Berlin. Die USA unterstützen Israel auch militärisch. Sie laufen Gefahr, selbst zur Kriegspartei zu werden, wenn der Gaza-Konflikt eskaliert.
US-Präsident Joe Biden ist in Israel, ein Signalbesuch. Es geht um Solidarität, aber auch um konkrete militärische Unterstützung. Die Supermacht steht zum jüdischen Staat. Doch wie groß ist das Risiko, dass die Amerikaner selbst zur Kriegspartei im Gazastreifen werden?
Laut John Kirby, dem Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, beabsichtigt Washington nicht, eigene Truppen in Israel und Gaza einzusetzen. Aber die Amerikaner sind gleichwohl kampfbereit und in diesen Tagen besonders stark in der Region vertreten.
Zuletzt wurden 2000 Soldaten in Alarmbereitschaft versetzt. Zuvor hatte man bereits den größten Flugzeugträger der Welt, die „USS Gerald R. Ford“, ins östliche Mittelmeer entsandt, auf dem 4000 Matrosen und Soldatinnen ihren Dienst tun.
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Erst am Wochenende fiel die Entscheidung, darüber hinaus den Flugzeugträger „USS Dwight D. Eisenhower“ ebenfalls in die Region zu verlegen. Jeder Flugzeugträger hat an sich schon eine gewaltige Feuerkraft. Hinzu kommt, dass jeder von ihnen von einem Flottenverband begleitet und beschützt wird.
Die größte Konfrontation droht mit dem Iran
Außerdem haben die Amerikaner Flugzeuge und Drohnen in der Region stationiert, beispielsweise in Jordanien und in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die US-Militärzeitschrift „Stars and Stripes“ berichtete, dass die Amerikaner zusätzlich Jets des Typs A-10 Thunderbolt II in die Region verlegt hätten. Das sind Maschinen, die auf den Einsatz gegen Bodenziele und vor allem die Bekämpfung gepanzerter Fahrzeuge spezialisiert sind. Die Amerikaner nennen sie „Warthog“ (Warzenschwein).
Die USA sind Israels Schutzmacht. Sie haben wohl mehr als jeder andere Staat Einfluss auf die israelische Regierung. Schon beim Jom-Kippur-Krieg im Oktober 1973 standen sie an der Seite Israels und nahmen sogar eine direkte Konfrontation mit der damaligen Sowjetunion in Kauf.
Die Israelis sind ihnen historisch verbunden, aber auch politisch und militärisch von ihnen abhängig. Einerseits wirken die USA mäßigend auf sie ein. Biden warnte schon im Vorfeld seines Besuches, sie müssten sich „trotz aller Wut und allen Frusts“ an internationales Recht halten. Das heißt nicht zuletzt: verhältnismäßig vorgehen. Sobald Biden seinen Besuch beendet hat und wieder heimfliegt, gibt es keinen Grund mehr, eine Offensive weiter hinauszuschieben.
Im Gaza-Krieg sollen die USA zunächst einmal andere Gruppen oder Staaten – allen voran die Hisbollah im Libanon und den Iran – davon abhalten, sich in den Konflikt einzumischen. Die gewaltige Armada im östlichen Mittelmeer ist ein Drohszenario, eine Machtdemonstration oder wie die Amerikaner sagen: eine „Show of Force“.
Sie soll abschrecken. Und trotzdem: Wenn es eine Eskalationsgefahr gibt und damit ein Restrisiko, dass die Amerikaner unmittelbar zur Kriegspartei werden, dann am ehesten bei einer Konfrontation mit dem Mullah-Regime. Das könnte Sie auch interessieren: Israel im Krieg: Droht jetzt der Einsatz von Atomwaffen?
Machen die Amerikaner bei einer Geiselbefreiung mit?
Die USA leisten aber auch ganz praktisch Hilfe. Israel hat vor allem um Munitionslieferungen gebeten, insbesondere für das Raketenschutzschild Iron Dome. Vom Meer aus dürften die US-Schiffe auch versuchen, den Nachschub mit Waffen für die Hamas-Terroristen zu verhindern, also den Schmuggel. Und wie im Ukraine-Krieg dürften die USA ihrem Verbündeten mit Aufklärungsdaten helfen. Das ist entscheidend für den Ausgang einer Bodenoffensive.
Anders als gegenüber der Ukraine haben die Amerikaner nach bisherigen Erkenntnissen den Israelis für den Einsatz von Waffen keine Bedingungen gestellt oder Beschränkungen auferlegt. Es gibt einen Bereich, wo es sogar nicht ausgeschlossen ist, dass Amerikaner und Israelis ins Gefecht ziehen: bei Geiselbefreiungen. Immerhin wurden auch US-Bürger von der Hamas verschleppt, angeblich 22 Menschen. Jedenfalls meldete das News-Portal „The Messenger“, dass Elitesoldaten in einem nicht näher genannten europäischen Land stationiert seien, quasi in Wartestellung.
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