Berlin. Im Ukraine-Krieg werden Soldaten Opfer des „Mäusefiebers“. Im Netz kursieren Ekelvideos von der Rattenplage. Geht das Hantavirus um?
Der Ukraine-Krieg ist ein Elend, erst recht im Winter. In „Radio Liberty“ befand der US-General Ben Hodges einmal militärisch knapp über die Kriegsführung in der kalten Jahreszeit: „Es ist scheiße, es wird nur kalt und nass“.
In diesem Winter ist es außerdem – eklig. Russen wie Ukrainer klagen über Ratten, über eine ernsthafte Plage. Auf X, ehemals Twitter, kursieren viele Videos. Eines zeigt, wie Dutzende Ratten aus einem Panzer herausströmen. Ein ehemaliger Flugabwehrsoldat hat unter dem Usernamen „Der Gepardkommandant“ es ins Netz gestellt. Ekel-Faktor: hoch.
In der Ukraine ist es seit Langem ein Problem. Generell dürften beide Seiten darunter zu leiden haben. Die Nagetiere haben wohl kaum nationalistischen Präferenzen. Die Frage ist nur, wer am besten gegen sie geschützt ist:
- Wer wird besser eingekleidet?
- Wie steht es um Hygiene und Abfallbeseitigung?
- Wie gut ist die medizinische Betreuung?
Die Tiere suchen und finden in den Schützengräben Futter, zumeist Essensreste und Müll, und Wärme. Und dabei werden sie zu einer gesundheitlichen Gefährdung.
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Offenbar befällt das Hantavirus vermehrt Soldaten in den Schützengräben. Es wird von Nagetieren auf den Menschen übertragen. Landläufig spricht man vom Mäusefieber.
Das Virus kennt man seit dem Koreakrieg
Die offizielle Bezeichnung kommt vom Fluss Hantan-gang in Korea. Während des Koreakrieges Anfang der 50er Jahre erkrankten Tausend Soldaten an einem schwer verlaufenden hämorrhagischen Fieber. „Das für die Erkrankungen verantwortliche Virus konnte später identifiziert werden und erhielt den Namen „Hantaan““, informiert das Robert-Koch-Institut auf seiner Internetseite.
Die Viren werden über Speichel, Urin und Kot ausgeschieden. Sie können mehrere Tage infektiös bleiben, auch in getrocknetem Zustand. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch die Atmung, durch den Kontakt von verletzter Haut mit kontaminierten Materialien oder durch Bisse, zum Beispiel beim Schlaf.
Die Soldaten bekommen dann Fieber und leiden oft an grippeähnlichen Symptomen wie Kopf-, Bauch- und Muskelschmerzen. Im Extremfall kann das Virus auch zu akuten Nierenfunktionsstörungen führen. Bekannt sind solche Klagen vor allem von der russischen Seite. Vielleicht sind die Ukrainer besser dran, vielleicht halten sie es nur besser geheim.
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Mehr Prävention, mehr Hygiene – mehr Katzen?
Laut dem ukrainischen Militärgeheimdienst haben viele russische Soldaten über plötzlich auftretendes und sehr hohes Fieber geklagt. Die Armeeführung Russlands habe die Beschwerden zunächst als Vorwand betrachtet, um der Front zu entkommen.
Laut Kyiv Post weiß man inzwischen, dass die Klagen eine andere Erklärung haben und das Fieber echt ist. Es handelt sich wohl um die Symptome des Hantavirus. Mehr Prävention, mehr Hygiene ist jetzt vonnöten. Katzen wären wohl auch willkommen an der Front.
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