Manchester. Die letzte Herausforderin des Ex-Präsidenten hat nach der zweiten Vorwahl-Niederlage gegen Donald Trump keine echte Chance mehr.
New Hampshire sollte für Nikki Haley den Durchbruch bringen. Und die Dynamik des auf Donald Trump zulaufenden Rennens um die republikanische Präsidentschaftskandidatur nachhaltig umkehren. Daraus wird wohl nichts. Trumps Sieg fiel nach vorläufigen Auszählungen mit 55 Prozent der Stimmen nicht so massiv aus wie zum Auftakt in Iowa. Der Abstand zu Haley – circa elf Prozentpunkte – lässt aber keinen Zweifel daran, dass die frühere Gouverneurin von South Carolina steil bergauf kämpft. Und der Gipfel ist nirgends in Sicht.
Daran ändert auch das am Wahlabend mit etwas zu dick aufgetragenem Zweckoptimismus erneuerte Versprechen nichts, auf jeden Fall bis zum „Super Tuesday“ (5. März) an Deck zu bleiben. Dann wählen 16 Bundesstaaten zeitgleich. Drehen ihre Großspender mangels realer Gewinnperspektiven den Geldhahn zu, dürfte ganz schnell das Licht ausgehen. Und zwar noch bevor Haley Ende Februar in ihrem Heimatbundesstaat South Carolina eine weitere Demütigung ins Haus stünde.
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Nikki Haley ist wie ein langsam verglühender Komet. Die Tochter indischer Einwanderer wollte mit moderater, konservativer, aber in der Mitte anschlussfähiger Politik vor allem die Parteiunabhängigen in New Hampshire erreichen, die mit 40 Prozent die größte Wählergruppe darstellen. Das hat nur teilweise funktioniert. Trump, nur bei Wählern mit Uni-Abschluss im Hintertreffen, gewann in New Hampshire quer durch alle Altersschichten.
Republikaner ähneln unter Trump immer mehr einer Sekte
Zwei Vorwahlen sind nun vorüber. Sie haben nur einen Bruchteil der rund 1200 zur Nominierung für das Weiße Haus notwendigen Delegierten-Stimmen produziert. Trotzdem lässt sich eine zentrale Erkenntnis ableiten. Selbst stramme, aber nicht schrille Konservative wie Haley stehen in Trumps „Maga-Country“ auf verlorenem Posten. Die immer mehr einer Sekte ähnelnde Partei-Basis will ungeachtet eines Sacks voller Skandale, der normalsterbliche Politiker längst erdrückt hätte, Trump. Und nichts als Trump.
New Hampshire hat, auch wenn Nikki Haley Land und Leuten ohne klar erkennbaren Weg zum Sieg das Gegenteil erzählt, inoffiziell den Geronto-Wahlkampf zwischen Amtsinhaber Biden und dem von vielen als Immer-noch-Amtsinhaber angesehenen Rechtspopulisten eingeläutet. Zusammen sind die Männer 158 Jahre alt. Eine parteiübergreifende Mehrheit der Amerikaner findet das „Rückspiel” zu 2020 so attraktiv wie eine Bettpfanne im Altenheim.
US-Wahlen: Zusammen sind Trump und Biden 158 Jahre alt
Einmal offiziell Kandidat, kann Trump in einem nahezu paritätisch gespaltenen Land bereits heute mit circa 45 Prozent der Stimmen bei der „popular vote” am 5. November und etwa 200 Wahlmännern und -frauen im
rechnen – 270 bräuchte er zum Sieg. Das ist machbar.
Aber es würde aller Voraussicht nach wieder so knapp werden wie 2020. Damals hatte Joe Biden historisch einmalige 81 Millionen Stimmen, sieben Millionen mehr als Trump. Aber den Ausschlag gaben nur rund 45.000 Stimmen in den Schlüssel-Bundesstaaten: Arizona, Georgia und Wisconsin. Ohne Bidens Erfolg dort wäre Trump heute Präsident. Umfragen, die den Amtsinhaber in den „battleground states” hinten sehen, sind im Moment wertlos, weil: Sie sind nicht mehr als eine Bestätigung des Status Quo. Biden ist seit Langem nicht gut gelitten und vielen viel zu alt.
Wie es aber in zehn Monaten sein wird, wenn es wirklich um die Wurst geht, steht noch in den Sternen. Das Gros der US-Amerikaner schaltet die Antennen für den Wahlkampf erfahrungsgemäß erst ab Spätsommer scharf. Sollte Trump bis dahin strafrechtlich verurteilt werden, werden die Karten neu gemischt. Amerika wählt ausweislich der Meinungsforschung keinen „Knacki“ ins höchste Staatsamt. Andersherum gilt: Freisprüche würden Trump wohl enorme Wählermobilisierung bescheren und ihn vermutlich ins Weiße Haus katapultieren.
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