Essen. Forscher haben in einer antiken römischen Villa in Deutschland über 100 Funde ausgegraben, die interessante Fragen aufwerfen.
Die Fragmente, die bei den laufenden Ausgrabungen des Landesamts für Denkmalpflege (LAD) in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Römisches Freilichtmuseum entdeckt wurden, zeigen aufwändige Reliefs mit Darstellungen römischer Götter und mythologischer Szenen.
Der Votivbau ist Bestandteil eines Villenkomplexes, der bereits 1973 von Gerd Schollian entdeckt wurde. Seit 1992 wird kontinuierlich an den Ausgrabungen gearbeitet, um die strukturelle Integrität der Villa zu bewahren.
Archäologen entdecken Votivmonument mit kostbaren Reliefs
Das vermutlich aus dem 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr. stammende Votivmonument bestand ursprünglich aus mehreren übereinander gestapelten Steinblöcken. „Die Blöcke sind auf allen Seiten mit Reliefs verziert, die antike Götter und Figuren aus den dazugehörigen Legenden zeigen“, so Dr. Klaus Kortüm vom LAD.
Er ergänzte, dass das Monument nach der römischen Epoche abgetragen und seine Teile verstreut wurden. Heute sind nur noch Fragmente erhalten, die sich anhand von Vergleichen mit ähnlichen Funden identifizieren lassen.
Dieser Votivbau ist nicht nur wegen seiner Größe bemerkenswert im Vergleich zu anderen, die in den römischen Grenzprovinzen entlang von Rhein und Donau gefunden wurden, sondern auch von großer historischer Bedeutung für das Verständnis römischer religiöser Praktiken in dieser Region.
Der Komplex von Hechingen-Stein selbst ist ein gut erhaltenes Beispiel einer villa rustica und hebt sich durch seine beachtliche Größe und architektonische Komplexität von den über 1500 entdeckten römischen Gutshöfen in Baden-Württemberg ab. Die Anlage umfasst ein Hauptwohnhaus, Badehäuser, einen Tempel und eine Umfassungsmauer – Elemente, die darauf hindeuten, dass sie möglicherweise nicht nur für die Landwirtschaft genutzt wurde.
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Fund in Deutschland: Villenkomplex bereits 1973 entdeckt
Der Villenkomplex blieb nach seiner Aufgabe, vermutlich während eines geplanten römischen Rückzugs um 260 n. Chr., unbebaut und unbeschädigt. Entdeckt wurde die Anlage 1973 von Gerd Schollian, dem damaligen Bürgermeister von Stein. Die ersten Ausgrabungen begannen 1978 unter der Leitung des Denkmalamtes in Tübingen. Seit 1992 werden die Grabungen jährlich fortgeführt, wobei schrittweise weitere Teile der Villa und ihrer Infrastruktur freigelegt werden, was zur Erhaltung seiner strukturellen Integrität beitrug.
Archäologen haben sich fortschrittlicher Technologien bedient, um das Votivmonument zu rekonstruieren. Sie erstellen mithilfe des 3D-Drucks verkleinerte Nachbildungen der Fragmente, die zu einem Modell des Denkmals zusammengesetzt werden. Diese Replik soll zusammen mit den Originalfragmenten im Museum Hechingen-Stein ausgestellt werden.
Die Entdeckung wirft spannende Fragen zur Herkunft des Denkmals und zur Person auf, die dessen Errichtung veranlasste. Votivmonumente trugen häufig Inschriften, die den Stifter, die zu verehrenden Gottheiten sowie den Anlass der Errichtung nannten. Das Grabungsteam hofft, dass im Zuge der weiteren Erforschung dieses einzigartigen Villenkomplexes zusätzliche Blöcke des Denkmals freigelegt werden.