Moskau. Die russische Luftwaffe zieht sich tiefer zurück ins Landesinnere. Aus Sicht der Ukraine ist eine Option damit aus dem Spiel.

Es sind immer wieder diese Nadelstiche, mit denen die Ukraine das russische Militär traktiert. Am vergangenen Wochenende war es gelungen, eine Drohne bis tief ins russische Landesinnere zu steuern, um dort einen russischen Bomber vom Typ Tu-22 am Boden anzugreifen. Das Flugzeug war in Murmansk stationiert, 1800 Kilometer hinter der Grenze, weit weg vom direkten Kriegsgeschehen.

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Die russische Führung unter Präsident Wladimir Putin passt seine Strategie nun offenbar an. In den vergangenen Wochen soll die russische Luftwaffe viele ihrer Kampfflugzeuge von Basen in der Nähe der Ukraine abgezogen und auf weiter entfernte Basen verlegt haben. Das berichtet die Beobachtungsseite Frontelligence Insight nach Auswertung von Satellitenbildern.

Ukraine hätte Russland empfindlich schwächen können

Der Rückzug wäre zum einen eine Reaktion auf die erfolgreichen Drohnenangriffe der Ukraine. Aber sie haben noch einen anderen Hintergrund. Die Ukraine verfügt über Raketen wie die vom amerikanischen Typ ATACMS, die immensen Schaden auf den Luftwaffenstützpunkten nahe der Grenze anrichten könnten. Das Einzige, was die militärische Führung bisher daran hinderte: die fehlende Erlaubnis. Die USA untersagen solche Einsätze ihrer Waffen auf russischem Territorium.

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Womöglich glaubt die russische Seite, dass diese Erlaubnis aber bald kommen könnte. Die Experten der Analysegruppe Frontelligence Insight erklären: „Russland handelt jetzt mehr präventiv als reaktiv, im Gegensatz zur Vergangenheit.“

„Die Ukraine könnte die gesamte Einsatzflotte kampfunfähig machen“

Das beste Beispiel: Der Luftwaffenstützpunkt Voronezh Malshevo, knapp 200 Kilometer von der Grenze entfernt. Dutzende Jagdbomber vom Typ Sukhoi Su-34 waren hier stationiert. Von dort aus konnten sie binnen Minuten ihre Angriffe fliegen und die gefürchteten Gleitbomben abwerfen, mehrere Ziele auf einmal attackieren. Und die Russen waren offenbar lange Zeit recht sorglos, an dieser Stelle verwundbar zu sein. Satellitenbilder zeigten, wie die Kampfflieger offen sichtbar auf dem Flugplatz herumstanden.

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Aus Sicht von Experten wäre es ein Leichtes gewesen, mit den ATACMS-Raketen einen wirkungsvollen Schlag auszuführen. „Die Ukraine könnte potenziell die gesamte dort stationierte Einsatzflotte kampfunfähig machen, wenn sie einen solchen Angriff durchführen dürfte“, analysierten die Experten von Frontelligence Insight bereits im Juni.

Jagdbomber jetzt außer Reichweite

Dafür ist es nun zu spät. Die SU-34-Jagdomber wurden an Stützpunkte verlegt, die außerhalb der Reichweite der amerikanischen ATACMS- oder der französisch-britischen Storm-Shadow-Raketen liegen. Diese könnten Ziele bis zu einer Distanz von 250 bis 300 Kilometern ausschalten.

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Die russische Luftwaffe kann sich aber auch nur begrenzt zurückziehen, ohne deutlich an Effizienz einzubüßen. Die anderen Stützpunkte sind daher zwar weiterhin für Drohnen erreichbar, doch diese stehen der Ukraine nur begrenzt zur Verfügung. Um eine erhebliche Bedrohung darzustellen, müsste die Produktion deutlich ausgeweitet werden, glauben die Militäranalysten.