Berlin. Israel will die palästinensischen Flüchtlinge aus der überfüllten Stadt Rafah entfernen. Netanjahu geht damit ein großes Risiko ein.
Die israelische Militäroffensive soll auf die überfüllte Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten ausgeweitet werden. Benjamin Netanjahu präsentierte nun einen Plan, was mit den Geflüchteten passieren soll. Zeltstädte für rund 25.000 Menschen sollen errichtet werden, dazu Feldlazarette. Es ist ein dreister Vorschlag, der geeignet ist, das Leid der Bevölkerung zu verstetigen.
Israel: Netanjahu sollte das Risiko wohl abwägen
Aus humanitären Gründen sind Zeltstädte immer eine Katastrophe. Viele von uns erinnern sich an die Bilder aus dem schlammigen Olivenhain auf Lesbos, der als Flüchtlingslager Moria weltbekannt wurde. Weiße Zelte bis zum Horizont, dazwischen ausgetrampelte Pfade, die sich bei Regen in matschige Furchen verwandeln. Menschen, die hungern und vor sich hin vegetieren.
Mehr von Israel-Korrespondentin Maria Sterkl
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Moria und viele andere Flüchtlings-Zeltstädte auf der Welt haben gezeigt: Solche Camps verlagern nur das Problem. Im schlimmsten Fall jahrelang. Die Menschen leben in einer betäubenden Perspektivlosigkeit. Die islamistische Hamas dürfte hier erneut leichtes Spiel haben, Menschen zu radikalisieren. Deshalb ist klar: Die Sicherheit Israels wird nicht erhöht, indem man den Leidensdruck der Palästinenser massiv raufschraubt.
Hinzu kommt: Für Netanjahu wäre die Errichtung solcher Giganten-Zeltstädte ein vermeintlich billiger Ausweg – nach seiner Vorstellung soll sich Ägypten um die Einrichtung der Lager und der Feldlazarette kümmern. Damit würde der Premier den Konflikt um Gaza auf Kairo abwälzen. Schon die Ankündigung einer israelischen Offensive in Rafah hat Ägypten massiv verärgert, man drohte schon damit, den Friedensvertrag aufzukündigen. Netanjahu sollte wohl abwägen, ob er dieses Risiko eingehen will.