Washington. Der ehemalige US-Präsident droht Mark Milley indirekt mit der Todesstrafe. Präsident Biden wirft den Republikanern Komplizenschaft vor.
Sein Vater und seine Mutter haben ihrem Land im Zweiten Weltkrieg gedient. Er selber verschrieb sich fast 44 Jahre in Diensten des US-Militärs dem Schutz der Verfassung; zuletzt als Generalstabschef und ranghöchster Soldat unter über zwei Millionen Soldaten.
Am heutigen Freitag wird Mark Milley im Beisein von Präsident Joe Biden mit allen Ehren in den Ruhestand verabschiedet. Sein Nachfolger, der Afro-Amerikaner Charles Brown, übernimmt die Rolle des wichtigsten Militärberaters des Weißen Hauses.
Trump attackiert Milley: Forderungen nach Exekution
Was unter normalen Umständen eine weihevolle Zeremonie geworden wäre, bekommt eine unheilvoll historische Note. Denn es gibt kaum verklausulierte Forderungen, Milley wegen angeblich „ungeheuerlichen” Verhaltens zu exekutieren. Sie kommen von seinem ehemaligen Chef: Ex-Commander-in-Chief Donald Trump.
Der Ex-Präsident, der es sich zur Gewohnheit gemacht hat, ehemalige Top-Vertreter seiner Regierung rhetorisch zum Abschuss freizugeben, wenn sie ihm nicht uneingeschränkte Loyalität bezeugen, warf dem 65-Jährigen vor, hinter seinem Rücken mit China korrespondiert und den geostrategischen Gegenspieler der Vereinigten Staaten über die internen Gedankengänge Trumps informiert zu haben. Was einen „Akt des Landesverrats” darstelle, „der in früheren Zeiten mit der Todesstrafe belegt worden wäre”, schrieb Trump neben anderen Beleidigungen auf seinem Privat-Portal „Truth Social”.
Biden kritisiert Republikaner: „Ohrenbetäubendes Schweigen” zu Trumps Attacken
Wie immer lieferte Trump für seine beispiellose Anschuldigung, die das politische Washington seit Tagen bewegt, nicht den Hauch eines Belegs. Mark Esper, einer von Trumps Verteidigungsministern, äußerte sich entsetzt: „Die Aussagen des Präsidenten sind schrecklich und nicht zu tolerieren. Sie sollten von jedem verurteilt werden.” US-Amerika schulde General Milley Dank und Respekt. Dagegen sprang der rechtsextreme republikanische Kongress-Abgeordnete Paul Gossar Trumps Todesstrafen-Forderung bei. Leute wie Milley seien früher „gehängt” worden, sagte er.
Joe Biden, der amtierende Präsident, zeigte sich fassungslos über die gewalttätige Rhetorik seines Vorgängers. Er kritisierte massiv das „ohrenbetäubende Schweigen” der Republikaner, aus deren Reihen bis heute niemand von Rang Trumps Attacken unmissverständlich verurteilt hat.
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Warnung des „Wall Street Journal”: Trumps Worte bergen gefährliche Risiken
Das Chef-Kommentariat des konservativen „Wall Street Journal” legt die diffuse Gefahr frei, die in den Worten Trumps liegen: „Wir wissen, dass niemand Mr. Trumps Worte für voll nehmen sollte. Aber was, wenn ein Irrer es tut und sich dazu entschließt, General Milley in seinem Ruhestand zu erschießen?”.
Der aus Boston im Bundesstaat Massachusetts stammende Milley versuchte die Angespanntheit über den feindseligen Akt Trumps in einem Interview, das am morgigen Sonntagabend (1. Oktober) im US-Fernsehen ausgestrahlt wird, mit Entschlossenheit abzuwehren. Niemals habe er in fast einem halben Jahrhundert Staatsdienst der amerikanischen Verfassung „den Rücken zugekehrt”. Er wünschte sich, dass Trumps Worte „nicht gefallen wären”. Jetzt aber habe er „geeignete Maßnahmen ergriffen, um mich und meine Familie zu schützen”.
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Milley vergleicht Trumps Verhalten mit Hitler-ähnlicher Rhetorik
Eine persönliche Bewertung Trumps versagte sich der Mann, der während der vierjährigen Präsidentschaft des Rechtspopulisten (2017 bis 2021) mehrfach intern intervenierte, „um die nationale Sicherheit US-Amerika zu bewahren”, wie Verteidigungspolitiker im Kongress sagen.
Milley sah Trump „mitschuldig” am Sturm aufs Kapitol in Washington am 6. Januar 2021, schrieben die Journalisten Peter Baker und Susan Glasser vor einigen Monaten. Der Generalstabschef hatte demnach die ernsthafte Sorge, dass Trump bei seiner „Hitler-ähnlichen” Aufnahme der Erzählung von der großen Wahllüge einen „Reichstag-Moment” suchen würde.
Trump vs. Milley: Kontroverse um Auftritt von Kriegsveteran Luis Avila
Unterdessen sind Fachleute überzeugt, dass bei Trumps außergewöhnlichen Attacken ein Aufsehen erregendes Porträt Milleys im Magazin „The Atlantic” mitschwingt. Darin wird eine Szene beschrieben, die in Militärkreisen „Kopfschütteln” und “Wut” ausgelöst hat, wie Experten aus dem Umfeld des Pentagon bestätigen.
Danach hatte Milley zu seinem feierlichen Dienstantritt im September 2019 auf der Militärbasis Joint Base Myer-Henderson Hall in Virginia für den Vortrag des Liedes „God Bless America” einen ganz besonderen Soldaten einladen lassen: Luis Avila. Der Veteran war bei fünf Afghanistan-Einsätzen dabei, für die er einen hohen Preis zahlte. Er verlor durch ein Bombenattentat ein Bein, erlitt danach zwei Herzinfarkte, zwei Schlaganfälle und schwere Hirnschäden.
Für Milley und das Groß des US-Militärs ein „Held”, der für sein Land alles gegeben habe. Für Trump eine ästhetisch Zumutung. Nach dem Gesangsvortrag konfrontierte Trump Milley wie folgt: „Warum bringst du Leute wie den hierher? Niemand will so etwas sehen, die Verwundeten.” Avila, so verfügte Trump damals laut „The Atlantic”, dürfe nie wieder in der Öffentlichkeit auftreten.