Rom. Das Mega-Tourismus-Projekt am Gardasee bringt Politiker in Rage. Sie fordern nun einen Baustopp, um Radfahrer und Urlauber zu schützen.

Die Pläne zum Bau des Garadsee-Radweges –„Ciclovia del Garda“ oder auch „Ciclopista del Garda“ genannt – sorgen in Italien für immer heftigere Diskussionen. Die Umfahrung des gesamten Gardasees in einer Länge von 144 Kilometern wurde als Projekt mit enormem wirtschaftlichem Potenzial und hoher Attraktivität für Urlauber verkauft. Umweltschützer warnen jedoch vor großen technischen Herausforderungen, vor allem in jenen Abschnitten, an denen die Felswände über dem See steil abfallen.

Wegen der wachsenden Besorgnis über die Sicherheits- und Umweltauswirkungen der Arbeiten hat der Südtiroler Senator Luigi Spagnolli eine Beschwerde bei der Staatsanwaltschaft von Verona eingereicht. Auch sein Trentiner Kollegen Pietro Patton und die Senatorin der Oppositionspartei AVS (Alleanza Verdi e Sinistra) Aurora Floridia sind mit von der Partie. Konkret geht es um Arbeiten, die zurzeit auf dem Abschnitt des Garda-Radwegs in der Gemeinde Baitone am östlichen Ufer des Sees durchgeführt werden.

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In der Beschwerde wird die sofortige Einstellung der Arbeiten gefordert, da damit „schwerwiegende hydrogeologische und ökologische Probleme sowie Risiken für die öffentliche Sicherheit“ verbunden seien. „Es ist nicht mehr möglich, die Umweltzerstörung und das Sicherheitsrisiko zu ignorieren, die unser Gebiet betreffen. Das derzeitige Radwegprojekt bietet keine Sicherheitsgarantien für Bürger und Touristen. Es wird in einem Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung gebaut und umfasst ein kurzes 210 Meter langes Teilstück im Cantone-Tunnel“, heißt es.

Cycle Path of Garda lake, named Ciclopista del Garda, cycling route as an example of sustainable tourism in Italy
Gardasee mit fantastischem Blick: Der „Ciclopista del Garda“ bietet spektakuläre Aussichten, ist aber bei Umweltschützern hoch umstritten. © iStock | Jekaterina Sahmanova

Die Initiatoren der Beschwerden befürchten, dass die Radfahrer noch mehr in die Tunnel der stark befahrenen Straße „Gardesana Orientale“ strömen werden, die zu den zehn gefährlichsten Verkehrsachsen Italiens gehört. „Wir befinden uns in einem als hochgradig hydrogeologisch gefährdet eingestuften Gebiet, in dem es häufig zu Erdrutschen kommt“, heißt es weiter.

Italiens Politiker warnen vor Gefahren: Aus diesen Gründen fordern sie einen Baustopp

Die Beschwerde will auch die verheerenden Auswirkungen auf die empfindlichen lokalen Ökosysteme und die Nichteinhaltung der Umweltvorschriften hervorheben. „Ohne sorgfältige Planung und Bewertung der Umweltauswirkungen ist ein Gebiet von unschätzbarem natürlichem, landschaftlichem und touristischem Wert gefährdet“, betonen die Parlamentarier.

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Sie fordern einen sofortigen Eingriff, damit die Arbeiten ausgesetzt werden und eine neue geologische Untersuchung eingeleitet wird. „Das ist notwendig, um alternative Mobilitätslösungen zu untersuchen. Das Gebiet des Gardasees verdient Respekt und Schutz.“ Die aus Verona stammende Senatorin Floridia plant am 9. November um 10 Uhr eine Fahrradtour an den Gardasee, nach Malcesine. Damit will sie auf das Recht auf Sicherheit aufmerksam machen.

Für den Tourismus am Gardasee bringt der Radweg ungeahnte Möglichkeiten

Der Bau des Radweges rund um den Gardasee und die damit verbundene Infrastruktur gelten als Tourismusprojekt, das die Gegend noch attraktiver machen soll. Auch, weil damit eine Umrundung möglich wäre. Bisher existieren im bergigen Bereich des nördlichen Gardasees nur Teilstücke eines Radwegs. Im Süden sind die Radwege dagegen stärker ausgebaut und werden teilweise durch Strecken über Nebenstraßen verbunden.

Mittlerweile wächst der Widerstand von Umweltschutz- und Bürgerverbänden gegen das Projekt. Wegen eines massiven Felssturzes zwischen Riva del Garda und Limone wurde die Gardesana-Staatsstraße, die westseitige Uferstraße am Gardaseee in der Provinz Trient, vorübergehend gesperrt. Einige am Straßenrand geparkte Autos wurden von Gesteinsbrocken beschädigt. Umweltaktivisten sind besorgt. Felsstürze habe es in der Gegend zwar immer schon gegeben, doch ihre Zahl scheint jetzt zuzunehmen, warnten Umweltaktivisten.