Berlin. Lehrer, Rettungskräfte, Zugbegleiter: Mitarbeiter im öffentlichen Dienst sind immer öfter Gewalt ausgesetzt – mit einer Ausnahme.
Die Gesellschaft verroht zunehmend, der Umgang der Menschen untereinander wird rücksichtsloser und brutaler: Dieser Aussage stimmen laut einer Forsa-Befragung im Auftrag des Verbands dbb Beamtenbund und Tarifunion 80 Prozent der Bürgerinnen und Bürger zu. Der Wert bleibt damit auf sehr hohem Niveau, ist im Vergleich zu 2019 (83 Prozent) aber leicht zurückgegangen.
Etwas mehr als jeder vierte Befragte gibt an, selbst schon erlebt zu haben, wie Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes behindert, belästigt, beschimpft oder angegriffen wurden. Unter den Beschäftigten im öffentlichen Dienst gibt im Jahr 2023 mit 54 Prozent erstmals mehr als die Hälfte an, selbst Erfahrungen mit Gewalt gemacht zu haben.
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Entsprechend alarmiert zeigt sich der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach. „Das ist ein vollkommen inakzeptabler Wert! Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes zahlen die Zeche für den generellen Ansehensverlust des Staates, nicht nur bei Polizei und Rettungsdiensten, sondern auch in Schulen, Jobcentern und Bürgerämtern.“
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dbb-Befragung: Mehr Gewaltbereitschaft gegenüber Lehrern
Besonders viele Befragte haben Übergriffe auf Rettungskräfte und Notärzte (60 Prozent), Bus- oder Bahnfahrerinnen (45 Prozent) und Feuerwehrleute (41 Prozent) beobachtet. Die Zahlen sind im Vergleich zu 2019 bei allen Berufsgruppen gestiegen. Einzige Ausnahme ist die Zahl jener, die Gewalt gegen Polizisten beobachtet haben: Die Zahl sank von 73 Prozent um neun Punkte auf 64 Prozent.
Deutlich häufiger wurden Befragte indes Zeuge von Gewalt gegen Lehrer (2023: 37 Prozent, 2019: 28 Prozent) sowie gegen Lokführer und Zugbegleiter (2023: 28 Prozent, 2019: 21 Prozent). Die große Mehrzahl der beobachteten Übergriffe waren verbaler Natur, bei einem Drittel der Fälle wurden Personen körperlich bedrängt, acht Prozent der Befragten wurden Zeuge körperlicher Gewalt.
Diesen Zahlen zum Trotz genießen Feuerwehrmänner und Krankenpfleger, wie 94 und 89 Prozent der Befragten angegeben haben, weiterhin ein sehr hohes Ansehen. Auch Polizisten bleiben 2023 weiterhin im Spitzenfeld mit 78 Prozent – ein Wert, der sich in den vergangenen 15 Jahren kaum verändert hat. Im Mittelfeld finden sich etwa Erzieher (76 Prozent) oder Lehrer (64 Prozent).
dbb-Chef Silberbach: „Lasst uns endlich unsere Arbeit machen“
Am stärksten im Ansehen gestiegen sind Soldaten (2023: 60 Prozent, 2019: 57 Prozent), am stärksten gesunken Politiker. Diese Berufsgruppe ist nur noch bei 14 Prozent der Befragten hoch angesehen; vor vier Jahren waren es noch drei Prozentpunkte mehr.
Insgesamt ist das Vertrauen der Befragten in den öffentlichen Dienst schwach. Nur 27 Prozent glauben, dass dieser noch in der Lage ist, seine Aufgaben zu erfüllen. „Das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Handlungsfähigkeit ihres Staates ist damit auf einen neuen Tiefpunkt gesunken. Das ist alarmierend“, sagt der dbb Vorsitzende Silberbach.
Er erwartet von der Politik mehr Unterstützung und fordert: „Lasst uns endlich unsere Arbeit machen.“ Konkret wünscht sich Silberbach „mehr Digitalisierung, mehr Bürokratieabbau und mehr Serviceleistungen im öffentlichen Dienst.“ Damit spricht er genau die Baustellen an, die auch die befragten Bürger mehrheitlich als besonders dringlich empfanden.
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