Berlin. Der RBB hat die Zusammenarbeit mit Satiriker El Hotzo wegen eines brisanten Trump-Posts beendet. Am Ende könnte ihm der Wirbel nutzen.
El Hotzo ist – seit neuestem – „Deutschlands frechster Arbeitsloser“. Der Satiriker hatte zwei, je nach Humorverständnis, geschmacklose Witze über das gescheiterte Trump-Attentat gerissen. Die folgende Empörung brachte seinen Öffentlich-Rechtlichen Arbeitgeber dazu, ein Arbeitsverhältnis mit Sebastian Hotz, so der bürgerliche Name des 28-Jährigen, aufzulösen. Dessen Äußerungen zu Trump seien „mit den Werten, für die der RBB einsteht, nicht vereinbar“, heißt es vom Sender. Damit ist Hotz seine Radiosendung „Theoretisch cool“ los. Arbeitslos ist Hotz deswegen freilich nicht.
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Eher im Gegenteil: Seine Tweets dürften die Karriere des in Berlin lebenden Autors befeuern und ihn einem (noch) breiteren Publikum bekannt machen. Es gehört in einer pluarlistischen Gesellschaft zur Jobbeschreibung eines Satrikers, anzuecken, aufzufallen, auch mal übers Ziel hinauszuschießen. Beispiele dafür gibt es reichlich.
Ich bin Deutschlands frechster Arbeitsloser
— E L H O T Z O (@elhotzo) July 16, 2024
RBB feuert El Hotzo: Umstrittene Satire gehört zum Öffentlich-Rechtlichen
So hatte etwa der, wie Hotz ebenfalls preisgekrönte, Satiriker Serdar Somuncu 2020 für Aufruhr gesorgt mit Äußerungen zu vermeintlicher Cancel Culture. In einem RBB-Podcast hatte Somuncu lautstark darauf bestanden, von Schwarzen mit dem N-Wort sprechen zu dürfen. Seiner Karriere tat dies in den Folgejahren keinen Abbruch, der heute 56-Jährige arbeitete weiter als Kabarettist, bis er 2023 dann seinen Job an den Nagel hing.
Ebenfalls im Öffentlich-Rechtlichen beschäftigt und mindestens so umstritten wie Hotz dieser Tage ist der Kabarettist Dieter Nuhr. Der 63-Jährige provoziert vor allem ein eher linkes Klientel gerne mit Witzen über vermeintliche „wokeness“, kann mit dem Klima-Zeitgeist und dessen Gallionsfigur Greta Thunberg wenig anfangen und handelte sich den Vorwurf ein, er befördere islamfeindliche Ressentiments. 2014 gab es dafür eine Anzeige, das Verfahren wurde jedoch eingestellt. Nuhr ist bis heute fester Bestandteil des Fernsehprogramms, unter anderem der ARD.
Selbst Lisa Eckhart, die in ihren Programmen gerne Witze über Juden reist und sich damit immer wieder den Stempel der Antisemitin abholt, füllt in Deutschland die Säle. Mehrere Termine ihrer aktuellen Tour sind bereits ausverkauft. „Der Tabubruch kommt beim Publikum gut an“, stellte etwa die „Jüdische Allgemeine“ zu Eckart fest, die in ihr zwar keine Antisemitin sehen will, aber doch den Vorwurf erhebt, die Österreicherin verbreite „judenfeindliche Bilder, die in unserer Gesellschaft ohnehin schon massenhaft zirkulieren“. Auch Eckart tritt regelmäßig bei den Öffentlich-Rechtlichen auf, etwa bei „Nuhr im Ersten“.
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El Hotzo nun weltbekannt
So wird auch El Hotzo weiterhin gesellschaftskritische Romane schreiben oder Podcasts machen. Allein schon, weil seine Zielklientel – linksliberale, urban-lebende Menschen zwischen 20 und 40 – von dem 28-Jährigen eine gewisse Bissigkeit konservativen Kreisen gegenüber erwarten.
Hotz spricht in seinen Tweets einer Gesellschaftsschicht aus der Seele, die sich für alle Menschen eine lebenswerte Zukunft wünscht, egal auf welchem Kontinent, mit welcher Hautfarbe, Geschlecht und sexueller Orientierung sie geboren wurden. Die in Schuldenbremsen und der 40-Stunden-Woche Relikte einer Bundesrepublik der 1980er-Jahre sieht und in Donald Trump eine Gefahr für die Zukunft.
In gewisser Weise hat Hotz mit seinen umstrittenen Tweets also einfach seinen Job gemacht – auch wenn der Tyrannenmord sicher zu den heikelsten Feldern gehört, auf dem sich ein Autor bewegen kann.
Am Ende macht außerdem genau jene Empörungswelle, die ihn seinen RBB-Job gekostet hat, den 28-Jährigen nun bekannt, über die Landesgrenzen hinaus. Die Wut neurechter Influencerinnen oder geschasster „Bild“-Chefredakteure spült El Hotzo in die weltweiten Timelines – bis hin zum reichweitenstarken Tech-Milliardär Elon Musk, der seinerseits den Twitter-Account des Bundeskanzlers auf Hotz aufmerksam machte, was wiederum Hunderte Medienberichte zur Folge hatte. Bessere PR kann es eigentlich nicht geben.