Berlin. Die Ökopartei träumt weiterhin vom wichtigsten Amt im Staate. Habeck und Baerbock haben Ambitionen – doch ein Name fällt besonders oft.
Sie oder er? Vor der Bundestagswahl 2021 haben die Grünen mit Hingabe über die Frage diskutiert, ob Annalena Baerbock oder Robert Habeck für die Partei ins Rennen ums Kanzleramt gehen soll. So ist es jetzt mit Blick auf die Wahl 2025 auch wieder. Der Unterschied zu damals ist: Heute sind die beiden nicht mehr Parteivorsitzende, sondern gestandene Regierungsmitglieder.
Vor dem Urnengang 2021 zog Baerbock die Frauen-Karte, verpatzte dann aber ihren Wahlkampf und übernahm nach der Bildung der Ampel-Koalition den Posten der Außenministerin. Habeck wäre ehedem auch gern Kanzlerkandidat geworden, musste aber zurückstecken. Teil der Absprachen war, dass er bei den Grünen den Hut aufhaben wird, falls sie als Juniorpartner in eine Regierungskoalition einziehen. Also wurde er nicht nur Minister für Wirtschaft und Klimaschutz, sondern auch Vizekanzler.
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Das ist die Ausgangslage, wenn irgendwann zwischen dem Herbst und dem kommenden Frühjahr entschieden werden muss, wer die Partei in die nächste Bundestagswahl führt. Am Ende dürften Baerbock und Habeck das unter sich ausmachen. Die jetzige Parteiführung würde gern eine Urwahl unter den Mitgliedern vermeiden.
Grüne: Eine Urwahl möchte die Parteiführung vermeiden
Baerbock sagte unlängst dieser Redaktion auf die Frage, ob sie noch einmal Kanzlerkandidatin werden wolle: „Alles hat seine Zeit. Auch die Beantwortung dieser Frage.“ Das persönliche Verhältnis der beiden grünen Frontleute gilt inzwischen als ausgesprochen kompliziert. Vom einstigen Dream-Team an der Parteispitze ist nichts mehr übrig. Interesse an der Kanzlerkandidatur darf man getrost beiden unterstellen.
Der 54-jährige Habeck kommuniziert bereits wie ein Kanzler – erst recht dann, wenn Amtsinhaber Olaf Scholz (SPD) in heiklen Situationen mal wieder nicht die richtigen Worte findet. Seit der Pleite mit dem Heizungsgesetz ist Habeck nicht mehr der Liebling der Massen und der Medien. Aber seine Stärke sind das Wort und die Empathie. Das unterscheidet ihn vom unterkühlten Scholz und dem schneidigen CDU-Chef Friedrich Merz. Die 43-jährige Baerbock wiederum könnte sich im Wahlkampf als junge, weltgewandte Frau vom Bewerberfeld absetzen.
Bei den Grünen gibt es viele, die glauben, dass es am Ende eher auf Habeck hinauslaufen dürfte. Noch aber ist nichts entschieden. Der Vizekanzler jedenfalls erhielt am Donnerstag schon mal Rückendeckung von einem der einflussreichsten Grünen überhaupt – nämlich Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Dem „Spiegel“ sagte er: „Ich würde es begrüßen, wenn Robert Habeck Spitzenkandidat wird.“
Partei | Bündnis 90/Die Grünen |
Gründung | 14. Mai 1993 |
Ideologie | Grüne Politik, Ökologie, Soziale Gerechtigkeit, Europäische Integration |
Vorsitzende | Ricarda Lang und Omid Nouripour (Stand: April 2023) |
Fraktionsstärke | 118 Abgeordnete im Bundestag (Stand: April 2023) |
Bekannte Mitglieder | Robert Habeck, Annalena Baerbock, Winfried Kretschmann |