Rom. Die Sorgen italienischer Winzer sind massiv: Regengüsse bedrohen die Ernte. Dieses beliebte Getränk könnte knapp und teuer werden.
Eine Sommerparty ohne Prosecco? Gar nicht schön, für Menschen, die Alkohol trinken. Prosecco hat sich längst zum Trendgetränk entwickelt. Auch in angesagten Cocktails wie Aperol Spritz oder Hugo gehört ein Schuss des perlenden Schaumweins dazu. Doch Italiens Winzer schlagen Alarm: Der Klimawandel bedroht die Prosecco-Produktion.
Mehrere Wochen voller Regen haben die Nerven vieler italienischer Winzer, die in der hügeligen Region zwischen Venedig und den Dolomiten die Glera-Trauben anbauen, massiv strapaziert. Der feuchte Frühling muss unbedingt ein Ende haben. Mehr noch: Es wird reichlich Sonne benötigt, damit die Qualität dieser so besonderen Traube gewährleistet ist, aus der Italiens beliebtester Sprudelwein hergestellt wird.
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Ihr Prosecco, der in den vergangenen zehn Jahren zum weltweit gefragtesten Schaumwein wurde, wird in den Hügeln zwischen Conegliano, Asolo und Valdobbiadene in der Provinz Treviso angebaut und gekeltert. 616 Millionen Prosecco-Flaschen wurden im vergangenen Jahr verkauft, und der Trend hält auch in diesem Jahr an.
Prosecco ist das Trendprodukt auf dem Weltmarkt
Und nun sollen mal Regen, mal Dürre, also insgesamt der Klimawandel den Siegeszug des italienischen Trendprodukts auf dem Weltmarkt gefährden? Und ob, sagen die Winzer. Denn wenn es in den Hügeln von Valdobbiadene und Conegliano nach langen Dürreperioden stark regnet, verwandeln sich die steilen Hänge, an denen die Glera-Trauben wachsen, schnell in Sturzbäche.
Das Wasser, das auf die von der Sonne verkrusteten Hänge trifft, kann nicht eingesaugt werden und wird weggespült, was schwere Schäden verursacht. Zwei schwere Unwetter ereigneten sich im vergangenen März, sowie im Oktober 2023. Die Sorge wächst. Und der weltweite Weinmarkt ist hart umkämpft. Nun machen die Weinproduzenten gemeinsame Sache und entwickeln zusammen Strategien gegen den Klimawandel.
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Den Ton gibt das Konsortium zum Schutz des Spitzenweins Conegliano Valdobbiadene Prosecco DOCG an, das über 3.300 Winzer der Gegend vereint. Der Plan klingt einleuchtend: Das Wasser aus den sturzbachartigen Regenfällen soll für die Dürreperioden gespart werden. So sollen zwischen den Weinbergen kleine Wasserbecken entstehen, in denen in regnerischen Zeiten Wasser gesammelt werden kann. Die Auffangbecken sollen die Hügel entlasten, wenn es zu heftigen Niederschlägen kommt und zugleich als Wasserreservoir für die Dürreperioden dienen.
Klimafreundlich: So versuchen Winzer, nachhaltig zu produzieren
„Derzeit gibt es bereits ein Dutzend dieser Becken, wir wollen jedoch mehr davon schaffen“, berichtet Ivo Nardi, Vizepräsident des Konsortiums. Er selber hat ein Wasserbecken für sein Hektar Weinberg gebaut. Das Konsortium arbeitet mit Experten der Universität Padua an neuen Strategien, um dem Klimwaandelt etwas entgegenzusetzen. So wird verstärkt Kompost verwendet, der die Feuchtigkeit um die Rebstöcke garantiert. Pestizide und Chemikalien, die die Böden beeinflussen, sollen auf ein Minimum reduziert werden.
Klimafreundlich, das ist angesagt: Giancarlo Moretti Polegato, Wein- und Prosecco-Produzent in Venetien und Chef des renommierten Hauses Villa Sandi, hat schon vor Jahren begonnen, seine Kellerei umweltfreundlich zu gestalten. 40 Prozent des Strombedarfs des Unternehmens wird dank Sonnenenergie gedeckt, erzählt er stolz.
Weintrinker müssen mit höheren Preisen rechnen
Der Wasserkonsum für die Weinproduktion wird durch modernste Bewässerungssysteme auf das Nötigste reduziert. Das Gewicht der Prosecco-Glasflaschen ist verringert worden, um den Transport zu erleichtern, beim Packaging wird nur auf recycelbares Papier gesetzt. Doch Polegato, der mit einem Jahresumsatz von fast 100 Millionen Euro zu den größten Prosecco-Produzenten und -Exporteuren zählt, sagt auch: „Die grüne Umstellung hat natürlich seine Kosten auf das Endprodukt, aber wir sind stolz, wieder der Natur etwas davon zurückzugeben, was wir von ihr erhalten haben.“ Was also bedeutet: Am Ende wird der gute Tropfen teurer werden.
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Pelagto probiert gern Neues aus: So entwickelte er etwa so genannte Unterlagsreben, eine Unterlage eines Rebstocks, die weniger Wasser als die anderen Reben benötigen. „Damit kann man viel Wasser sparen“, meint der Mann, den man auch „Prosecco-König“ nennt und der den Umsatz im Blick hat.
Mit „Weintourismus“ sollen die Urlauber angelockt werden
„Weintourismus“, das ist ein Wort, das ihm wie Perlwein über die Lippen geht: „Weintourismus hat noch großes Wachstumspotenzial. Viele Touristen besuchen Venedig, aber viel weniger kennen unsere wunderbare hügelige Landschaft. Der Weintourismus wird auch in den nächsten Jahren stark wachsen. Daher ist es so wichtig, dass wir unsere Gegend vor den negativen Auswirkungen des Klimawandels schützen.“
Wer Wein im Blut hat, sieht die Lage auch immer positiv. Schon jetzt zeigt sich die Sonne wieder öfter. Und auch Loris Dall‘Acqua, Mitinhaber des Weinguts Col Vetoraz, der seine Reben schon mit Netzen gegen Hagel geschützt hat, sagt es so: „Der viele Regen dieser Tage hat günstige Bedingungen für eine optimale Weinernte geschaffen.“ Jetzt sei es eben einfach wichtig, dass die Sonne scheint. Schließich sei man doch in Italien.
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