Berlin. In australischen Schulen mehren sich sexistische Vorfälle. Dagegen will man vorgehen. Ein Bundesstaat testet deshalb spezielle Kurse.

Australien nimmt den Kampf gegen die sogenannte toxische Männlichkeit auf. Man wolle dem Einfluss von „Andrew-Tate-Typen“ auf Kinder entgegenwirken, heißt es. Der Bundesstaat Victoria, in dem Melbourne liegt, integriert künftig neue Strategien und Kurse für respektvolle Beziehungen in Schulen.

Bildungsminister Ben Carroll folgt damit der Empfehlung einer sogenannten „Royal Commission“. Diese Kommission wurde im Jahr 2015 eingerichtet, um familiäre Gewalt zu bekämpfen – ein Thema, das in dem Land allgegenwärtig ist. Im Durchschnitt stirbt alle vier Tage eine Frau in Australien. Die Täter sind meist Partner oder Ex-Partner. „Femicide Watch Australia“ zählt bereits 66 tote Frauen, die allein in diesem Jahr in Australien gewaltsam ums Leben gekommen sind.

Andrew Tate als Negativbeispiel

„Im Internet und in unseren Klassenzimmern sehen wir immer mehr ungesunde Männlichkeit“, sagte der Minister gegenüber Reportern. Die neuen Schulinhalte sollen sich deswegen auf Schüler der Sekundarstufe konzentrieren und ihnen beibringen, wie man Hassrede und Zwangskontrolle im Internet erkennt.

Damit soll gegen Internetpersönlichkeiten wie Andrew Tate vorgegangen werden, einen ehemaligen britisch-amerikanischen Kickboxer und selbsternannten Frauenfeind, der sich als „Alpha-Mann“ präsentiert. Mit den fragwürdigen Inhalten von Tate kommen junge Männer häufig über Social-Media-Algorithmen in Berührung, wenn sie nach Videos über bestimmte Denkweisen, Vermögensaufbau und Fitness suchen.

Probleme durch „Manfluencer“

Neben Lehrmitteln gegen derart toxische Männlichkeit sollen die Schulkurse aber auch Themen wie Pornografie und geschlechtsspezifisches Mobbing ansprechen. Zu letzterem gehören zum Beispiel Rankings, die das Aussehen von Mitschülerinnen bewerten, oder die Verbreitung von gefälschten, sexuell eindeutigen Bildern von Mitschülerinnen. Carroll betonte in diesem Zusammenhang auch, wie wichtig es sei, dass Jungen und junge Männer die richtigen Vorbilder hätten, um positive Verhaltensweisen zu entwickeln.

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Laut einer Untersuchung der Monash University in Melbourne sind aber nicht nur Schülerinnen betroffen. Auch Lehrerinnen seien „zunehmend Sexismus, Frauenfeindlichkeit und sexueller Belästigung ausgesetzt“, schrieben die Forscher in einem akademischen Aufsatz zu ihrer Studie. Als Gründe dafür führen sie ebenfalls die Ideen und Verhaltensweisen von „Manfluencern“ an. Problematische Verhaltensweisen werden laut der Experten zudem „durch rechtsextreme Stimmungen“ verschärft.

Eine „nationale Krise“

Die neuen Kurse sind nicht die erste Maßnahme, mit denen Australien die „Epidemie der Gewalt“ vorgehen will. Nach der brutalen Attacke eines Amokläufers im April in Sydney, der in erster Linie Frauen ins Visier nahm, rief Australiens Premierminister Anthony Albanese sogar das nationale Kabinett ein.

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Dabei wurde ein Verbot von Deepfake-Pornografie beschlossen. Letzteres macht es strafbar, mithilfe von künstlicher Intelligenz pornografische Fotos oder Videos zu fälschen. Außerdem wird an einer Altersüberprüfung zum Schutz von Kindern vor Pornografie gearbeitet.

Kate Fitz-Gibbon, Professorin am „Monash Gender and Family Violence Prevention Center“, bezeichnete das Ausmaß an Missbrauch, das Frauen und Kinder durch häusliche, familiäre und sexuelle Gewalt erleiden würden, bereits im vergangenen Jahr als „erheblich“. Das sagte sie in einem Interview mit dem australischen Sender ABC sagte. Es handle sich um eine nationale Krise.