Düsseldorf. Ab 2026 werden noch mehr Kinder bis nachmittags in der Schule sein. Der NRW-Sport sieht eine Chance - die aber etwas kostet.

Die knapp 18.000 Sportvereine in Nordrhein-Westfalen fordern von der schwarz-grünen Landesregierung eine systematische Beteiligung am künftigen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in den landesweit rund 2800 Grundschulen. „Wir sind in größter Sorge, dass der Vereinssport bei der Gestaltung der Nachmittagsangebote von der Politik vergessen wird“, sagte Martin Wonik, Vorstandsmitglied des Landessportbundes NRW (LSB), unserer Redaktion.

Der LSB-Vorstandsvorsitzende Christoph Niessen hatte zuletzt das Ziel formuliert, „dass an jeder Schule ein Verein beteiligt ist“, weil es ansonsten immer schwerer werde, Kinder für den Vereinssport zu begeistern. Ab August 2026 werden alle Erstklässler einen Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz haben. Ab 2029 ist die Nachmittagsbetreuung dann für alle Grundschul-Jahrgänge obligatorisch, wenn Eltern für ihre Kinder einen Platz wünschen. Bislang gingen viele Familien leer aus.

NRW arbeitet an einem Ausführungsgesetz zum OGS-Rechtsanspruch ab 2026

Zurzeit arbeiten Schulministerin Dorothee Feller (CDU) und Familienministerin Josefine Paul (Grüne) an einem sogenannten Ausführungsgesetz, das Vorgaben für den OGS-Betrieb machen wird. Rund 80 Prozent der Nachmittagsangebote an den Grundschulen finden bislang in Trägerschaft der Freien Wohlfahrtsverbände statt. Feller hatte sich dafür ausgesprochen, dass das Land „keine Personalschlüssel, Gruppengrößen und Betreuungszeiten vorschreiben“ solle. Dahinter steckt offenbar die Befürchtung, für Kosten und Fachkräftebedarf nicht aufkommen zu können.

Der Landessportbund hält es dagegen für zentral, dass das Land konkrete Vorgaben zur Vereinsbeteiligung für ein qualifiziertes Sport- und Bewegungsangebot am Nachmittag macht und dafür auch ein entsprechendes Budget zur Verfügung stellt. Zudem müsse den Kommunen beim Bau zusätzlicher Turnhallen und Sportplätze geholfen werden. In anderen Staaten sei der Sport viel selbstverständlicher Teil des Schullebens als in Deutschland, sagte Wonik.

OGS in NRW: Rund 65 Prozen der Nachmittagsangebote sind Sportangebote

Schon heute bringen sich viele Sportvereine in den OGS-Betrieb ein. Rund 65 Prozent aller Nachmittagsangebote sind nach LSB-Berechnungen Bewegungsangebote. Allerdings ist die Beteiligung lokal höchst unterschiedlich. Während etwa der Stadtsportbund Duisburg selbst 36 Offene Ganztagsschulen betreibt oder andernorts gut organisierte Großclubs Generalverträge mit OGS-Trägern geschlossen haben, müssen Ehrenamtler in kleineren Vereinen zunehmend um Nachwuchs für ihre Sportarten kämpfen. Wenn immer mehr Kinder bis zum späten Nachmittag in der Grundschule bleiben, finden sie seltener den Weg zum Training.

Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung sei dabei eine Chance, Kinder aus Elternhäusern für den Sport zu gewinnen, „die vielleicht nicht den direkten Weg in einen Verein finden“, so LSB-Vorstand Wonik. Große Hoffnungen setzt man nun in Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), der als ehemaliger Handballer sportbegeistert ist und am Samstag erstmals als Gastredner bei der LSB-Mitgliederversammlung in Essen erwartet wird.