Moskau. Die Festnahme des russischen Generals Surowikin – “General Armageddon“ – sorgt für Aufsehen. Jetzt äußert sich ein Kreml-Sprecher.

Den ganzen Tag über gab es Spekulationen um die mögliche Festnahme des russischen Vizegeneralstabschef Sergej Surowikin. Jetzt hat der Kreml reagiert. Sprecher Dmitri Peskow wollte sich nicht zum Verbleib des hochrangigen Militärs äußern, laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax verwies Peskow auf das Verteidigungsministerium.

Zur Frage, ob Präsident Wladimir Putin Surowikin weiter vertraue, sagte Peskow, dass der Kremlchef als Oberbefehlshaber mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow zusammenarbeite. Zu deren Untergebenen müsse sich das Ministerium äußern. Eine Stellungnahme von dort lag zunächst nicht vor.

Russland-General Surowikin: Hat er vom Wagner-Aufstand gewusst? Kreml-Sprecher äußert sich

Sergej Surowikin gilt als enger Vertrauter von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin. Die Kampfeinsätze in der Ukraine, zuletzt bei der Eroberung von Bachmut, habe Prigoschin in enger Abstimmung mit Surowikin durchgeführt. Surowikin sei klug, erfahren und stehe für ein hohes Maß an Effektivität und Erfolg, so der Wagner-Chef in einer früheren Erklärung.

NameSergei Wladimirowitsch Surowikin (56)
AmtRussischer Kommandeur
Geboren11. Oktober 1966 in Nowosibirsk, Russland
VorgängerGennadi Walerjewitsch Schidko
Militärdienst1987 bis heute

Doch während des Marsches der Wagner-Söldner stellte sich Surowikin zumindest öffentlich hinter Kremchef Wladimir Putin. Er rief Prigoschin in einer Videobotschaft dazu auf, den Machtkampf zu beenden. Die US-Zeitung New York Times hatte allerdings berichtet, Surowikin hätte bereits im Vorfeld von dem Aufstand der Wagner-Söldner gewusst. Dies wies Kremlsprecher Peskow zurück. "Es gibt jetzt um diese Ereignisse herum viele unterschiedliche Spekulationen und Tratsch", sagte Peskow.

Surowikin verschwunden: Medienberichte über Festnahme – Gerüchte über Säuberungsmaßnahmen

Bereits am Mittwoch-Abend waren in verschiedenen Telegram-Kanälen Berichte über eine mögliche Festnahme Surowikins aufgetaucht. Die Zeitung "Moscow Times" berichtete dann darüber, unter Berufung auf zwei dem Verteidigungsministerium nahestehenden Quellen. Surowikin werde im Moskauer Lefortowo-Gefängnis festgehalten und verhört.

Möglicherweise festgenommen und im Gefängnis:  Sergej Surowikin, Kommandeur in der russischen Armee (Archivbild).
Möglicherweise festgenommen und im Gefängnis: Sergej Surowikin, Kommandeur in der russischen Armee (Archivbild). © Uncredited/Rusian Defense Ministry Press Service/AP/dpa

Wegen seines äußerst harten Vorgehens im Tschetschenienkrieg und in Syrien wird Surowikin auch "General Armageddon" genannt. Unter anderem verantwortete er Luftangriffe auf die Zivilbevölkerung und die Zerstörung der Stadt Aleppo. Seine mögliche Festnahme könnte der Beginn möglicher Säuberungsmaßnahmen in der russischen Armee sein. Im Telegram-Kanal Rybar etwa heißt es, die Behörden versuchten diejenigen Militärangehörigen auszusondern, die angeblich "einen Mangel an Entschlossenheit" bei der Niederschlagung der Rebellion gezeigt hätten.

NameWladimir Wladimirowitsch Putin
Geburtsdatum7. Oktober 1952
GeburtsortSankt Petersburg
AmtPräsident der Russischen Föderation
Im Amt seit2000 (Unterbrechung von 2008 bis 2012)
FamilienstandGeschieden, mindestens zwei Kinder
Größeca. 1,70 Meter

Wagner-Chef Prigoschin wirklich in Belarus? Militärblogger nennt Stadt in Russland als Aufenthaltsort

Zum Aufenthaltsort Sergej Surowikins äußerte sich das russische Verteidigungsministerium bislang nicht. Unklar ist auch, wo sich Wagner-Chef Prigoschin befindet. Offiziell ist er in Belarus. Doch der prominente Militärblogger Igor Girkin, genannt Strelkow, schrieb, Prigoschin sei "allem Anschein nach" in seiner Heimatstadt St. Petersburg. Von dort steuerte der 62-Jährige auch seine prorussischen und antiwestlichen Desinformationskampagnen im Internet.

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Auch das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) schrieb, Prigoschin könne nach Russland zurückgekehrt sein, um Details einer Vereinbarung über die Zukunft seiner Truppe und seiner selbst mit den Behörden auszuhandeln.