Essen. In der antiken türkischen Hafenstadt Anemurium wurde eine Inschrift zu Ehren des antiken Ringkämpfers Kaikilianos gefunden.
Sport und Wettkämpfe besaßen in der Antike einen besonders hohen Stellenwert. Außergewöhnliche Leistungen waren häufig mit einem sozialen Aufstieg und Anerkennung verbunden. Dies stellt eindrucksvoll ein Fund im türkischen Anemurium unter Beweis, wo eine vollständig erhaltene Inschrift den Ringkämpfer Kaikilianos für seine Erfolge ehrt. Der sehr gute Zustand der Inschrift macht sie zum ersten Fund dieser Art in der Region.
Beeindruckende Fundstätten zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe
Anemurium ist ein 600 Hektar großer archäologischer Bezirk in der Nähe der modernen Stadt Anamur. Die Stadt geht auf das erste Jahrhundert v. Chr. zurück, als sie von den Phöniziern gegründet wurde. Die Hafenstadt war eine bedeutende Siedlung mit großen öffentlichen Bädern, Kirchen und Theatern. Seit 2018 werden in Anemurium Ausgrabungen durchgeführt, die schon zahlreiche imposante Funde zutage förderte.
Die Ausgrabungen werden seit 2018 von Professor Mehmet Tekocak im Auftrag des Ministeriums für Kultur und Tourismus und der Selçuk-Universität Konya geleitet. Vier kürzlich entdeckte Stätten in Mersin wurden in die UNESCO-Liste aufgenommen und drei weitere Stätten, darunter Anemurium, werden derzeit für den UNESCO-Status vorgeschlagen.
Forscher verblüfft: Inschrift preist Kaikilianos für seinen Sieg im Ringkampf
Die kürzliche entdeckte Inschrift ist in einen Sockel eingemeißelt, von dem die Forscher annehmen, dass es sich um den Sockel einer Statue des Athleten handelt, die zu Ehren des antiken Ringers errichtet wurde. Die 13-zeilige Inschrift über Kaikilianos, die vollständig und unversehrt gefunden wurde, ist 120 cm mal 50 cm groß.
Inhaltlich wird Kaikilianos für seinen zweiten Sieg bei einem Ringkampf, der alle fünf Jahre in der Stadt ausgetragen wird, gepriesen. Diese wurde in altgriechischer Schrift verfasst und enthält Einzelheiten über den Ringkampfwettbewerb und sogar den Namen des Veranstalters.
„Wir erfuhren, dass jemand namens ‚Flavianus‘ alle fünf Jahre einen Wettkampf in seinem Namen veranstaltete. Beim zweiten dieser Wettbewerbe gewann ‚Kaikilianos‘ in der Erwachsenenkategorie im Ringen. Dieser Athlet gewann nicht nur einen Preis, sondern war so bedeutend, dass ihm zu Ehren eine Inschrift angebracht wurde. Wahrscheinlich stand einst eine Statue des Athleten über dieser Inschrift, vielleicht nahm er auch an anderen Wettbewerben teil und gewann anderswo weitere Preise“, erklärte Tekocak gegenüber IHA News.
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Die Forscher gehen davon aus, dass Anemurium aufgrund der ausgetragenen Wettkämpfe über ein lebendiges Kulturleben verfügte. Der Fund einer Palästra, einer antiken Ringerschule, ist ein weiterer Beleg für den historischen Stellenwert der Metropole. Der von Kaikilianos gewonnene Ringkampf sei ein Beweis für die Lebendigkeit der damaligen Zeit in der Stadt und dafür, dass „die Auszeichnung von Athleten, die sich in diesen Wettbewerben platziert haben, den Wert unterstreicht, der dem Sport beigemessen wurde“, sagte Ali Hamza Pehlivan, der Gouverneur von Mersin.