Berlin. Lohnen sich Kinderrentenversicherungen für den Nachwuchs? Experten haben dazu eine deutliche Meinung – und sagen, wie es auch geht.

Wer für den eigenen Nachwuchs vorsorgen will, hat mehrere Optionen. Eine sind Kinderrentenversicherungen, die einige Versicherungsunternehmen anbieten. Wie Experten das Produkt bewerten, wie viel man investieren sollte und welche Alternativen es gibt.

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Wie funktioniert eine Kinderrentenversicherung?

Letztlich wie eine gewöhnliche Rentenversicherung. „Es wird über viele Jahre und Jahrzehnte regelmäßig Geld eingezahlt, am Ende der Ansparphase gibt es dann eine lebenslange Rente oder auch das Kapital auf einen Schlag“, sagt der Versicherungsexperte Philipp Opfermann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Die Großeltern könnten zunächst manchmal bei Kinder-Produkten mitversichert sein. Dem Fachmann zufolge dürfen bei vielen Kinderrentenversicherungen neben der monatlichen Sparrate auch Sondereinzahlungen geleistet werden, etwa zum Geburtstag. Möglich sei auch die Entnahme von angespartem Geld, zum Beispiel für den Führerschein.

Was sollte man vor Abschluss einer Kinderrentenversicherung beachten?

Eltern sollten genau auf das Kleingedruckte und vor allem die Kosten schauen und sich nicht von süßen Maskottchen oder kindgerechter Werbung blenden lassen, mahnt der Verbraucherschützer.

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Welche Fallstricke gibt es?

Bei vielen Kinderrentenversicherungen werden sowohl Abschluss- als auch Verwaltungskosten fällig, warnt der Vorsorgeexperte Martin Klotz vom Geldratgeber Finanztip. „Gerade bei den Abschlusskosten spricht man schnell über vierstellige Beträge, die oftmals über die ersten fünf Jahre von den eingezahlten Beträgen als Gebühren an den Versicherer abgeführt werden“, so Klotz. Auch bei den Verwaltungskosten drohen dem Experten zufolge jährlich dreistellige Kosten.

Welche Versicherungen brauchen Kinder wirklich?
Welche Versicherungen brauchen Kinder wirklich? © iStock | Onfokus

Darüber hinaus sollten sich Versicherungsnehmer den sogenannten Rentenfaktor genau anschauen. Dieser Wert, der von Versicherung zu Versicherung variieren kann, bestimmt, wie viel Rente im Monat pro 10.000 Euro Kapital beim Erreichen des Rentenalters ausgezahlt wird.

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Vorsorgekenner Klotz hält zudem nicht viel davon, gemeinsam mit einer Kinderrentenversicherung auch noch zusätzliche Bausteine wie eine Unfall- oder Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. „Wir raten davon ab, weil es aus unserer Sicht besser ist, Altersvorsorge und Risikoabsicherung als zwei verschiedene Themen anzusehen“, erklärt er. Müssten Versicherungsnehmer etwa den Rentenvertrag kündigen, bestehe dann nicht die Gefahr, einen etwaigen anderen Zusatzschutz zu verlieren.

Was sagen Verbraucherschützer zu den Kinderrentenversicherungen?

Eher nicht. Rentenversicherungen mit Laufzeiten von mehreren Jahrzehnten seien einfach „zu unflexibel und oft mit hohen Kosten verbunden, die die ohnehin knappe Rendite zusätzlich schmälern“, sagt Verbraucherschützer Philipp Opfermann. Und weiter: „So verständlich der Wunsch vieler Eltern oder Großeltern ist, einen ersten finanziellen Grundstock für die lieben Kleinen zu bilden, sind Rentenversicherungen für Kinder hier sicher nicht die erste Wahl.“ Auch Martin Klotz von Finanztip rät generell dazu, andere Vorsorgepfade für den eigenen Nachwuchs zu wählen. „Grundsätzlich geht das viel effizienter.“

Wie viele Policen werden trotzdem jährlich abgeschlossen?

