Brüssel. Die EU-Marinemission gegen Huthi-Angriffe im Roten Meer startet. Ist das Risiko für die Bundeswehr tragbar? Wo liegt die Grenze?
Die Bundeswehr steht im Nahen Osten vor dem gefährlichsten Marine-Einsatz ihrer Geschichte. Die EU-Außenminister haben grünes Licht für die Militärmission gegen Huthi-Raketen im Roten Meer gegeben, der Bundestagsbeschluss wird in Kürze erwartet: Danach dürfte die Fregatte „Hessen“ mit ihren 250 Soldaten schnell im Krisengebiet unterwegs sein – und Ziel von Angriffen der islamistischen Huthi-Rebellen werden, die dort seit Monaten Schiffe mit Raketen, Drohnen und Überfällen attackieren.
Die „Hessen“ ist für die Abwehr solcher Attacken hervorragend gerüstet. Trotzdem ist der Einsatz riskant, die Marine erwartet einen scharfen Waffengang. Ist das Risiko tragbar? Ja. Die Huthi gefährden auch deutsche Schiffe, stören gezielt den Welthandel – sie treffen damit den Nerv gerade der deutschen Wirtschaft, die ungewöhnlich stark vom Außenhandel und funktionierenden Transportwegen abhängig ist. Ausgeschlossen, dass Deutschland wieder nur zuschaut, wie andere westliche Staaten für Sicherheit sorgen und deutsche Interessen verteidigen.
Die Bundesregierung hat sich im vergangenen Juni in ihrer nationalen Sicherheitsstrategie klar zum aktiven Einsatz für die Freiheit der internationalen Seewege bekannt. Schneller als gedacht müssen den Worten nun Taten folgen. Es wird allerdings darauf ankommen, dass der rein defensive Ansatz dieser europäischen Raketenabwehr-Mission im Lauf der Monate nicht verändert wird. Ein Einsatz gegen die Huthi-Stellungen im Jemen ist ausdrücklich nicht vorgesehen, dabei muss es bleiben: Deutschland und Europa wären zurzeit weder militärisch noch politisch in der Lage, das Abenteuer eines Nahost-Kriegs zu bestehen.
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