Berlin. Laut Recherchen sollen sich Apotheken illegal am Medikament Paxlovid bereichert haben. Es geht um einen möglichen Millionen-Schaden.
Eine Million Packungen des Corona-Medikaments Paxlovid hatte das Bundesgesundheitsministerium allein im Jahr 2022 gekauft. Diese wurden den Apotheken kostenfrei zur Verfügung gestellt, um sie an Patientinnen und Patienten mit einer Corona-Infektion weiterzugeben. Einige Apotheken könnten sich daran allerdings nicht gehalten und das Medikament stattdessen illegal weiterverkauft haben. Das ergaben nun Recherchen von WDR, NDR und „Süddeutscher Zeitung“. Demnach ermitteln mittlerweile insgesamt 25 Staatsanwaltschaften gegen Apotheken in ganz Deutschland. Es soll um mutmaßlich illegale Profite in Millionenhöhe gehen.
Im Verdacht stehen laut dem Bericht mehrere Apotheken in Bayern und Berlin, Ermittlungen gibt es außerdem auch in Frankfurt, Hamburg, Köln und Wuppertal. In Baden-Baden soll bereits eine erste Anklage erhoben worden sein. Bereits im vergangenen Jahr soll es auf Antrag des Bundesgesundheitsministeriums zudem Durchsuchungen gegeben haben.
Apotheken sollen teilweise mehr als tausend Packungen Paxlovid bestellt haben
Wie viel Geld die Bundesregierung genau für die Medikamente bezahlt hatte, war lange Zeit nicht bekannt. Den Recherchen von WDR, NDR und „Süddeutscher Zeitung“ zufolge soll eine Packung allerdings rund 650 Euro gekostet haben, in Summe wären das bis zu 650 Millionen Euro. Nach Angaben des Ministeriums sollen insgesamt 560.000 Packungen Paxlovid an Apotheken ausgegeben worden sein. Diese konnten das Medikament bei Ministerium kostenlos anfragen.
Als das Ministerium Anfang 2023 Bilanz gezogen habe, sei schließlich aufgefallen, dass einige Apotheken verhältnismäßig viele Packungen Paxlovid bestellt hatten – obwohl die Nachfrage grundsätzlich sehr niedrig gewesen sei, heißt es in dem Bericht. Eine Apotheke in Frankfurt am Main soll demnach sogar 10.000 Stück bestellt haben, andere mehr als 1000. Das Gesundheitsministerium stellte daraufhin Strafanzeigen gegen die betroffenen Apotheken.
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Paxlovid: Schaden könnte alleine in Berlin bei rund drei Millionen Euro liegen
Die Staatsanwaltschaften ermitteln laut den Recherchen nun wegen des Verdachts auf unterschiedliche Straftaten. Darunter Veruntreuung von Steuergeld und unerlaubter Handel. Das ist demnach der Vorwurf, den die Staatsanwaltschaft Baden-Baden gegen eine Apotheke erhebt, die fast 1400 Packungen des Medikaments ins Ausland verkauft haben soll. Andere Staatsanwaltschaften ermitteln etwa wegen gewerbsmäßigem Betrug, Unterschlagung sowie Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz.
In Berlin wurden im Zuge der Ermittlungen insgesamt sechs Apotheken durchsucht. In einem Fall soll es um eine Bestellung von 1400 Packungen Paxlovid gehen, in einem anderen um 1800. Laut einem Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft könnte der mögliche Schaden alleine in der Hauptstadt bei rund drei Millionen Euro liegen. Die Ermittlungen in Berlin und auch in den meisten anderen Städten laufen derzeit noch.
Auch Lauterbach nahm Paxlovid nach seiner Infektion ein
In das Medikament wurde während der Pandemie zwischenzeitlich große Hoffnung gesetzt. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nahm das Mittel bei seiner Infektion ein. Insgesamt 30 Tabletten innerhalb von fünf Tagen schluckte er eigenen Angaben zufolge. Hinterher berichtete er dem „Spiegel“: „Nach 24 Stunden konnte ich sogar schon wieder arbeiten.“ Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatten Paxlovid eingenommen, nachdem sie sich mit Corona infiziert hatten. Viele Ärztinnen und Ärzte verschreiben das Medikament allerdings nur selten, unter anderem weil es zu einer Reihe von Wechselwirkungen kommen kann. Außerdem muss Paxlovid bereits direkt nach der Infektion eingenommen werden.
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