Berlin. In Russland werden immer mehr Frauen für den Krieg in der Ukraine angeworben. Gehen Russland die männlichen Soldaten langsam aus?
Berichte aus Russland sorgen derzeit für Spekulationen: Ein russischer Militärdienst, dessen Bataillone dem Verteidigungsministerium unterstehen, soll über soziale Medien gezielt Frauen für den Einsatz in der rekrutieren. Gesucht werden nicht wie üblich Krankenschwestern, Ärztinnen oder Juristinnen, sondern Scharfschützinnen und Drohnenpilotinnen. Gehen der russischen Armee die Männer aus?
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Russland: Frauen schon lange an der Front
Die Rekrutierung von Frauen für den Kampfeinsatz ist eigentlich nichts Neues. Seit dem Ersten Weltkrieg, spätestens aber seit dem Zweiten Weltkrieg sind Frauen ein fester Bestandteil der russischen Streitkräfte. Damals gab es in den sowjetischen Streitkräften schon einige Frauenkommandos, die an der Front eingesetzt wurden.
Heute arbeiten die meisten Frauen im Sanitätsdienst und in Feldküchen. Der Dienst an der Front ist ihnen in Russland gesetzlich verboten. Dennoch wurden in der Vergangenheit und im Krieg gegen die Ukraine vermehrt weibliche Soldaten rekrutiert. Erst im März dieses Jahres wurden verurteilte Russinnen aus Straflagern an die Front in der Ukraine geschickt. Die derzeitige Rekrutierung läuft offenbar über die private Militärfirma „Redut“. Mit ihrer Hilfe werden die Rekrutierungsregeln für die reguläre Armee umgangen.
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Soldatinnen werden mit viel Geld angeworben
Nach Angaben des unabhängigen russischen Internetportals „istories“ wird potenziellen Bewerberinnen für den Einsatz an der Front ein Halbjahresvertrag mit einem Monatsgehalt von umgerechnet rund 2200 Euro angeboten. Zum Vergleich: Der Durchschnittslohn eines Russen liegt derzeit bei etwa 750 Euro im Monat. Im Falle einer Verletzung winkt eine Prämie von 30.000 Euro, im Todesfall sollen rund 50.000 Euro an die Hinterbliebenen gezahlt werden. Entsprechende Anzeigen seien im russischen sozialen Netzwerk Vkontakte aufgetaucht.
Gesucht werden vor allem Frauen, die bereits Erfahrung im Umgang mit Waffen haben, teilte eine Rekrutiererin des sogenannten Wolf-Kampfbataillons „istories“ mit. Anfängerinnen würden innerhalb eines Monats an der Waffe ausgebildet, um sie so schnell wie möglich an die Front schicken zu können.
Land | Ukraine |
Kontinent | Europa |
Hauptstadt | Kiew |
Fläche | 603.700 Quadratkilometer (inklusive Ostukraine und Krim) |
Einwohner | ca. 41 Millionen |
Staatsoberhaupt | Präsident Wolodymyr Selenskyj |
Regierungschef | Ministerpräsident Denys Schmyhal |
Unabhängigkeit | 24. August 1991 (von der Sowjetunion) |
Sprache | Ukrainisch |
Währung | Hrywnja |
Putins Strategie: Freiwillige für den Krieg rekrutieren
Grund für die verstärkte Rekrutierung von Rusinnen dürfte der Mangel an Soldaten sein. Nach Schätzungen des Verteidigungsministeriums hat Russland bislang rund 150.000 Tote und Schwerverletzte zu beklagen. Zudem sollen nach ukrainischen Angaben allein in der Schlacht um Awdijiwka täglich bis zu 800 Russen gefallen sein.
Dennoch hat der Kremlchef bislang keine neue Mobilisierungswelle angeordnet. Experten vermuten, dass Putin mit Blick auf die Präsidentschaftswahlen im Frühjahr 2024 unpopuläre Maßnahmen wie eine erneute Mobilisierung vermeiden will und deshalb verstärkt um Freiwillige wirbt.
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