Verglichen mit anderen Produkten der Versicherungswirtschaft fristen Kinderrentenversicherungen ein Nischendasein. Zahlen dazu erhebt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zwar nicht regelmäßig. 2016 und 2017 waren aber fünf bis sechs Prozent aller neuen Policen bei den aufgeschobenen und fondsgebundenen Rentenversicherungen für Versicherte zwischen 15 und 19 Jahren bestimmt. Verbraucherschützer Opfermann hat dafür eine einfache Erklärung: „Eltern oder Oma und Opa meinen es ja gut und sind eine interessante Zielgruppe. Entsprechend bieten viele Versicherer Sparprodukte speziell für den Nachwuchs an und locken dann mit Stofftieren, Geschenken und bunten Flyern“.

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Was sagen Versicherer?

Ein Anbieter, die Nürnberger Versicherung, teilt mit, dass Kosten für das Produkt „vertragsindividuell“ seien und Kunden über das Kosteninformationsblatt dargestellt würden. „Eine generelle Aussage kann hier nicht getroffen werden“, so ein Sprecher. Bei 100 Euro monatlichem Gesamtbeitrag zu Beginn der Versicherung liegen die Abschlusskosten in einer Beispielberechnung bei 1854 Euro, hinzu kommen 63 Euro jährliche Verwaltungsgebühren und zusätzlich weitere Verwaltungskosten in Höhe von jährlich 0,20 Prozent des jeweils erreichten Vertragswerts.

Die generelle Kritik an einer Kinderrentenversicherung weist das Unternehmen zurück. Die fondsgebundene Rentenversicherung sei eine flexible Vorsorge, die sich dem Leben des Kindes anpasse. Ein Vorteil könne beispielsweise eine garantierte Mindestleistung zu Rentenbeginn sein, egal wie sich die Börsen entwickeln.

Welche Alternativen bei der Altersvorsorge für den eigenen Nachwuchs gibt es?

Der Geldratgeber Finanztip empfiehlt, bei der Altersvorsorge für Kinder mehrgleisig zu fahren und Geld breit gestreut anzulegen, zum Beispiel auch als Festgeld. „Einfache und günstige Lösungen“ sind laut Finanztip auch Kinderdepots, über die Eltern für ihren Nachwuchs in börsengehandelte Indexfonds, sogenannte ETFs, investieren können. „Ein ETF-Fondssparplan bietet mir bei entsprechender Laufzeit eine gute Chance auf ordentliche Rendite, ist kostengünstig und vor allem flexibel“, sagt auch Verbraucherschützer Philipp Opfermann.

Was sollten Eltern monatlich investieren?

Das lässt sich nur individuell beantworten, sagt der Geschäftsführer für Vorsorgeversicherungen beim Vergleichsportal Check24, Björn Zollenkop. Als Mindestsumme hält Zollenkop aber 25 Euro im Monat für angebracht. Das sei bei vielen Versicherern auch häufig der Mindestbeitrag. „Legen Eltern konsequent 50 bis 100 Euro pro Monat an oder sogar das ganze Kindergeld, kann der Nachwuchs vielleicht schon mit 60 Jahren in Frührente gehen. Bei 60 Jahren Laufzeit und einer angenommenen Rendite von sechs Prozent wird bei einem monatlichen Beitrag von 100 Euro ein Endkapital von rund 660.000 Euro erreicht“, rechnet er weiter vor.

Schaffen es Erziehungsberechtigte, das gesamte Kindergeld in Höhe von 250 Euro monatlich anzulegen, könnten sogar 1,65 Millionen Euro bei einer Laufzeit von 60 Jahren und einer Rendite von sechs Prozent erzielt werden. Das Kind sollte bei dieser Beispielrechnung als Erwachsener selbst weiter investieren – und so sein Vermögen wachsen lassen.