Rom. Das Geschäft mit Prosecco ist in Italien höchst lukrativ. Doch jetzt sorgen kriminelle Banden bei Winzern für Angst und Schrecken.

Prosecco ist Italiens Gold. Der italienische Schaumwein ist seit Jahren ein Exportschlager, dessen Erfolg von Jahr zu Jahr zunimmt und der jetzt auch das Interesse der Kriminellen geweckt hat: Die wohlhabenden Prosecco-Hersteller, die in den Hügeln der norditalienischen Provinz Treviso die kostbaren Glera-Trauben produzieren, sind zunehmend ins Visier von Verbrecherbanden geraten. Über 20 Überfälle und Einbrüche wurden in den letzten Wochen bei Weinunternehmen der Gegend gemeldet.

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Die Überwachungsbilder zeigen mehr oder weniger ähnliche Vorgehensweisen der Bande: Zwei oder drei Männer sind im Einsatz, während eine weitere Person als Aufpasser dient. Die Kriminellen brechen die Türen der Weinläden der Kellereien auf und stehlen das gesamte Geld aus der Kasse. Auch kostbare Flaschen verschwinden. Es besteht der Verdacht, dass die Kriminellen einen Störsender verwenden, um die Alarmanlagen zu umgehen. Mehrere tausende Euro Schäden richtete die Bande bei ihren Einbrüchen bereits an.

Prosecco-Diebstahl: Italiens Polizei bittet Zeugen um Hinweise

Inzwischen hat das Phänomen ein derartiges Ausmaß erreicht, dass Luca Zaia, Präsident der Region Venetien, zu der die Prosecco-Gegend gehört, Alarm schlägt. So bekundete er zuletzt seine „Solidarität mit den betroffenen Betrieben und sein Vertrauen in die Polizei“.

Sunset in Farra di Soligo,land of Prosecco wine
Weinland Italien: Unter den Produzenten geht die Angst vor der Prosecco-Bande um. © iStock | GitoTrevisan

Wenn Bürger etwas Verdächtiges bemerken, sollten sie es sofort den Carabinieri melden. „Es ist klar, dass wir es mit einer echten ‚Prosecco-Bande‘ zu tun haben, die Angst unter den Dutzenden von Weinproduzenten sät. Ich spreche allen meine Solidarität aus und vertraue auf die unermüdliche Ermittlungsarbeit unserer Polizeikräfte. Ich hoffe sehr, dass diesen Verbrechen bald ein Ende gesetzt wird“, schrieb Zaia in einer Mitteilung.

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Die Sorge ist auch unter den Winzern groß. Elena Moschetta, Inhaberin der Prosecco-Kellerei „Cantina Bianca Vigna“, die zuletzt selber Opfer eines Einbruchs war, appellierte eindringlich an alle Prosecco-Betriebe, Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, um sich zu schützen.

Prosecco-Hersteller haben neben Kriminellen noch weiteres Problem

Nicht nur vor Kriminellenbanden müssen sich die Prosecco-Hersteller in Acht nehmen. Immer wieder kommt es zu Versuchen, die geschützte Ursprungsbezeichnung „Prosecco DOC“ zu fälschen und so auf den Erfolgszug des Schaumweinklassikers aus Nordostitalien aufzuspringen.

Das Konsortium der Prosecco-Hersteller hat inzwischen verschiedene Kontrollsysteme entwickelt, um weltweite Verstöße auf allen Ebenen zu prüfen. Sie greifen bei Nachahmungen, eindeutigen Anspielungen oder Nutzung der Bezeichnung Prosecco DOC für Weine, die nicht Prosecco sind, ein. Bei den schwerer nachweisbaren Fällen werden Untersuchungen und zusätzliche Ermittlungen durchgeführt. So wird geprüft, ob der Begriff Prosecco DOC absichtlich falsch verwendet wurde.

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Das Konsortium arbeitet im Kampf gegen Fälschungen eng mit den italienischen und europäischen Behörden zusammen, deren gemeinsames Ziel der Schutz der Ursprungsbezeichnung Prosecco DOC ist. Italiens Schaumweinproduktion erreichte 2023 den Rekord von rund einer Milliarde erzeugten Flaschen und entspricht inzwischen einem Wert von 2,85 Milliarden Euro, von denen allein zwei Milliarden im Ausland umgesetzt werden.