Ziele gleichzeitig nuklear verwüsten können.

Das U-Boot „USS Georgia“ und der Raketenkreuzer „USS Port Royal“ in der Straße von Hormus im Persischen Golf.
Das U-Boot „USS Georgia“ und der Raketenkreuzer „USS Port Royal“ in der Straße von Hormus im Persischen Golf. © DPA Images | U.S. Naval Forces Central Command/U.S. 5th Fleet/AP/dpa

Nach dem Ende des Kalten Krieges rüstete die Navy ihre Ohio-Boote um. Statt Atomraketen führen die Schiffe nun Cruise-Missiles in ihren Silos mit, 154 Stück pro Schiff. Jede dieser Raketen trägt hunderte Kilogramm Sprengstoff auf etwa 15 Meter genau in ihr Ziel, fliegt dabei meist in geringer Höhe; das Abfangen der Waffe ist damit besonders schwierig.

USS Georgia hat eine Mission

In praktisch allen Kriegen der USA in der Region kamen diese Raketen zum Einsatz, vom Irak, über Afghanistan und wieder im Irak. Im dritten Golfkrieg feuerten US-Schiffe allein in den ersten Stunden 40 der Waffen auf Bagdad ab, mit dem Ziel, die Kommunikationsfähigkeit der irakischen Armee zu zerstören.

Es ist außerordentlich ungewöhnlich, dass das US-Militär die Öffentlichkeit über die Bewegungen seiner U-Boote informiert.. Denn die große Stärke der nuklearen Untersee-Schiffe liegt gerade darin, dass sie im Geheimen operieren können. Warum also ankündigen, dass so ein unsichtbarer Jäger auf dem Weg ist?

Ganz einfach: Die Mission der USS Georgia ist Abschreckung. Die Mullahs, ihre Generäle und die Hisbollah sollen wissen, mit wem sie sich anlegen. Die Miliz verfügt über keine Fähigkeiten zur U-Boot-Bekämpfung. Auch der Iran dürfte sich damit trotz seiner Anti-Schiffs-Raketen und Drohnen reichlich schwertun. Die Ankündigung von Verteidigungsminister Austin ist ein klares Signal in Richtung der erklärten Feinde Israels: Wagt es nicht.

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