Colleville-sur-Mer. Bei der Gedenkfeier zum D-Day hat der Präsident der Ukraine eine unvergessliche Begegnung. Und eine, die ihm viel Beifall einbringt.

Beim D-Day-Gedenken in der Normandie hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj einen unvergesslichen Moment erlebt. Ein Kriegsveteran, der im Rollstuhl sitzt, wollte ihm beim Händeschütteln die Hand küssen und sagte: „Ah, Sie sind der Beschützer der Menschen, Sie treiben mir die Tränen in die Augen.“ Selenskyj war sichtlich gerührt, zog die Hand aber weg und erwiderte „Nein, nein, Sie haben Europa gerettet.“ Dann umarmte er den alten Mann, der daraufhin aus Respekt sein Baseball-Cap abnahm.

Als der innige Moment auf der großen Leinwand während der Gedenkveranstaltung am Omaha Beach übertragen wurde, brandete Applaus auf. An der Seite Selenskyjs war auch seine Frau, Olena Selenska, die von der Begegnung mit dem Kriegsveteranen sichtlich gerührt war. „Mein Held, ich bete für Sie“, sagte der Mann zum Präsidenten. „Nein, Sie sind unser Held“, erklärte Selenskyj verlegen und kniete sich neben den Mann. Einander vorgestellt hatte die beiden Männer der kanadische Präsident Justin Trudeau. „Das ist der ukrainische Präsident“, hatte Trudeau erklärt. „Er ist gerade selbst mit Kämpfen beschäftigt.“

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Selenskyj war während der Gedenkfeier auch von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron direkt adressiert worden. „Angesichts der Rückkehr des Krieges auf unseren Kontinent, angesichts der Infragestellung all dessen, wofür Sie gekämpft haben, angesichts derjenigen, die behaupten, Grenzen mit Gewalt zu verändern oder die Geschichte umzuschreiben, sollten wir uns derer würdig erweisen, die hier an Land gingen“, hatte Macron erklärt. Und mit Blick auf Selenskyj setzte er hinzu: „Ihre Anwesenheit hier an diesem Tag, Herr Präsident der Ukraine, sagt all dies aus.“

D-Day: Beim nächsten Gedenken dürften viele Veteranen nicht mehr leben

Wenig später sagte Macron der Ukraine eine ungenannte Zahl von Kampfjets des Typs Mirage 2000-5 zu. Selenskyj wird zudem im Rahmen eines offiziellen Besuchs im Élysée-Palast empfangen. Am Freitagmorgen traf Selenskyj zunächst den Verteidigungsminister Sébastien Lecornu und wird anschließend das Rüstungsunternehmen KNDS in Versailles besuchen. Wie der Élysée-Palast mitteilte, will das Unternehmen Waffen in der Ukraine fertigen lassen.

