Berlin. Wolfgang Schäuble bewältigte zahlreiche politische Großereignisse. Auch der Deutschen Wiedervereinigung setzte er ein i-Tüpfelchen auf.
„Eine Entscheidung für Berlin ist auch eine Entscheidung für die Überwindung der Teilung Europas“, sagte Wolfgang Schäuble vor 32 Jahren im Deutschen Bundestag. Der Mann, der über Jahrzehnte hinweg die Geschicke der Bundesrepublik aus dem Hintergrund zu lenken schien, setzte auch der Deutschen Wiedervereinigung ein i-Tüpfelchen auf.
Nicht nur verhandelte er den Einigungsvertrag, prägte später das Spardiktat Griechenlands und sorgte mit der schwarzen Null für finanzpolitische Stabilität. Schäuble versetzte mit einer Rede 1991 auch die Deutsche Hauptstadt von Bonn nach Berlin.
Schäuble sorgt für fraktionsübergreifende Standing Ovation
Der CDU-Politiker sorgte mit einem flammenden Plädoyer für fraktionsübergreifende Standing Ovation. Denn dass Berlin zur Hauptstadt wird, schien nach dem Fall der Mauer nicht für alle Parlamentarier selbstverständlich.
Schäuble allerdings war sich seiner Sache sicher: „Deshalb gewinnt in dieser Entscheidung für mich die Tatsache Bedeutung, dass in 40 Jahren niemand Zweifel hatte, dass Parlament und Regierung nach der Herstellung der Einheit Deutschlands ihren Sitz wieder in Berlin haben werden“, so Schäuble.
Lesen Sie auch: “Verliere väterlichen Freund“ – Reaktionen auf den Tod von Wolfgang Schäuble
Schäuble: Es geht nicht um den Wettkampf zweier Städte
Schließlich gehe es nicht um den Wettkampf zweier Städte, sondern um die Zukunft Deutschlands, sagte er in seiner Rede im Bonner Bundeshaus, für dessen Abschaffung er die Parlamentarier zu überzeugen versuchte. „Ob wir wirklich ohne Berlin heute wiedervereinigt wären? Ich glaube es nicht“, so der CDU-Politiker. „Das Symbol für Einheit und Freiheit, für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit für das ganze Deutschland war immer Berlin.“
„Ich bitte sie herzlich: Stimmen Sie mit mir für Berlin“, sagte er abschließend. Schäuble, der auch in seiner Rede keinen Hehl aus seiner schwäbischen Identität machte, überzeugte am Ende den Bundestag, in die ehemals geteilte Stadt Berlin zu ziehen. 32 Jahre später scheint Berlin eine Selbstverständlichkeit. Ihr größter Fürsprecher ist am 27.12.2023 im Alter von 81 Jahren verstorben.
Lesen Sie hier das letzte Interview, das die Berliner Morgenost mit ihm geführt hat: „Man stelle sich vor, Bonn wäre heute noch Hauptstadt“
Das Leben von CDU-Urgestein Wolfgang Schäuble in Bildern
- Beerdigung: Politik und Gesellschaft nehmen Abschied von Schäuble
- Nachruf: Zum Tod von Wolfgang Schäuble – Zu viel für ein ganzes Leben
- Weggefährten: Reaktionen auf Schäubles Tod: „Verliere väterlichen Freund“
- CDU-Politiker: Das ist die Familie von Wolfgang Schäuble
- Wiedervereinigung: Wie Schäuble Berlin zur Hauptstadt machte