Berlin. Der Iran besitzt das größte Arsenal an Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern im Nahen Osten. Ein Überblick über Waffen und Verbündete.
Israel hat in der Nacht zum Freitag wohl mehrere Ziele im Iran angegriffen. Auch aus der Millionenstadt Isfahan melden iranische Staatsmedien eine Explosion. Besonders brisant: in Isfahan liegen das größte nukleare Forschungszentrum des Landes sowie Einrichtungen der Rüstungsindustrie. Wie wird der Iran auf die Attacke antworten? Welche militärischen Waffen stehen ihm dazu zur Verfügung und welche Verbündeten unterstützen ihn? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
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Über welches militärische Arsenal verfügt der Iran?
Nach dem Global Firepower Index 2024 steht der Iran beim weltweiten Vergleich der militärischen Stärke auf Rang 14, drei Plätze hinter Frankreich und noch vor Deutschland. Bei Luftwaffe und Panzern sitzt der Iran zwar auf veraltetem Gerät, das zum Teil noch aus Sowjetzeiten stammt. Dafür hat er ein modernes Arsenal an Drohnen, ballistischen Raketen und Marschflugkörpern. US-Geheimdienste schätzen den Bestand an ballistischen Raketen größerer Reichweite auf 3000. Kein anderes Land im Nahen Osten verfügt über ein derartiges Potenzial.
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Kurzstreckenraketen mit einer Reichweite von bis zu 800 Kilometern umfassen die Typen Fateh-110, Fateh-313, Zolfaghar oder Kiam-1. Die Mittelstreckenraketen Shahab-3 und Sedschil sind in der Lage, Ziele in bis zu 2000 Kilometer Entfernung zu treffen. Das erhöht die Gefahr sowohl für Israel als auch für die US-Militärbasen im Irak und in Syrien.
Die gleiche Bedrohung geht von dem rasant wachsenden Anteil an Marschflugkörpern aus. Im Gegensatz zu ballistischen Raketen fliegen Marschflugkörper tief und sind vom gegnerischen Radar nur schwer zu erfassen. So kommt der Soumar auf eine Reichweite von 2500 Kilometern. Im November 2022 hat der Iran zum ersten Mal eine ballistische Hyperschallrakete gestartet. Die opulente Raketenentwicklung ist umso bedrohlicher, als der Iran den Aufbau seines Atomprogramms mit Riesenschritten forciert. Er hat Uran bereits zu 60 Prozent angereichert – 90 Prozent braucht es für den Bau einer Nuklearwaffe. Erst Ende 2023 registrierte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) zuletzt, dass der Iran seine Produktion von hochangereichertem Uran in den Produktionsstätten Natans und Fordow hochgefahren hat.
Seit Ende November seien dort rund neun Kilogramm auf bis zu 60 Prozent Reinheitsgrad angereichertes Uran hergestellt worden – nach rund drei Kilogramm monatlich in den Monaten davor. Irans Politiker betonen seit Jahren, keine Atomwaffen herstellen zu wollen. Westliche Staaten schenken diesen Beteuerungen jedoch keinen Glauben. Seit März 2023 gilt zwischen der IAEA und der iranischen Führung, dass die Behörde iranische Produktionsstätten engmaschiger überprüfen darf.
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Woher bekommt das Mullah-Regime seine Waffen?
Trotz der internationalen Sanktionen hat das Mullah-Regime seit Jahren eine florierende Rüstungsindustrie. Die Iraner sind spezialisiert darin, ihre Militärgüter aus zivilen Komponenten zusammenzubauen. Auch werden erbeutete Waffen ausgeschlachtet.
Das iranische Raketenprogramm basiert insbesondere auf Entwicklungen aus Nordkorea und Russland. So wurde die Shahab-3-Mittelstreckenrakete in den 90er-Jahren aus der nordkoreanischen Nodong weiterentwickelt. Technische Unterstützung soll der Iran auch von China erhalten haben. Da Teheran Waffen an Russland liefert, ist von einem Tauschgeschäft auszugehen: Moskau zahlt nicht nur mit Rohstoffen und Geld, sondern auch mit Know-how für die iranische Rüstungsindustrie.
Wen beliefert Teheran mit Rüstungsgütern?
Nach Angaben westlicher Sicherheitskreise verschickt das Mullah-Regime mindestens 400 ballistische Raketen an Russland. Diese sollen die Luftabwehr der Ukrainer verschleißen. Darüber hinaus spielen iranische Shahed-Drohnen für Russland eine zentrale Rolle im Ukraine-Krieg. Die Kamikaze-Drohnen können in Schwärmen angreifen und selbst die modernen Luftverteidigungssysteme der Ukraine überlasten.
Die iranischen Drohnen und Raketen sind zudem um Längen billiger als die russischen Waffentypen. So kostet die Shahed-136-Drohne rund 20.000 Dollar und die Fateh-110-Rakete etwa 110.000 Dollar. Zum Vergleich: Der Preis für einen Kalibr-Marschflugkörper, den Russland im Ukraine-Krieg häufig einsetzt, beträgt fast sechs Millionen Dollar. Doch nicht nur Russland ist an iranischen Drohnen interessiert. Nach Angaben von Teheran haben bereits 22 Länder Kaufangebote übermittelt – darunter Algerien, Armenien, Serbien und Tadschikistan.
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Ein bedeutender Teil der iranischen Waffen geht an die Verbündeten im Nahen Osten. Die in der „Achse des Widerstandes“ versammelten Kräfte sollen Ziele in Israel sowie US-Stützpunkte in der Region angreifen. Nach westlichen Schätzungen verfügt die Hisbollah über bis zu 150.000 Raketen, die zum Teil mit hochmodernen GPS-Systemen ausgestattet sind. Das US-Außenministerium geht davon aus, dass Teheran der Hisbollah mit rund 700 Millionen Dollar pro Jahr unter die Arme greift.
Auch die islamistische Hamas im Gazastreifen wird seit 2007 vom Iran aufgerüstet. Sie bekommt militärische Logistik und Raketentechnologie, was den Aufbau lokaler Produktionsstätten ermöglicht. Die schiitischen Huthi-Rebellen im arabischen Bürgerkriegsland Jemen werden ebenfalls mit modernen iranischen Waffen ausgestattet.
Welche Szenarien sind nun weiter denkbar?
Auf die Tötung der drei Generäle und vier Offiziere der Revolutionsgarden in der iranischen Botschaft in Damaskus hatte der Iran mit einem massiven Beschuss von Israel geantwortet. Rund 300 Drohnen und Raketen attackierten israelisches Territorium, von denen allerdings fast alle von Israel und seinen Verbündeten abgeschossen werden konnten. Der gescheiterte Angriff wurde von vielen Beobachtern als ein Sieg Israels gewertet, Iran gab bekannt, nun „quitt“ zu sein.
Wie der Iran diesmal antworten wird, wird auch stark davon abhängen, wie groß die Schäden des israelischen Angriffs sind. Vor dem letzten iranischen Angriff auf Israel tat der Iran jedenfalls alles dafür, dass Israel sich auf die Attacke vorbereiten konnte und die Schäden dadurch klein blieben. Das Interesse des Mullah-Regimes an einer Eskalation scheint gering zu sein. Gerade auch, weil Israel nach Irans letztem Schlag so viel Unterstützung wie seit langem nicht mehr hinter sich versammeln konnte.
Mehr von Israel-Korrespondentin Maria Sterkl
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