Berlin. Der Fall der getöteten Deutschen Silvia N. hält Italiens Ermittler in Atem. Nun ist erneut der Lebensgefährte in den Fokus geraten.
Fast einen Monat nach dem brutalen Mord an der Augsburgerin Silvia N. in der süditalienischen Badeortschaft Ogliastro Marina kommt es bei der Untersuchung offenbar zu einer Wende. Die Justizbehörden haben Ermittlungen gegen den deutschen Lebensgefährten der 53-Jährigen aufgenommen. Die verkohlten Leichenreste des Opfers waren im Oktober in einem Wald in der Nähe ihres Zuhauses aufgefunden.
Die Frau wurde mit Messerstichen ermordet, ihre Leiche danach in Brand gesetzt. Die Ermittler gehen davon aus, dass N., die seit einigen Jahren mit ihrem 62-jährigen Lebensgefährten in Italien lebte, kurz nach ihrem Verschwinden am 18. Oktober ermordet wurde.
Italien: Vermeintliches Alibi des Ehemanns bröckelt
N.s Lebensgefährte hatte stets seine Unschuld beteuert. Er konnte den Ermittlern sogar ein scheinbar wasserfestes Alibi vorlegen. Aufnahmen einer Videoüberwachungsanlage unweit des Hauses, in dem das Paar lebte, hätten demnach belegt, dass er im Garten schlief, als sich seine Frau Silvia zu einem Spaziergang aufmachte, von dem sie letztlich nie mehr zurückkehrte. Dieses Alibi scheint offensichtlich zu bröckeln. Ob und wie diese Videoaufnahmen irreführend sein könnten, gaben die ermittelnden Behörden bisher jedoch noch nicht bekannt.
- Vermisstenfall: Rebecca Reusch – „Nicht auszuschließen, dass die Familie die Wahrheit kennt“
- International gesucht: Das sind die fünf gefährlichsten Frauen der Welt
- Kriminologe: An diesem Detail scheitern die meisten Cold-Case-Ermittler
- Verbrechen: Die drei spektakulärsten Gefängnisausbrüche aller Zeiten
Die Ermittler werten derzeit die Resultate einer Laboruntersuchung aus, bei der DNA-Material unter Silvia N.’s Nägeln gefunden wurde. Zudem sammeln die Ermittler neue Beweise zu dem Gegenstand, mit dem die Frau getötet wurde. Vermutet wird, dass sie mit einer Axt oder mit einem Hammer am Kopf angegriffen worden sei. Danach sei sie am Hals, in der Bauchgegend und am Rücken tödlich verletzt worden, während sie verzweifelt zu flüchten versuchte. Später wurde ihre Leiche in Brand gesetzt – am gleichen Ort, an dem sie auch den Tod fand.
Verdächtiger „versteckt“ sich bei Freunden
Der Anwalt des Lebensgefährten, Felice Carbone, bestätigte gegenüber unserer Redaktion, dass die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen seinen Mandanten aufgenommen habe. Dieser halte sich derzeit bei Freunden in einer Ortschaft außerhalb von Ogliastro Marino auf. „Er war gezwungen, diese Gegend zu verlassen, weil er von Medienleuten regelrecht gejagt wurde. Er hält sich an einem geheimen Ort auf, steht aber den Ermittlern komplett zur Verfügung“, berichtet Carbone. Er verteidigt den Augsburger, der nur schlecht Italienisch spricht, und vertritt auch die Schwester des Opfers.
Auch interessant
Inzwischen haben die Ermittler die obduzierte Leiche für die Beerdigung freigegeben. Wann die Trauerzeremonie stattfinden wird, ist noch unklar. Laut dem Anwalt sollte die Beerdigung auf Wunsch von Silvias Schwester in Deutschland stattfinden. Die Überführung der Leiche nach Deutschland wird organisiert. Silvia N. wurde zuletzt von der Überwachungskamera eines nahe gelegenen Hauses gesehen. Sie hatte ihre Villa ohne ihre Brieftasche und ihr Mobiltelefon verlassen.