Berlin. Ein Mann in Badehose am Strand, dahinter ein Raketensystem. Ein Foto aus dem Krim-Urlaub kommt die russische Armee teuer zu stehen.

Es sollte eigentlich nur ein Urlaubsfoto sein, doch für das ukrainische Militär soll es der entscheidende Hinweis gewesen sein, um einen Angriff gegen Russland zu starten. Vor etwa einem Jahr hatte ein russischer Tourist anscheinend die Gelegenheit genutzt, sich vor einem S-400-Raketensystem zu fotografieren, und das Bild auf der Social-Media-Plattform "vk.com" geteilt. Es wird angenommen, dass das Foto auch geografische Koordinaten enthielt, um den Aufnahmeort zu kennzeichnen.

Durch den Schnappschuss hat das ukrainische Militär offenbar wichtige Informationen über den Standort des teuren russischen Raketensystems erhalten – und es nun zerstört. Laut Angaben aus Kiew wurde am Donnerstag ein S-400-System im Wert von 1,2 Milliarden Dollar (ungefähr 1,12 Milliarden Euro) von zwei Raketen getroffen.

Das ukrainische Verteidigungsministerium veröffentlichte das Foto bereits im vergangenen August auf der Plattform X, ehemals Twitter, wobei sie sich auf humorvolle Weise äußerten: "Manchmal gehen wir vielleicht etwas zu streng mit russischen Touristen um... Gelegentlich können sie jedoch äußerst nützlich sein, wie dieser Herr, der vor einem Jahr ein Foto vor einem Luftabwehrsystem in Jewpatorija auf der besetzten Krim aufgenommen hat. Wir bedanken uns herzlich und ermutigen Sie, weiterhin gute Arbeit zu leisten."

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Ukraine: Militär greift Radaranlagen und Flugabwehrsystem an

Am Donnerstagmorgen wurde die von Russland besetzte Krim von schweren Explosionen erschüttert, die aus einem Drohnenangriff des ukrainischen Militärs resultierten. Dabei wurde ein modernes Flugabwehrsystem getroffen, hieß es in ukrainischen Medienberichten. Satellitenbilder sollen laut Informationen der ukrainischen Nachrichtenseite "Ukrainska Prawda" die Position des russischen Abwehrsystems zeigen.

Auf Videos aus der Nacht ist eine große Explosion und Rauchwolken auf der Krim in der Nähe von Jewpatorija zu sehen. Laut der britischen BBC griff zunächst das ukrainische Militär die russischen Radaranlagen mit Drohnen an. Eine nicht namentlich genannte Quelle aus der Ukraine berichtete dem britischen Sender, dass nach der Ausschaltung der Radarstationen durch das Militär Marineeinheiten zwei "Neptun"-Marschflugkörper auf die russischen Raketensysteme abfeuerten.

Mehr Reportagen von Kriegsreporter Jan Jessen

Krieg: Ukrainisches Militär rüstet Raketen um

Die Ukraine hatte die "Neptun"-Raketen ursprünglich dazu entwickelt, Schiffe anzugreifen. Sie wurden laut BBC umgerüstet, um auch Bodenziele treffen zu können. Russland hat die Zerstörung des Raketenabwehrsystems bislang noch nicht bestätigt. Es wurde jedoch der Abschuss von insgesamt elf Drohnen gemeldet.

Um zukünftig zu verhindern, dass weitere Urlaubsfotos das Kriegsgeschehen beeinflussen, rief der von Moskau eingesetzte Gouverneur Michail Raswoschajew über den Nachrichtendienst Telegram dazu auf, keine Inhalte zu veröffentlichen, die den Feind unterstützen könnten.