Berlin. Das Heizungsgesetz hat Hausbesitzer verunsichert. Wird die Förderung vom Staat am Ende wirklich ausgezahlt? Julian Schwark klärt auf.
Schornsteinfeger wie Julian Schwark spüren die Erschütterungen durch das Heizungsgesetz in ihrer Arbeit. Was er verunsicherten Kunden jetzt sagt und wann der Staat verpflichtet ist, Förderung zu zahlen, berichtet er im Gespräch mit dieser Redaktion. Schwark ist auch Energieberater und Mitglied im Vorstand des Bundesverbands des Schornsteinfegerhandwerks. Einmal die Woche beantwortet er die wichtigsten aktuellen Fragen rund ums Heizen und Energie.
Herr Schwark, Sie erleben in ihrer Beratungspraxis, wie es Leuten geht, die jetzt vor der Frage nach einer neuen Heizung stehen. Wie ist die Stimmung?
Julian Schwark: Man merkt eine große Unzufriedenheit mit der politischen Kommunikation und medialen Berichterstattung um das Thema, weil das alles sehr angstbasiert ist. Kann ich mir das noch leisten, was soll ich eigentlich tun? Wenn ich heute eine moderne, effiziente Biomasseheizung einbaue, die den Anforderungen entspricht, ist diese in Zukunft noch betreibbar oder ändern sich die Regeln wieder? Diese Fragen stellen sich die Leute jetzt häufiger, wir merken wir eine große Verunsicherung.
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Welche Bedenken gibt es am häufigsten?
Was wir oft hören, was aber ein Mythos ist: „Ich darf meine Heizung nicht weiter betreiben.“ Viele melden sich und haben Angst, dass ihre Heizung in fünf Jahren ausgebaut wird oder sie kein Gas mehr verbrennen dürfen. Das stimmt nicht. Wenn es konkret um eine neue Heizung geht, ist die häufigste Frage die, was denn jetzt der richtige Brennstoff ist. Die stellte sich vor dem Heizungsgesetz gar nicht.
Jetzt weiß jeder, dass er auf dem Weg nach 2045 betroffen ist und sich etwas verändert. Die Frage ist nur wann. Sehr verbreitet ist auch die Vorstellung, dass es für bestimmte Sachen – neue Fenster zum Beispiel oder eine neue Tür – sowieso kein Fördergeld gibt. Die Leute versuchen es dann gar nicht erst und lassen viel Geld liegen.
Was sagen Sie den Leuten, die verunsichert sind?
Wenn jemand eine neue Anlage mit Gas, Öl oder Holz einbauen will, ist eine Beratung verpflichtend. Wir nutzen dann den Beratungsflyer des Wirtschaftsministeriums. Und wir sprechen darüber, was sich mit verschiedenen Brennstoffen in den kommenden Jahren ändert, was mit dem Markt voraussichtlich passiert, wie sich der CO2-Preis entwickelt. Und regelmäßig entscheiden sich Leute nach der Beratung noch einmal um und bauen eine zukunftssichere Heizung mit erneuerbaren Energien ein.
Die KfW hat bis jetzt 8000 Anträge auf Förderung für einen Heizungstausch seit Ende Februar. Ist das viel?
Das ist für mich ein Zeichen, dass die Förderung gut angenommen wird. Das liegt aber auch daran, dass man in den ersten zwei Monaten des Jahres keine Anträge stellen konnte. Sowohl die Förderung für den Heizungstausch als auch die für bauliche Sanierung haben vernünftige Antragszahlen.
Die KfW sagt, Zusagen gibt es digital und automatisiert in wenigen Minuten. Ausgezahlt wird aber erst ab September. Verunsichert das weiter?
Grundsätzlich wird das Geld bei dieser Art der Förderung immer erst nach Fertigstellung der Baumaßnahmen ausgezahlt. Dass das mit der neuen Förderung erst ab September der Fall ist, betrifft nur diejenigen, deren Umbau deutlich vorher erledigt ist. Für die ist es ärgerlich, aber das ist eine Minderheit. In den meisten Fällen, für die Anträge gestellt werden, wird die Fertigstellung sowieso nach September sein.
Was passiert, wenn der Fördertopf leer ist, bis die neue Heizung fertig ist?
Die Förderzusage kommt meiner Erfahrung nach sehr schnell. Und sobald man diesen Bescheid in den Händen hält, ist der Staat verpflichtet, das auch zu zahlen. Das Geld gilt für den Staat in diesem Moment auch als ausgegeben. Wenn der Topf leer ist, gibt es also keine weiteren Zusagen mehr. Wer einen positiven Bescheid hat, hat eine 100-prozentige Sicherheit, dass er das Geld auch bekommen wird. Man darf allerdings nichts falsch machen, das ist wichtig, man muss die Förderrichtlinie erfüllen und auch tatsächlich das durchführen, was man beantragt hat. Dafür ist es gut, sich Experten ins Boot zu holen.
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