Berlin. Die Laborversion eines Spinnengifts soll bei Herzinfarkten Leben retten. Mittel geht in klinische Erprobung. Forscher sind hoffnungsvoll.

Die Trichternetzspinne ist zum Fürchten. Ihr Biss ist hochgiftig. Und doch könnte sich das Gift bald als Segen herausstellen: als lebensrettend.

Ein Peptid im Gift – das Protein Hi1a – soll Herzschäden nach einem Herzinfarkt vorbeugen. In Tierversuchen hat Hi1a das bewiesen, versichert Glenn King vom „Institute for Molecular Bioscience“ an der Universität im australischen Queensland. Ein auf Hi1a basiertes Medikament geht nun in die vierjährige die klinische Erprobung, teilte King mit.

Dann wird geprüft, ob eine im Labor hergestellte Version des Moleküls Gewebeschäden nach einem Herzinfarkt verhindern, stoppen, rückgängig machen kann. Bei einem Infarkt erhalten die Herzmuskelzellen weniger Sauerstoff, da sich die Blutzirkulation verringert.

Versuche bei Tieren und im Labor vielversprechend

Der Sauerstoffmangel löst wiederum in den Zellen eine Kettenreaktion aus, die dazu führt, dass Herzgewebe übersäuert und abstirbt. Hi1a blockiert diesen Prozess. Das zeigte sich bei Tierversuchen, aber auch bei menschlichen Herzmuskelzellen in einer Petrischale.

King hofft, dass Hi1a das erste Medikament wird, mit dem sich Gewebeschäden direkt behandeln lassen, die durch Herzinfarkte verursacht werden, wie es in einer Erklärung der Forscher heißt. Zunächst soll ein Medikament in Krankenhäusern eingesetzt werden. Das Fernziel ist, dass es auch von Ersthelfern verabreicht werden kann.

Schutz auch für Spenderherzen?

Hi1a könne auch dazu verwendet werden, die Zahl der für Transplantationen verfügbaren Spenderherzen zu erhöhen, fügte das Team hinzu. King spielte gegenüber dem Portal „Live Science“ darauf an, dass Spenderherzen während der Entnahme geschädigt werden.

Es ist allerdings nicht selten, dass Arzneimittel auch nach erfolgreichen Tierversuchen bei Menschen nicht anschlagen. Nach der klinischen Ersterprobung kämen ohnehin weitere Studien, Phase II und Phase III, ein jahrelanger Prozess.

Herzerkrankungen häufigste Todesursache

Herz- und Kreislauferkrankungen sind nach Angaben des Statistischen Bundesamts die häufigste Todesursache in Deutschland. Bei vielen Überlebenden eines Infarkts tritt relativ schnell eine Herzinsuffizienz auf. Eine Transplantation ist oft die einzige Heilung bei Herzversagen.

Der Mangel an Spenderherzen verschärft sich durch Schäden, die auf den Transplantationsprozess zurückgehen. Laut King fehlt bisher ein Medikament, das den Verlust von Herzzellen während eines Infarkts begrenzt oder Spenderherzen schützt.

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