Berlin. Kaum angekommen, schon im Gefecht: Die Fregatte „Hessen“ hatte Feindkontakt im Roten Meer. Zwei Flugziele wurden abgeschossen.
Die im Roten Meer zum Schutz von Handelsschiffen eingesetzte Fregatte „Hessen“ hat den ersten Angriff der aus dem Jemen agierenden Huthi-Miliz abgewehrt. Das an der EU-Militärmission „Aspides“ beteiligte Schiff hat am Dienstagabend zwei feindliche Flugziele erfolgreich bekämpft. Es war der erste scharfe Waffeneinsatz der Deutschen Marine in der Mission.
Dazu teilte das US-Regionalkommando Centcom in der Nacht zum Mittwoch mit, amerikanische Flugzeuge „und ein verbündetes Kriegsschiff“ hätten zwischen 21.50 Uhr und 22.55 Uhr Ortszeit fünf Huthi-Drohnen abgeschossen. Ob es sich bei dem Schiff um die „Hessen“ handelt, blieb offen. Die Drohnen seien aus von der Miliz kontrollierten Gebieten im Jemen losgeschickt worden und hätten Handels- und Marineschiffe in der Region gefährdet, hieß es in einem Centcom-Post auf der Online-Plattform X (vormals Twitter).
„Hessen“ auf schwierigstem Einsatz der Deutschen Marine seit langer Zeit
Die „Hessen“ war erst vergangene Woche von Kreta zu ihrem Einsatz ins Rote Meer aufgebrochen, der von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) als der schwierigste Einsatz der Deutschen Marine seit Jahrzehnten beschrieben worden war. 240 Soldatinnen und Soldaten der Marine verrichten an Bord des 143 Meter langen Schiffes ihren Dienst. Nach Angaben der Bundeswehr erreichte die Fregatte am Wochenende das Einsatzgebiet.
Wie die Bundeswehr bei X mitteilte, hatten die Besatzung zunächst ein UAV (Unmanned Aerial Vehicle) erfasst und abgeschossen. „Kurze Zeit später näherte sich eine zweite Drohne der Fregatte“, hieß es. „Die Besatzung leitete erneut Abwehrmaßnahmen ein und bekämpfte das Ziel ebenfalls erfolgreich.“ Auf der Fregatte seien keine Personen- oder Sachschäden entstanden.
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Die mit dem Iran verbündete Huthi-Miliz will mit dem Beschuss von Handelsschiffen im Roten Meer ein Ende der israelischen Angriffe im Gazastreifen erzwingen. Der israelische Militäreinsatz ist eine Reaktion auf den Terrorüberfall der islamistischen Hamas am 7. Oktober.
Huthi bedrohen den Welthandel
Der Seeweg durch das Rote Meer und den Suezkanal ist eine der wichtigsten Handelsrouten weltweit. Wegen der Angriffe der vom Iran hochgerüsteten Huthi meiden große Reedereien zunehmend die kürzeste Seeverbindung zwischen Asien und Europa – mit erheblichen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.
Am Freitag hatte der Bundestag der deutschen Beteiligung an der EU-Mission „Aspides“ zugestimmt. Insgesamt sind 18 Länder dabei, unter anderem Belgien, Italien und Frankreich. Die „Hessen“ war vorher von Wilhelmshaven aus in Richtung Einsatzgebiet gestartet, mit dem Ziel, sofort nach dem Bundestagsbeschluss mit der Erfüllung des Auftrags beginnen zu können.
Verteidigungsminister Boris Pistorius hatte gesagt, der Einsatz leistet einen Beitrag zur Stabilisierung der Region. Der Bundestag hatte das Mandat zur Beteiligung der Bundeswehr an der EU-Mission am Freitag gebilligt. Dem Mandat zufolge kann sich die Bundeswehr mit bis zu 700 Soldatinnen und Soldaten an der Mission beteiligen.
Die „Hessen“ ist eine von drei Fregatten der sogenannten Sachsen-Klasse, die besonders für die Flugabwehr geeignet sind. Laut dem Inspekteur der Marine, Jan Christian Kaack, stellt sich die Fregatte auf Angriffe mit Raketen, Drohnen und ferngesteuerten „Kamikaze-Booten“ ein.
Auch andere Staaten in der Region im Einsatz
In der vergangenen Woche hatte die Huthi-Miliz erklärt, Angriffe auf Handelsschiffe vor der Küste des Landes ausweiten zu wollen. Man setze auf Eskalation als Antwort auf die Eskalation Israels im Gazastreifen, sagte der Anführer der Gruppe, Abdel-Malik al-Huthi, in einer Fernsehansprache. Bislang seien 48 Schiffe angegriffen worden. Zudem kündigte er den Einsatz von Unterwasserwaffen an.
Neben der EU-Mission laufen in der Region weiter Einsätze zur Abwehr der Angriffe, unter anderem der USA und Großbritanniens. Zuletzt hatten Streitkräfte der beiden Länder in der Nacht zum Sonntag 18 Huthi-Ziele an acht Orten attackiert. Dazu gehörten US-Angaben zufolge unterirdische Waffenlager der Miliz sowie Raketenlager, Drohnen, Luftverteidigungssysteme und Radaranlagen. Der britische Verteidigungsminister Grant Shapps drohte den Extremisten mit weiteren Angriffen, falls sie ihre Attacken auf Handelsschiffe nicht einstellen würden.
(pcl/AFP/dpa)