Berlin. Nach einem misslungenen Putsch zerschlägt Russland das Söldnerheer der Wagner-Gruppe. Wo die ehemaligen Mitglieder heute im Einsatz sind.
Vor einem Jahr wagte die Söldnertruppe „Wagner“ die Meuterei gegen Wladimir Putin, indem sie gen Moskau marschierte, um den russischen Präsidenten zu stürzen. Am 24. Juni besetzte die Gruppe Wagner kampflos Militäreinrichtungen in Rostow am Don und rückte über Woronesch auf die russische Hauptstadt vor. Der Putsch scheiterte, doch viele Fragen rund um das Söldnerheer blieben seitdem offen. Laut einem Bericht der BCC, die sich auf Experten beruft, sei die Truppe seitdem „effektiv demontiert und ersetzt“ worden.
Nur zwei Monate nach dem misslungenem Putsch stürzte die Maschine vom Anführer der paramilitärischen Truppe Jewgeni Prigoschin ab und er wurde zusammen mit mehreren anderen hochrangigen Wagner-Mitgliedern getötet, was die Zukunft der Gruppe ins Wanken brachte. Aber ganz will Russland offenbar nicht auf die erfahrenen Kämpfer verzichten.
Wagner-Truppe wird im Ukraine-Krieg bekannt
Sorcha Mac Leod, Mitglied der UN-Arbeitsgruppe zu Söldnern, sagte gegenüber der BBC, ehemalige Wagner-Truppen seien im gesamten russischen Staat zersplittert. „[Wagner] existiert möglicherweise nicht mehr genau in der Form wie zuvor, aber eine Version – oder sogar Versionen – davon existieren weiterhin“, so Mac Leod. „Es hat eine solche Zerstreuung innerhalb des russischen Staates gegeben, sodass es keinen einzigen Gesamtkontrolleur gibt. Die Wagner-Gruppe war für Russland geopolitisch und wirtschaftlich unglaublich wichtig, daher würde sie nie verschwinden, wie einige Leute vermuteten“, fügte sie hinzu.
Jahrelang waren Prigoschins Truppen ein wichtiges Werkzeug für russische Operationen in Afrika und Syrien gewesen. Doch erst im Krieg gegen die Ukraine traten Prigoschin und Wagner ans Licht der Öffentlichkeit. Ende 2022 und Anfang 2023 war Wagner der Schlüssel zu den wenigen Siegen Russlands gegen die Ukraine. Ihre Streitkräfte bestanden damals größtenteils aus ehemaligen Gefangenen.
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Nach Angaben des Nationalen Sicherheitsrates der USA hatte Wagner auf seinem Höhepunkt rund 50.000 Söldner in der Ukraine.
Nun sagen Experten, dass Wagners Operationen in der Ukraine von anderen staatlichen und paramilitärischen Einheiten Russlands übernommen wurden. Ein ehemaliger Wagner-Kommandeur sagte gegenüber der BBC, dass den Söldnern befohlen worden sei, „sich dem Verteidigungsministerium anzuschließen“ oder zu gehen.
In Putins „Privatarmee“ integriert
Der britische Geheimdienst vermutet, dass einige der Infanterieeinheiten der Gruppe von der Rosgvardia, der Nationalgarde, übernommen wurden. Die Einheit wird auch als „Privatarmee“ von Putin bezeichnet und wird von seinem ehemaligen Leibwächter Viktor Solotow kontrolliert.
Das britische Verteidigungsministerium (MoD) sagte, dass Elemente der Wagner-Gruppe im Oktober 2023 unter die Kontrolle der Nationalgarde gerieten. Die als „Freiwilligenformationen“ bezeichneten ehemaligen Wagner-Truppen sollten mit Sechsmonatsverträgen in die Ukraine entsandt werden und nach Afrika mit Neunmonatsverträgen, hieß es.
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Der langjährige Wagner-Agent Anton Yelizarov schien die Integration Tage später zu bestätigen. In einem Video, das auf einem mit Wagner verbundenen Telegram-Kanal gepostet wurde, sagte er, er sei beim Bau eines Lagers dabei gewesen, in dem Wagner-Truppen „für das Wohl Russlands arbeiten“ und sich mit Einheiten der Nationalgarde in einer neuen Formation zusammenschließen würden.
Ex-Wagner-Truppen schließen sich Kadyrow an
Die Eingliederung ehemaliger Wagner-Sturmkommandos in Rosgvardias Freiwilligenkorps sei höchstwahrscheinlich ein Hinweis darauf, dass Wagner erfolgreich Rosgvardia untergeordnet wurde, was die staatliche Kontrolle Russlands über die Wagner-Gruppe verstärke, zitiert die BBC britische Beamte.
Andere Ex-Wagner-Truppen hätten sich verpflichtet, mit Ramsan Kadyrow und seinen Achmat-Truppen zu kämpfen, wie eine aktuelle Untersuchung der BBC ergab. Ein greifbares Beispiel für den Niedergang der Gruppe sei, als Berichten zufolge ihr Logo von dem Hochhaus in St. Petersburg entfernt wurde.
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