Solingen. Noch ist nichts bewiesen, aber Tayfun Keltek vom NRW-Integrationsrat sieht eine Verbindung zum Anschlag auf die Solinger Familie Genç.
Der Chef des Landesintegrationsrates, Tayfun Keltek, geht davon aus, dass der Brandanschlag von Solingen einen rassistischen Hintergrund hat.
Tayfun Keltek: „Fortsetzung der Gräueltat von vor 30 Jahren in Solingen“
„Leider müssen wir davon ausgehen, dass hinter dem feigen Anschlag rassistische Hintergründe stecken. Die aktuell gesellschaftlich aufgeheizte Lage lässt mich zu diesem Ergebnis kommen“, sagte Keltek. Die Tat sei ein weiterer Rückschlag für unser friedliches Miteinander in NRW „und eine Fortsetzung der Gräueltat von vor 30 Jahren in Solingen“. Keltek erinnert damit an den Mordanschlag von Solingen im Mai 1993, bei dem fünf Mitglieder der türkeistämmigen Familie Genç starben.
Familie stirbt bei Brandanschlag in Solingen
In Solingen-Höhscheid kam es am Montag zu einem tödlichen Brand in einem Mehrfamilienhaus. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Wuppertal handelte es sich um einen Anschlag, bei dem vier Menschen aus einer vermutlich aus Bulgarien stammende Familie starben: zwei Erwachsene und zwei Kinder im Alter von fünf Monaten und drei Jahren. Mehrere andere Bewohner des Hauses wurden verletzt.
„Die Menschen mit internationaler Familiengeschichte fühlen sich nicht sicher“
Laut Tayfun Keltek habe sich seit dem Anschlag auf das Haus der Familie Genç in Solingen die gesellschaftliche Stimmung hinsichtlich Rassismus und Rechtsextremismus nicht wesentlich verbessert: „Die Menschen mit internationaler Familiengeschichte fühlen sich nicht sicher.“ Darauf hatte Keltek schon im Dezember im Interview mit dieser Redaktion hingewiesen.
Der Integrationsratsvorsitzende erinnert auch an das vom Rechercheverbund Correctiv aufgedeckte Treffen von Rechtsextremisten in Potsdam: „Dieses Treffen der Rassisten und Antidemokraten zeigt einmal mehr, dass es nicht gelungen ist, den Rassismus und Rechtsextremismus in Deutschland zu bekämpfen.“
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Während für Migrantenvertreter und den Islamverband Ditib ein rassistisches Motiv für die Brandstiftung naheliegt, sehen die Behörden dafür keine Anhaltspunkte. Wie die Staatsanwaltschaft am Donnerstagabend gegenüber dem WDR mittelteilte, handelt es sich um eine Tat im „zwischenmenschlichen Bereich“. Was genau das heißt, ist noch nicht klar. Wie der WDR schreibt, gab es stundenlange Zeugenvernehmungen, die Hinweise auf das Motiv gegeben haben.