80 Jahre D-Day – die Chronologie zum „längsten Tag“

ARD History: 24 h D-Day
6. Juni 1944: Es ist früh am Morgen, die Sonne geht gerade auf, als die ersten Landungsboote einer Armada aus 7000 Schiffen, 11.500 Flugzeugen und 130.000 Soldaten aus den USA, Großbritannien und Kanada in die erste Angriffswelle geschickt werden. © NDR/SPIEGEL TV | NDR/Spiegel TV
Alliierte Landung in der Normandie 1944 - D-Day. - Debarquement allie en Normandie 1944
Der D-Day, der Tag der Entscheidung, hat begonnen. Er soll die Wende bringen in einem tödlichen Krieg, den die Nationalsozialisten fünf Jahre zuvor angezettelt haben – doch es wird auch einer der blutigsten Tage des Zweiten Weltkriegs sein. © picture-alliance / akg-images | akg-images
Alliierte Landung in der Normandie 1944 - -
Utah, Omaha, Gold, Juno und Sword: Diese Namen geben die Alliierten den fünf Landungsstränden der Normandie. Deren Einnahme ist die Grundlage der „Operation Overlord“, die sich über die folgenden 100 Tage erstreckt und mit der Befreiung der Normandie endet. © picture-alliance / akg-images | akg-images
In this photo provided by the U.S. Coast Guard, a U.S...
Allein aufseiten der Alliierten werden 10.000 Soldaten verwundet, gefangen genommen oder getötet. Die Voraussetzungen für die Landung sind nicht die besten: Der Seegang macht vielen Soldaten zu schaffen, ... © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | ASSOCIATED PRESS
ARD History: 24 h D-Day
... die Wellen gehen bis zu zwei Meter hoch. Der US-Soldat Kenneth T. Delaney erinnert sich: „Ich guckte zur Seite und sah, wie einige Landungsboote explodierten. Schiffe wurden getroffen und Männer wurden getötet, das war ein Anblick. Ich war nicht nervös, ich war nur seekrank.“  © NDR/SPIEGEL TV | NDR/Spiegel TV
Ende Zweiter Weltkrieg - D-Day
Die ersten Soldaten haben kaum eine Chance, sie rennen nahezu ungeschützt ins Maschinengewehrfeuer. Von der ersten Angriffswelle der Alliierten gibt es kaum Originalfotos, ... © picture alliance / dpa | UPI
D-Day: Landung der Alliierten in der Normandie
... nur elf kann der berühmte Kriegsfotograf Robert Capa schießen, bevor er zurückkehrt auf eines der US-Schiffe. Unterstützung erhalten die Infanteristen vom Trommelfeuer, das die 28 britischen, kanadischen und amerikanischen Kreuzer und Schlachtschiffe auf die deutschen Stellungen eröffnen. © picture-alliance / dpa | -
ARD History: 24 h D-Day
Zusätzlich zu den Soldaten, die an den Stränden der Normandie die deutschen Stellungen stürmen sollen, springen 23.000 Fallschirmjäger über der Region ab. Zahlreiche Bomber, die eigentlich die deutschen Stellungen am Omaha Beach zerstören sollen, können ihre Ziele wegen des schlechten Wetters nicht ausmachen und ... © NDR/SPIEGEL TV | NDR/Spiegel TV
Alliierte Landung in der Normandie 1944
... müssen unverrichteter Dinge wieder zurückfliegen. Die ersten Infanteristen, die am Strand ankommen, müssen deshalb nahezu ohne unterstützendes Feuer den Strand erstürmen. © picture alliance / akg-images | akg-images
Alliierte Landung in der Normandie 1944 / Landeübung / Foto
Kurz nach 6.30 Uhr betreten die ersten alliierten Soldaten französischen Boden. Etwa 500 deutsche Soldaten in den Verteidigungsstellungen direkt am Strand antworten mit durchgehendem MG-Feuer. Einzelne Kompanien werden nahezu vollständig ausgelöscht. © picture alliance / akg-images | akg-images
ARD History: 24 h D-Day
„Stundenlang habe ich um mein Leben geschossen, um die Heimat zu verteidigen“, erinnert sich der deutsche Wehrmachtssoldat Franz Gockel später. „Das war uns als jungen Soldaten beigebracht worden.“ (Das Bild zeigt einen deutschen Kriegsgefangenen aus der ARD-Dokumentation „24 Stunden D-Day“, für die zahlreiche historische Bilder nachkoloriert wurden). © NDR/SPIEGEL TV | NDR/Spiegel TV
Alliierte Landung in der Normandie 1944 - Allied landings in Normandy 1944 - Débarquement allié en Normandie 1944
Viele der Männer sind kaum 20 Jahre alt. Sie müssen mit schwerer und tropfnasser Ausrüstung zunächst ins hüfthohe Wasser, dann kämpfen sie sich zum Strand vor, während unaufhörlich Maschinengewehrsalven auf sie abgefeuert werden. Einige versuchen, sich ... © picture alliance / akg-images | akg-images
2. Weltkrieg - Invasion 1944: D-Day
.... hinter den sogenannten Tschechenigeln vor dem MG-Feuer zu schützen. Die Deutschen hatten die Strandhindernisse platziert, um Panzern und anderen Fahrzeugen das Anlanden zu erschweren. © picture alliance / United Press International (UPI) | United Press International (UPI)
Men of the American assault troops of the 16th Infantry Regiment...
Dennoch werden allein in den ersten Minuten der Militäroperation Hunderte allierte Soldaten verwundet oder getötet. „Eine grauenhafte Erinnerung“, sagt Gockel. „Besonders der Moment, als die im Wasser Liegenden mit den Wellen immer näher an den Strand getrieben wurden. Ich sah, wie einige versuchten, aufzustehen und zu laufen.“ © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | ASSOCIATED PRESS
Alliierte Landung in der Normandie 1944
Sanitäter der US-Armee versorgen die Verwundeten direkt am Strand. Auch der US-Soldat Kenneth T. Delaney wird getroffen. © picture alliance / akg-images | akg-images
US soldiers on a Normandy Beach, June 6, 1944
