Berlin. Die russische Marine hat zwei neue Atom-U-Boote. Machthaber Putin spricht von „furchterregenden Waffen“. Was macht sie so gefährlich?
Die russische Marine ist um zwei Atom-U-Boote stärker. Am Montag weihte Russlands Machthaber Wladimir Putin die beiden Schiffe ein und taufte sie auf die Namen „Krasnojarsk“ und „Imperator Alexander III.“. Putin sprach von „furchterregenden Raketenträgern“, die nun „ihren Dienst in unserer Marine antreten“. Er kündigte außerdem an, die Stärkung der russischen Seemacht werde „zweifellos fortgesetzt werden“.
Die Kriegsschiffe mit sechs Jahren Bauzeit gehören zur vierten Generation atombetriebener russischer U-Boote. Sie sollen in der russischen Pazifikflotte im äußersten Osten Russlands zum Einsatz kommen.
Neue Atom-U-Boote: Ihr Name ist Programm
Schon ihre Namen zeugen vom Selbstverständnis Russlands. Die Stadt Krasnojarsk geht auf eine hölzerne Festung vom Anfang des 17. Jahrhunderts zurück. Die diente dem Zweck, die Grenzen des sich zu dieser Zeit nach Osten ausdehnenden Russland zu schützen, sprich: russische Kolonisierung zu betreiben.
Zar Alexander III. herrschte von 1881 bis 1894. In Russland als „Friedenskaiser“ verehrt, betrieb auch Alexander III. den Ausbau russischer Herrschaft in Zentral- und Ostasien, unter anderem mit der militärischen Eroberung Turkmenistans. Er gründete außerdem die Geheimpolizei Ochrana, die politische Abweichler verfolgte, und schränkte die Rechte der jüdischen Minderheit im Staat ein.
So dienen auch die beiden Schiffe der Festigung und dem Ausbau russischer Macht, vor allem im Pazifik und der immer mehr an strategischer Bedeutung gewinnenden Arktis. Putin erklärte, die russische Marinepräsenz „in der Arktis, im Fernen Osten, im Schwarzen Meer, in der Ostsee und im Kaspischen Meer“ zu verstärken. Acht weitere Atom-U-Boote verschiedener Klassen seien derzeit in Produktion.
„Imperator Alexander III.“: Furchterregender Raketenträger
Technisch gesehen sind die beiden Schiffe auf dem modernsten Stand russischer Technologie. Die „Imperator Alexander III.“ gehört zur Typenreihe Borej-A. Die 140 Meter langen U-Boote sind mit 16 Interkontinentalraketen bewaffnet, die jede sechs bis zehn Atomsprengköpfe mit jeweils 100 bis 150 Kilotonnen Sprengkraft tragen.
Eine Explosion solcher Stärke würde laut Angaben der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) in einem Radius von drei Kilometern jedes Leben schlagartig auslöschen. Noch in zehn Kilometer Umkreis dürfte die Hälfte aller Menschen getötet werden – von den Langzeitfolgen einer nuklearen Explosion ganz zu schweigen.
Der Antrieb soll russischen Angaben zufolge besonders leise sein, wesentlich leiser als der vergleichbarer US-amerikanischer Schiffe. Inwieweit solchen – oft propagandistisch aufgeblähten – Angaben zu trauen ist, ist fraglich.
Grundsätzlich geht von strategischen Atom-U-Booten aber eine hohe Gefahr aus, da sie schwer zu orten sind und ihre Angriffe im Zweifelsfall überraschend kommen können. Für eine Abwehr anfliegender Raketen ist dann nur noch sehr wenig Zeit. Sie dienen daher vor allem der Abschreckung vor einem atomaren Erstschlag.
Die Waffen Russlands
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„Krasnojarsk“: U-Boot mit Hyperschallwaffe
Die mit 130 Meter Länge etwas kleinere „Krasnojarsk“, Typ Jasen-M, gilt in Russland als Unterwasser-Raketenkreuzer. Ebenfalls atombetrieben, verfügt das Schiff über Startvorrichtungen für Seeziel-Marschflugkörper und mehrere Torpedorohre.
Anders als strategische Atom-U-Boote dient die „Krasnojarsk“ der Bekämpfung von anderen Schiffen und U-Booten. Richtig eingesetzt, können solche Jagd-U-Boote auch den Flugzeugträgern der US-Navy gefährlich werden. Russischen Angaben zufolge sollen die Jasen-M-Boote dereinst mit Hyperschallwaffen vom Typ Zirkon ausgerüstet werden.
Wie auch bei der „Imperator Alexander III.“ ist einer der Hauptvorteile der „Krasnojarsk“, dass sie schwer zu orten ist. Zwar kann die Nato weitgehend lückenlos die Bewegungen russischer U-Boote nachvollziehen. Im Sommer 2018 aber entzog sich ein U-Boot des Jasen-M-Typs mehrere Wochen lang jeglicher Ortung im Atlantik.
Im Kriegsfall wäre das verheerend. Die Schiffe könnten nicht nur den Seehandel bedrohen oder US-Nachschub für Europa versenken, sondern auch Unterseekabel attackieren – und so die Internetkommunikation innerhalb der Nato-Partner empfindlich stören.