Paris. Eine „unbekannte Delegation“ linksextremer Herkunft hat die Verantwortung für die Sabotage-Aktion gegen das TGV-Netz übernommen.

Französische und ausländische Medien haben am Wochenende eine Email erhalten, mit der Politaktivisten die Verantwortung für die konzertierte Sabotageaktion vor den olympischen Spielen übernehmen. Am Freitag waren Schaltanlagen von drei Hochgeschwindigkeitsstrecken der TGV-Züge in Brand gesteckt worden; an einem vierten vereitelte das rasche Eingreifen eines Bahnarbeiters eine weitere Sabotageaktion. 800.000 Reisende aus Frankreich und dem Ausland – namentlich London und Brüssel – blieben stundenlang in Bahnhöfen stecken; zahllose Züge mussten annulliert werden. Viele Reisen konnten deshalb nicht an der olympischen Eröffnungsfeier am Freitagabend in Paris teilnehmen.

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Die französischen Ermittler nehmen das Bekennerschreiben „ernst“, wie die Zeitung „Le Parisien“ berichtet. Ihr zufolge deutet das Schreiben auf eine Urheberschaft einer „an die Ultralinke gekoppelte gewalttätige Protestbewegung“ hin. Die Mail war auch an die „New York Times“ geschickt worden - mit dem Absender „sabotagetgvjo@riseup.net“. „JO“ bezeichnet auf Französisch die olympischen Spiele. Unterzeichnet war sie durch „Unbekannte Delegation“, eine in der Tat unbekannte Organisation. Der Domain-Name RiseUp wird in Frankreich von Linksextremisten, radikalen Umweltschützern und Anarchisten verwendet. Der Sitz befindet sich in Seattle, ihre Schöpfer sollen der italienischen Anarchoszene entstammen.

Olympia 2024: Wer steckt hinter den Attacken? 

In dem Schreiben ist zu lesen: „Sie nennen es ein Fest? Wir sehen darin die Feier des Nationalismus, eine gigantische Inszenierung der Unterjochung der Bevölkerung durch Staaten.“ Und weiter: „Hinter dem spielerischen und geselligen Schein bieten die olympischen Spiele ein Experimentierfeld für die Kontrolle der Massen und unserer Bewegungen durch die Polizei.“ Die Organisation ruft zum „Sturz einer Welt, die auf Ausbeutung und Domination beruht“, auf.

Die französische Staatsanwaltschaft hat Einheiten zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität (Junalco) sowie der „Antiterroristischen Vizedirektion“ (Sdat) mit den Ermittlungen betraut. Innenminister Gérald Darmanin zeigte sich zuversichtlich, dass die Ermittler „ziemlich rasch Bescheid wüssten“, wer genau hinter den Anschlägen stecke. Er zeigte sich erleichtert, dass die von 300.000 Zaungästen verfolgte Eröffnungsfeier in Paris „friedlich und problemlos“ über die Bühne gegangen sei. Es sei nur zu 19 – nicht näher bezeichneten – Festnahmen gekommen.

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Am Samstag verhaftete die französische Polizei zudem vierzehn Aktivisten der radikalökologischen Organisation Extinction Rebellion. Sie hatten sich mit Messern, Zangen, Vorhängeschlössern und Strohballen im Stadtzentrum von Paris gruppiert, um den Ablauf der sportlichen Anlässe zu stören. In den sozialen Medien gab eine Organisation mit dem Namen „Olympische Revolte“ bekannt, eine Widerstandsoperation gegen die „soziale und Umweltzerstörung“ sei durch die polizeiliche „Repression“ verhindert worden.