Berlin. Das Studierendenwerk ist enttäuscht von Kanzler und Länder-Chefs – denn eine bundesweite Lösung für Hochschüler lässt auf sich warten.

In der Debatte über die Zukunft des 49-Euro-Tickets machen jetzt auch die Studentenwerke an den Hochschulen Druck auf Bund und Länder. Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Studierendenwerks, Matthias Anbuhl, mahnte im Gespräch mit dieser Redaktion eine bundesweite Lösung für die fast drei Millionen Studenten an. Es sei bedauerlich, dass es beim jüngsten Treffen von Kanzler Olaf Scholz (SPD) mit den Länder-Ministerpräsidenten auch hierzu keine Entscheidung gegeben habe.

„Ausgerechnet für die Studierenden könnte das Deutschland-Ticket zum Bumerang werden“, sagte Anbuhl. „Weil es noch immer keine bundesweite Lösung gibt für den Erhalt ihrer bisherigen, solidarisch finanzierten Semestertickets, fallen die nun an vielen Hochschulen weg.“ In Berlin etwa könne schon jetzt ein Viertel der rund 200.000 Studierenden nur noch wählen zwischen überhaupt keinem Semesterticket oder dem Deutschland-Ticket für 49 Euro im Monat. In der Hauptstadt kostet das Semesterticket bislang 32 Euro pro Monat.

Semestertickets: In vielen Uni-Städten werden die Verträge gekündigt

Seit dem Start des Deutschland-Tickets wird darüber diskutiert, wie sich bestehende regionale Semestertickets in das neue, bundesweit gültige Angebot integrieren lassen. Weil die bisherigen Semestertickets solidarisch finanziert sind, ist jeder Student verpflichtet, eines abzunehmen. Die Preisunterschiede zum bundesweiten 49-Euro-Ticket sind allerdings nicht riesig – weshalb vielerorts jetzt von den Studentenvertretern die bestehenden Großkunden-Verträge mit den regionalen Verkehrsverbünden gekündigt werden. In zahlreichen Regionen wurde eine Upgrade-Möglichkeit eingeführt, durch Zuzahlung lassen sich Semestertickets zu Deutschland-Tickets aufwerten. Das ist aber noch nicht bundesweit möglich.

Weitere Finanzierung für Deutschlandticket: Auch Preis im Blick

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    Anbuhl nannte es „absurd“, dass für viele Studenten Mobilität durch das Deutschland-Ticket unerschwinglich werden könnte – während etwa in Berlin Professoren mit einem vom Arbeitgeber subventionierten Jobticket günstiger im Nahverkehr unterwegs sein könnten als ihre Studenten. Bund und Länder hätten monatelang eine Lösung verschleppt, immer mehr Semestertickets stünden auf der Kippe.

    Kanzler und die Länder-Ministerpräsidenten hatten sich bei ihrer Runde Anfang der Woche darauf verständigt, dass das Deutschlandticket trotz anhaltenden Streits über die Finanzierung auf jeden Fall weitergeführt werden soll. Unklar ist weiterhin, wer in Zukunft die zu erwartenden Mehrkosten übernimmt. Da der Streit ums Geld weiter schwelt, gibt es auch noch keine Absprachen in Bezug auf die Studenten.