Berlin. Bei der Europawahl durften auch 16-Jährige wählen. Doch die Trends der letzten Jahre nehmen bei der Jugend eine erstaunliche Wende.

Die Grünen, die Partei der Jugend? Das war vielleicht einmal. Bei der Europawahl 2024 zeigt sich ein gegenläufiger Trend. Konnte sich die Partei gemeinsam mit der FDP bei der Bundestagswahl 2021 noch damit brüsten, die meisten jungen Wähler erreicht zu haben, verzeichnet die Partei bei dieser Gruppe dramatische Einbußen.

Die Grünen verloren in der Gruppe der 16- bis 24-Jährigen knapp 24 Prozent der Stimmen. Nur 11 Prozent dieser Gruppe entschieden sich für die Partei. Bei der Europawahl 2019 waren die Grünen mit 34,9 Prozent noch mit großem Abstand stärkste Kraft. Ebenfalls verloren die Liberalen unter den jungen Menschen an Zustimmung, wenn auch auf längst nicht so dramatischem Niveau (2024: 7 Prozent, 2019: 8 Prozent). Damit belegt die FDP einen der letzten Plätze des Rankings, gemeinsam mit den Linken und dem Bündnis Sahra Wagenknecht.

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Europawahl 2024: AfD mit deutlichen Gewinnen bei jungen Menschen

Stattdessen konnten unter den jungen Wählerinnen und Wählern die politischen Ränder hinzugewinnen. Bemerkenswert ist die Zustimmung der 16- bis 24-Jährigen für die rechtspopulistische AfD, die demnach über zehn Prozentpunkte dazugewann: Bei den Jungwählern kommt sie auf 16 Prozent. Stärkste Partei wird in dieser Aufschlüsselung die Union mit 17 Prozent.

Und die Sozialdemokraten? Die SPD kann ihr schlechtes Ergebnis der Europawahl von 2019 nur marginal verbessern. Unter den 16- bis 24-Jährigen kommt sie auf 9 Prozent (2019: 8,5 Prozent).

Bei der Europawahl durften erstmals auch Menschen ab 16 Jahren wählen, was ihnen bislang bei Bundestagswahlen nicht erlaubt ist. Ausgerechnet die Grünen hatten sich immer wieder ein Herabsetzen des Wahlalters eingesetzt. Die Union sah dies bis zuletzt verhalten.

Europawahl: Andere Parteien bei jungen Menschen am beliebtesten

Unter jungen Menschen deutet sich also ein konservativ-rechter Trend ab. Davon abgesehen scheint diese Wählergruppe aber auch enttäuscht von Inhalten etablierter Parteien. Wenn auch nur mit leichten Zugewinnen, wählten deutlich 28 Prozent der jungen Menschen sonstige Parteien. Darunter zählen etwa die Satirepartei Die Partei, die proeuropäische Bewegung Volt, die progressive Gruppierung Volt, die konservativen Freien Wähler oder die Tierschutzpartei.