San Francisco/Washington. Die Streitkräfte der beiden Staaten haben damit begonnen, Ziele der Huthi zu beschießen. Mehr als ein Dutzend Ziele wurden getroffen.
Die USA und Großbritannien haben Ziele der Huthi-Rebellen im Jemen bombardiert. Damit gehen nun erstmals westliche Streitkräfte gegen die von Iran finanzierten Huthi vor, seit diese Ende vergangenen Jahres ihre Angriffe auf den Schiffsverkehr im Roten Meer begonnen hatten.
Die beiden Staaten holten zu einem massiven Vergeltungsschlag aus. Beschossen wurden über ein Dutzend mutmaßliche Ziele der militanten Huthi, mit Marschflugkörpern und Jagdbombern. Unter den Zielen seien Logistikzentren, Flugabwehrstellungen und Waffenlager, heißt es von offizieller Seite.
Die Angriffe hätten sich auf jene Stellungen konzentriert, die für die Rebellen bei ihren Angriffen auf Handelsschiffe von besonderer Bedeutung seien, weil sie dort etwa Raketen, Radartechnik oder Drohnen lagerten. Ziel sei es gewesen, die Huthi zu schwächen, nicht aber, die Situation zu eskalieren, hieß es von offizieller Seite.
Bei den Angriffen sind nach Angaben der Rebellen fünf ihrer Mitglieder getötet, sechs weitere verletzt worden. Das teilten die Huthi am Freitag mit. Die Angriffe der USA, Großbritanniens und weiterer Verbündeter trafen demnach die Hauptstadt Sanaa sowie die Provinzen Hudaida, Tais, Hajjah und Saada.
Biden: Luftangriffe waren „erfolgreich“
US-Präsident Joe Biden nannte den Angriff „erfolgreich“. In einer schriftlichen Stellungnahme des Weißen Hauses sprach er davon, die Luftangriffe seien eine „direkte Reaktion auf die beispiellosen Angriffe der Huthi auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer“.
Unterstützung habe es dabei von Australien, Bahrain, Kanada und den Niederlanden gegeben, erklärte Biden am Donnerstag (Ortszeit). Er werde „nicht zögern“, sollten weitere Maßnahmen gegen die Huthi nötig sein, die seit Beginn des Gazakriegs verstärkt Handelsschiffe im Roten Meer angreifen.
Russland hat wegen der Luftangriffe für Freitag eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates beantragt. Das teilte die russische Vertretung bei den Vereinten Nationen in New York mit, wie die Agentur Interfax meldete. Die Sitzung solle um 15.00 Uhr Ortszeit in New York (21.00 Uhr MEZ) beginnen, schrieb die Vertretung auf ihrem Telegram-Kanal.
Angriffe im Roten Meer: 2000 Schiffe umgeleitet
Seit Mitte November gab es laut Pentagon 27 Huthi-Angriffe auf Tanker und Frachtschiffe im Roten Meer. Rund 2000 Schiffe mussten seither umgeleitet werden. Allein Dienstagnacht fingen Schiffe und Kampfflugzeuge 21 Flugkörper der Rebellen ab.
Am Donnerstag hatte der Iran zudem den Öltanker „St. Nikolas“ im Golf von Oman festgesetzt, unter dem Vorwurf, das Schiff habe iranisches Öl gestohlen. Die USA forderten die sofortige Freigabe des Schiffes und sprachen von einer Provokation, die die Weltwirtschaft bedrohe.
Der britische Premierminister Rishi Sunak sprach von „gezielte Angriffen“. „Trotz der wiederholten Warnungen der internationalen Gemeinschaft haben die Huthi weiterhin Angriffe im Roten Meer durchgeführt, darunter auch gegen britische und amerikanische Kriegsschiffe, erst diese Woche. Dies kann nicht hingenommen werden“, hieß es in einer von der britischen Nachrichtenagentur PA veröffentlichten Erklärung.
Das britische Verteidigungsministerium teilte mit, die verbündeten Streitkräfte hätten wichtige Huthi-Einrichtungen identifiziert. Die detaillierten Ergebnisse der Angriffe würden derzeit ausgewertet, aber es gebe Anzeichen dafür, dass man den Fähigkeiten der Huthi, die Handelsschifffahrt zu bedrohen, einen Schlag versetzt habe.
Huthi schwören Rache
Die Huthi-Rebellen kündigten nach dem Militärschlag Rache an. „Amerika und Großbritannien werden bereit sein müssen, einen hohen Preis zu zahlen“, sagte ein Vertreter der Rebellen in der Nacht zum Freitag laut dem Huthi-Fernsehsender Al Massirah. Der Jemen sei „einem massiven aggressiven Angriff amerikanischer und britischer Schiffe, U-Boote und Kampfflugzeuge ausgesetzt gewesen.“
Eine Reaktion der USA und ihrer Verbündeten hatte sich zuletzt immer stärker angedeutet. Großbritanniens Verteidigungsminister Grant Shapps hatte in den vergangenen Tagen immer wieder vor Konsequenzen gewarnt, sollten die Angriffe nicht aufhören.
Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, warnte die Huthi am Donnerstag, dass sie die Konsequenzen dafür tragen müssten, sollten sie ihre Angriffe nicht stoppen.
Der UN-Sicherheitsrat verabschiedete dazu am Mittwoch eine Resolution, in der er das sofortige Ende der Angriffe forderte und UN-Mitgliedern das Recht zur Verteidigung ihrer Schiffe einräumte.
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Huthi-Rebellen greifen auch Israel an
Seit Ausbruch des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas greifen die Huthi immer wieder Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer an. Große Reedereien meiden die wichtige Handelsroute zunehmend.
Die Huthi greifen zudem auch Israel immer wieder direkt mit Drohnen und Raketen an.
Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer. Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. (mit dpa)
Baerbock: Bundesregierung unterstützt Militärschlag gegen Huthi-Rebellen
Die Bundesregierung steht nach Angaben von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hinter dem Militärschlag gegen die Huthi-Rebellen im Jemen. „Die Reaktion hat unsere politische Unterstützung“, sagte die Grünen-Politikerin am Freitag nach einem Treffen mit dem Außenminister von Malaysia, Mohamad Hasan, in der Hauptstadt Kuala Lumpur.
Die USA und weitere Partner seien gezielt begrenzt militärisch gegen die für die Angriffe auf die Schifffahrt im Roten Meer genutzte Infrastruktur der Huthi vorgegangen - „im Einklang mit dem individuellen und dem kollektiven Recht auf Selbstverteidigung der Charta der Vereinten Nationen“, ergänzte die Bundesaußenministerin.
Auf die Frage, wie sich die Bundesregierung an der Sicherung der Schifffahrt im Roten Meer beteiligen wolle und wann darüber entschieden werde, sagte Baerbock, die Europäische Union (EU) prüfe derzeit mit Hochdruck, „wie wir die Stabilisierung im Roten Meer auch selbst stärken und zu dieser Stabilisierung beitragen können“. Dies müsse im europäischen Rahmen gemeinsam beschlossen werden.
Baerbock kritisierte, die Huthi gefährdeten durch ihre Angriffe die Sicherheit der zivilen internationalen Schifffahrt, bedrohten den Welthandel und gefährdeten rücksichtslos Menschenleben. „Sie tragen damit zur Destabilisierung einer schon angespannten regionalen Lage bei“. Die Außenministerin forderte, die Huthi „müssen diese Angriffe unverzüglich einstellen“. (mit dpa)