Berlin. Der Leopard 2 gilt als besonders lohnendes Ziel. Eine ukrainische Firma will sich das zunutze machen – und arbeitet an einer List.
Jede Kriegsführung gründet auf Täuschung. Diese militärische Weisheit des chinesischen Generals Sunzi begleitet Strategen und Kriegsfürsten seit Jahrtausenden. Die Geschichte ist voll von Beispielen, in denen mit Finten ein entscheidender Vorteil errungen wurde.
Vom trojanischen Pferd über Hannibals fackeltragende Eselszüge bis hin zur Alliierten Attrappenarmee, die mit Gummipanzern und Lkw die Wehrmacht täuschte – kein Krieg ohne List.
Leopard 2: Attrappe soll Russen täuschen
Der Ukraine-Krieg bildet da keine Ausnahme. Auf beiden Seiten kommen aufblasbare Panzer zum Einsatz, die feindliches Feuer provozieren sollen ohne teures Kriegsgerät und deren Besatzungen aufs Spiel zu setzen. Die ukrainische Firma Temerland LLC treibt das Spiel mit der List offenbar noch einen Zug weiter. Wie das ukrainische Branchenmagazin „Defense Express“ berichtet, entwickelt das Unternehmen täuschend echte Attrappen des deutschen Panzers Leopard 2 – und zwar in einer ferngesteuerten Variante.
Die Attrappe wird demnach um einen Pickup-Truck herum gebaut, der mit einer Fernsteuerung ausgestattet ist. Ein hoher Detailgrad soll die russischen Angreifer in die Irre führen, für die der Leopard 2 ein besonders wichtiges Ziel ist; gleichzeitig soll die Attrappe im Aufbau einfach genug sein, so dass sie sich im Feld zusammen- oder auseinanderbauen lässt.
So soll ein realitätsgetreues Abbild des Panzers entstehen, dass sich aus sicherer Entfernung steuern lässt. Die Hoffnung: Russische Artillerie und Panzerabwehr verschwendet Munition im Kampf gegen einen Feind, den es nicht gibt.
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Ukraine-Krieg: Fake-Panzer im Gefecht
Tätsächlich hat der Krieg in der Ukraine das Geschäft mit den falschen Panzern kräftig befeuert. Die tschechische Firme Inflatech etwa meldete im März ein Plus von 30 Prozent für das vergangene Jahr. Das Unternehmen aus Decin näht aus Kunstseide Attrappen von Kampf- und Schützenpanzern, Artillerie und selbst Kampfflugzeugen zusammen.
Vor allem aus der Distanz entsteht eine nahezu perfekte Täuschung. "Wenn man kein Fernglas zur Hand nimmt, kann man aus 150 bis 200 Metern Entfernung nicht mehr unterscheiden, ob es sich um echte Technik oder eine Attrappe handelt“, erklärte Geschäftsführer Vojtech Fresser.
Und das für – vergleichsweise – kleines Geld. Rund 100.000 Euro kostet ein Fake-Panzer; ein echter Leopard 2 schlägt in seiner modernsten Variante mit rund 15 Millionen Euro zu Buche; die Varianten, die in der Ukraine entstehen, sind mit drei bis neun Millionen Euro etwas billiger.