Berlin. Winter zu Ende, Schlammsaison vorbei: Russland geht in der Ukraine in die Offensive. Putin will Bodengewinne und hat ein Datum im Kopf.
- Russland geht in der Ukraine in die Offensive
- Dabei habe Putin bereits ein Datum für ein neues Kriegsziel gesetzt
- Der russische Präsident will offenbar bis zum „Tag des Sieges“ im Mai Erfolge sehen
Deutschland liefert der Ukraine ein weiteres Flugabwehrsystem vom Typ Patriot. Die Hilfe wird auch dringend benötigt. Denn das Momentum gehört Russland. Die russische Armee hat ihre Angriffe massiv verstärkt.
Der ukrainische Armeechef Oleksandr Syrskyj ist in großer Sorge und macht die neue Lage im Ukraine-Krieg insbesondere an zwei Daten fest. Seit der Präsidentenwahl Mitte März habe Russland seine Offensive „deutlich verstärkt“. Als nächste Marke habe Kremlchef Wladimir Putin offenbar den 9. Mai im Auge.
Russland: Zum 9. Mai will Putin Erfolge sehen
Der 9. Mai wird in Russland als „Tag des Sieges“ der Sowjetunion über Nazi-Deutschland gefeiert, ein patriotischer Feiertag. Das heißt: Militärparaden, Heldengeschichten. Und Siegesmeldungen?
Davon geht zumindest Syrskyj aus. Gerade war er an der Front: in der strategisch relevanten Kleinstadt Tschassiw Jar im Oblast Donezk. Die Ortschaft liegt am Siwerskyj-Donez-Donbas-Kanal.
Putins Eroberungsziel: Tschassiw Jar
Der Kiewer Armeechef glaubt, dass Putin seinen Truppen befahl, diese Stadt bis zum 9. Mai einzunehmen. Der Kremlchef will demnach auf seiner traditionellen Rede am 9. Mai Gebietsgewinne verkünden.
Das könnte Sie auch interessieren: Auf Putins Abschussliste: Hohe Verluste bei Leopard-Panzern
Die Lage an der Ostfront habe sich in den vergangenen Tagen „erheblich verschlechtert“, so Syrskyj. Die Russen setzen offenbar alles daran, die ukrainischen Verteidigungslinien westlich von Bachmut zu durchbrechen, um weiter nach Tschassiw Jar vorzustoßen. Mehrfach hat Syrskyj auf seinem Telegram-Kanal seine Sorge ausgedrückt. Seine Analyse wurde vielfach in sozialen Netzwerken aufgegriffen.
Die berüchtigte Rasputizam, die Schlammzeit im Frühjahr, scheint zu Ende zu sein. Die Straßen sind wieder besser befahrbar. Das zuletzt heiße und trockene Wetter nutzen die Russen für Vorstöße mit Panzern. Sie setzen neues Material und frische, ausgeruhte Truppen ein.
Ukraine-Krieg: Kommt Hilfe aus den USA rechtzeitig?
Sie bewegen sich Richtung Lyman, Chasiv Yar und Pokrowsk. Noch wehren sich die Ukrainer mit aller Macht; sie haben sich regelrecht eingegraben. Bislang hält das Bollwerk. Aber den Ukrainern mangelt es an Artilleriemunition und an Luftverteidigungssystemen.
Lesen Sie dazu: Putins Materialschlacht: Ist Rheinmetall kriegsentscheidend?
Die US-Denkfabrik Institute for the Study of War warnt, je länger die Ukraine auf Militärhilfe aus den USA warte, desto schwieriger werde es für ihre Streitkräfte. Und: Das russische Militärkommando gehe wahrscheinlich davon aus, dass man deshalb nicht in der Lage sein werde, sich erfolgreich zu verteidigen.
Syrskyj mobilisiert gerade die letzten Reserven, Munition, Drohnen, Flugabwehr. Deswegen auch wurde die Meldung mit Erleichterung aufgenommen, dass Deutschland ein Patriot-System aus den Beständen der Bundeswehr abgeben will.
Das könnte Sie auch interessieren: Der „Taurus“ ist einzigartig, für Scholz einzigartig brisant
- Kriegsmaterial: Gehen Russland im Ukraine-Krieg die Panzer aus?
- Teure Produkte: Russen kaufen westliche Waren, die in Kiew niemand will
- Rüstungsmesse: Panzer, Drohnen – und die Rakete, die uns vor Putin rettet
- Militärexperte: Masala: „Auf der Krim hat die Ukraine jetzt die Initiative“