„Ich robbte über den Strand auf eine Mauer zu“, erinnert er sich. „Dahinter hockte schon ein ganzer Haufen Männer, stöhnend und brüllend. Alle waren verwundet.“ (Das Bild zeigt einen verwundeten US-Soldaten). © picture alliance / Photo12 | Coll-DITE-USIS
D-DAY FRANCE
Bis zum Mittag schaffen es die US-Truppen am Omaha Beach, die ersten Brückenköpfe auf den Dünen einzunehmen. Dahinter treffen sie auf die Fallschirmjäger. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | ASSOCIATED PRESS
D-Day
Erst um 16 Uhr sind alle fünf Strände gesichert. Bis zum Ende des Tages sterben etwa 4400 Männer, doch die Invasion hat einen ersten wichtigen Erfolg. © picture alliance / Photoshot | Photoshot
Alliierte Landung in der Normandie 1944 - Allied landings in Normandy 1944 - Débarquement allié en Normandie 1944
An den Landungszonen der Normandie gehen 155.000 alliierte Soldaten an Land – und etwa 20.000 Militärfahrzeuge, die ... © picture alliance / akg-images | akg-images
ZWEITER WELTKRIEG FRANKREICH INVASION NORMANDIE
... für den Vorstoß ins Landesinnere dringend gebraucht werden. „Zu diesem Zeitpunkt war der Krieg eigentlich für Deutschland bereits verloren“, sagte der Historiker Peter Lieb im Interview mit dem DLF. © picture alliance/KEYSTONE | Str
75 Jahre D-Day: Auf Spurensuche in der Normandie
Doch die politische Bedeutung des Tages sei viel größer gewesen, so der Experte. Der D-Day sei entscheidend dafür gewesen, „wie die Landkarte Europas nach dem Zweiten Weltkrieg ausschauen“ würde. © picture alliance/dpa/Musée du Débarquement de Utah Beach | Musée du Débarquement de Utah Beach
ARD History: 24 h D-Day
Dafür hätten die Alliierten in ihren Planungen von bis zu 10.000 Toten allein am ersten Tag, am Landungstag, gerechnet – ein hoher Preis, den sie zu zahlen bereit waren. Zwar gab es am Ende nicht so viele Opfer wie befürchtet, doch ... © NDR/SPIEGEL TV | NDR/Spiegel TV
... vielen Veteranen haben sich die Erlebnisse dieses Tages für immer ins Gedächtnis gebrannt. Und nicht nur alliierten Soldaten. Auch auf deutscher Seite wurden am D-Day schätzungsweise 4000 bis 9000 Soldaten verwundet oder getötet.
... vielen Veteranen haben sich die Erlebnisse dieses Tages für immer ins Gedächtnis gebrannt. Und nicht nur alliierten Soldaten. Auch auf deutscher Seite wurden am D-Day schätzungsweise 4000 bis 9000 Soldaten verwundet oder getötet. © AFP | -
ARD History: 24 h D-Day
Viele kamen in Kriegsgefangenschaft, die Gefallenen wurden später auf einem der größten deutschen Soldatenfriedhöfe in der Normandie begraben. © NDR/SPIEGEL TV | NDR/Spiegel TV
In La Cambe liegen bis heute die Überreste von mehr als 21.000 gefallenen Wehrmachtssoldaten begraben, aber es gibt an mehreren Stellen der fünf Landungsstrände Gedenkorte.
In La Cambe liegen bis heute die Überreste von mehr als 21.000 gefallenen Wehrmachtssoldaten begraben, aber es gibt an mehreren Stellen der fünf Landungsstrände Gedenkorte. © AFP | Lou Benoist
France Prepares To Mark D-Day 80
In Vierville-sur-Mer erinnert eine Statue an die US-Soldaten am Omaha Beach und an die Invasion vor 80 Jahren, direkt im Zentrum von Omaha Beach ... © Getty Images | WIN MCNAMEE
.... das Denkmal „Les Braves“. Zum Gedenktag am 6. Juni werden neben US-Präsident Joe Biden auch der französische Präsident Emmanuel Macron, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und andere Staats- und Regierungschefs in der Normandie erwartet. 
.... das Denkmal „Les Braves“. Zum Gedenktag am 6. Juni werden neben US-Präsident Joe Biden auch der französische Präsident Emmanuel Macron, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und andere Staats- und Regierungschefs in der Normandie erwartet.  © AFP | Lou Benoist
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An einer Zeremonie auf dem US-Militärfriedhof mit Joe Biden und Macron hatten am Donnerstag rund 170 Veteranen teilgenommen – alle jenseits der 90, einige über 100 Jahre alt. Beim nächsten größeren D-Day-Gedenken in fünf Jahren dürften viele von ihnen nicht mehr am Leben sein. Umso anrührender war ihr Auftritt. Die Veteranen wurden bei der Veranstaltung in Colleville-sur-Mer einzeln auf die Bühne gebracht, begleitet von Angehörigen und medizinischen Helfern.

Kriegsveteranen wirkten emotional bei Zeremonie auf US-Militärfriedhof

Die meisten Überlebenden der historischen Militäroperation (Operation „Overlord“) saßen im Rollstuhl, einzelne liefen gestützt auf die Bühne. Manche salutierten, winkten, lüfteten ihre Kappe zum Gruß, und viele wirkten selbst emotional angesichts der großen Feierlichkeiten. Zehntausende Besucher kamen auf das Friedhofsgelände und zollten diesen Männern – und einzelnen Frauen – Tribut, würdigten jeden Einzelnen von ihnen mit lang anhaltendem Beifall.

Am 6. Juni 1944 waren die Soldaten der Alliierten an den Stränden der Normandie gelandet. Der D-Day markierte den Auftakt der Befreiung Frankreichs und Westeuropas von der Nazi-Herrschaft. Er steht aber auch für ein unmenschliches Blutvergießen, Zehntausende Tote und Verwundete. Zur Streitmacht der Alliierten gehörten damals vor allem US-Amerikaner, Briten, Kanadier, Polen und Franzosen. Etwa 3100 Landungsboote mit mehr als 150.000 Soldaten landeten damals an den Stränden an.