Berlin/Paris. Jordan Bardella ist Marine Le Pens „Ziehsohn“ und ihr treu ergeben. Er hat bei der Europawahl abgeräumt. Das macht seinen Erfolg aus.
Er ist das, was man einen Shooting-Star nennt. Jordan Bardella ist erst 28 Jahre alt. Und dass die Rechtsextremen bei der Europawahl in Frankreich als haushohe Sieger hervorgingen, haben sie vor allem ihm zu verdanken.
Gelernt hat er eigentlich nichts – außer Politik. Schon als Jugendlicher verteilte er in den Vororten von Paris Flugblätter für den rechtsnationalistischen „Front national“, wie die Partei von Marine Le Pen damals noch hieß. Er bat um einen Termin bei ihr. Angeblich habe sie sein politisches Talent sofort erkannt und konsequent gefördert. Mit 23 Jahren saß er schon im Europa-Parlament. Und es dauerte nicht lange, da war er ihr Stellvertreter. Heute ist er Chef der rechtsextremen Partei, die inzwischen Rassemblement National (RN) heißt.
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Bei Bardella, - groß, schlank, gutaussehend, schlagfertig und stets freundlich - zählt der Auftritt ganz offenbar mehr als der Inhalt. Jedenfalls bei seinem Stammpublikum, den Jungwählern. Obwohl er bei dem TV-Duell vor der Europawahl mit Frankreichs jungem Regierungschef Gabriel Attal (35) klar als Verlierer vom Feld ging, gaben ihm offensichtlich vor allem die jungen Franzosen ihre Stimme.
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Genau das war das Ziel, das Le Pen im Auge hatte. Bardella sollte die Wählerbasis ausbauen. Sie hatte vor allem die jungen Menschen, die Arbeiter und auch die Zu- und Einwanderer der zweiten und dritten Generation im Auge. Der 28-Jährige schien dafür bestens geeignet. Ihm wurde nichts geschenkt. Anders als Attal, der als Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie in Paris aufwuchs und an einer Elite-Universität studierte, lebte Bardella als Einwandererkind mit italienischen sowie algerischen Wurzeln in einer Sozialbausiedlung des Pariser Vororts Drancy. Er machte ein glänzendes Abitur, brach sein Geschichtsstudium aber später ab.
Frankreich: Bardella spricht viel über Migranten, die sich nicht intergrieren wollen
Er machte Wahlkampf mit seiner Herkunft und betonte immer wieder, wie gut er die Probleme der Vorstädte aus eigener Erfahrung kenne. Seine Mutter war alleinerziehend, sie habe trotz ihrer Arbeit in einem Kindergarten oft Schwierigkeiten gehabt, die monatlichen Kosten zu decken. Weil er selbst Einwanderkind sei, könne er auch sagen, dass Frankreich ein Problem mit der ungebremsten Zuwanderung von Menschen habe, die sich nicht integrieren wollten. Das sei bei seinen Großeltern ganz anders gewesen. Die „submersion migratoire“ (Migranten-Überschwemmung), wie er es nennt, ist sein Lieblingsthema.
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Wer viel über ihn liest, erfährt auch, dass sein Vater als Unternehmer erfolgreich war, seinem Sohn das Reisen ermöglichte und auch den Umzug in eine bessere Gegend. Wahlkampf macht er damit allerdings nicht.
Bardella verkörpert einen neuen Typ rechtsnationaler Politiker. Er wirkt sympathisch und seriös und holt die jungen Franzosen dort ab, wo sie sind: in den sozialen Netzwerken. Fernsehdebatten wie die gegen Attal sind für ihn von gestern. Er macht Videos und postet fleißig. Allein auf TikTok hat er eine Fangemeinde von 1,2 Millionen Followern, außer Präsident Macron kann ihm keine andere politische Persönlichkeit da das Wasser reichen.
Frankreich: Rechtsextremer Bardella hat eine junge Fangemeinde
Immer wieder hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vor der Europawahl davor gewarnt, dass von den Rechtsextremisten eine Gefahr für Frankreich und Europa ausgehe. Doch als Bürgerschreck taugt Bardella nicht. Der Frexit (Ausstieg Frankreichs aus der EU) und die Wiedereinführung des Franc wurden aus dem RN-Programm gestrichen. Man ist jetzt, so nennt es die Partei, für ein Europa der Nationen und man will die EU von innen verändern. Le Pen versucht, die Partei vom extremrechten Rand zu lösen. Sie will im vierten Anlauf endlich Präsidentin Frankreichs werden und Bardella soll ihr dabei helfen. Bisher ist er ihr treu ergeben und macht kaum Fehler.
Seine Wahlkampftermine waren eher Pop-Konzerte als Informationsveranstaltungen. Mit hämmernder Musik und Lichtshow marschierte er bei einem seiner letzten Wahlkampf-Auftritte in der RN-Hochburg Hénin-Beaumon auf die Bühne. „Jordan, Jordan“ rief die Menge – es war ein überdurchschnittlich junges Publikum. Und da einige Mädchen im Saal „Jordan, wir lieben dich“ kreischten, lauteten die ersten Worte seiner alle drei Minuten von rhythmischem Klatschen unterbrochenen Rede: „Ich liebe euch auch!“
(mit P.H.)
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