Essen. In Südschweden entdeckt: Eisenzeitliches Grab mit mysteriösem Messer überrascht Forscher bei Ausgrabungen in Pryssgården.

Archäologen haben in Pryssgården in Südschweden ein Gräberfeld aus der Eisenzeit entdeckt, das mindestens 50 Gräber aus der Zeit zwischen 500 v. Chr. und 400 n. Chr. enthält. Unter den Gräbern sticht eines durch die ungewöhnliche Platzierung eines kleinen Eisenmessers hervor, das senkrecht über den Überresten einer Frau in die Erde gestoßen wurde.

Die Forscher der Nationalen Historischen Museen in Schweden unter der Leitung der Archäologin Moa Gillberg glauben an eine beabsichtigte Geste, deren Hintergrund aber bislang verborgen bleibt.

Historische Aufzeichnungen führen Archäologen zum Gräberfeld

Die Entdeckung des Fundortes haben die schwedischen Wissenschaftler historischen Aufzeichnungen zu verdanken. Der Pfarrer Ericus Hemengius war im Jahr 1667 beauftragt worden, alte Stätten in seiner Gemeinde zu katalogisieren: Er beschrieb die Grabhügel in Pryssgården und berichtete, er habe in Herbstnächten auf diesen Hügeln offenbar Feuer gesehen.

Die Wissenschaftler waren sich nicht sicher, ob der Grabhügel in der Moderne noch existierte. Anfang dieses Jahres fand das Team mithilfe von Metalldetektoren menschliche Knochen und Artefakte wie Fibeln oder Gewandspangen. Zu den Gräbern in Pryssgården gehören sowohl Brandgruben als auch mit Steinen bedeckte Gräber, eine Bestattungsart, die den eisenzeitlichen Praktiken in Schweden entspricht.

Archäologen verblüfft: Frauengrab mit einem Messer in besonderer Lage

Ein Grab enthielt eine besonders dicke, rußbedeckte Schicht aus Asche und Knochenfragmenten. „Als wir nach unten gruben, sahen wir, dass sie ein eisernes Klappmesser direkt in den Boden gesteckt hatten“, erklärte Gillberg in einer Erklärung und fügte hinzu: “Wir wissen nicht warum, aber es ist klar, dass es für die Frau bestimmt ist.“

Das gut erhaltene Messer, das wahrscheinlich für Arbeiten wie Lederarbeiten verwendet wurde, könnte sogar mit der Verstorbenen auf dem Scheiterhaufen gewesen sein, bevor es in den Boden gestoßen wurde. Neben dem Messer wurde auch eine kleine Nadel gefunden, beides Gegenstände, die auf die gesellschaftliche Rolle oder die täglichen Aktivitäten dieser Person schließen lassen.

Die Analyse der Überreste im Grab der Frau ergab, dass ein Zehenknochen Anzeichen von Arthrose aufwies, was auf den körperlichen Tribut ihres Lebens hindeutet. Ähnliche Gräber mit Messern und Nadeln wurden in Südschweden dokumentiert, etwa auf dem Gräberfeld von Fiskeby, wo Frauen ebenfalls mit diesen Werkzeugen bestattet wurden.

Schweden: Forscher entdecken Friedhof mit umfassender Bebauung und Steinanordnungen

Die Archäologen haben bei den Grabungsarbeiten einen alten Brunnen, Überreste möglicher Behausungen und ein großes Lagerhaus ausgraben können. „Eine Grube entpuppte sich als ziemlich großes Pfostenloch, das zu einer Art Struktur oder Begrenzung des Gräberfeldes gehört haben könnte“, so Gillberg.

Interessant für die Forscher ist eine komplizierte Anordnung von Steinen, die sich um einen großen, flachen Stein drehte, unter dem jedoch keine Knochen zu finden waren. Laut Gillberg könnten solche Steinkonstruktionen als Gedenkstätten oder Denkmäler gedient haben.

Durch weitere Ausgrabungen und Analysen der Fundstücke hoffen die Archäologen aus Stockholm, mehr über die Bestattungsrituale und die sozialen oder symbolischen Bedeutungen der Grabbeigaben zu erfahren.

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