Essen. Neue 3D-Scans aus mehr als 25.000 hochauflösenden Bildern zeigen das 1915 gesunkene Wrack der „Endurance“ in verblüffenden Details.

Die packende Geschichte der „Endurance“ fasziniert die Forschung bereits seit mehreren Jahrzehnten. Seit das Schiff 1915 im eisigen Meer versank, möchten Wissenschaftler mehr über das ehrgeizige Vorhaben von Sir Ernest Shackleton und das Wrack erfahren.

Neue 3D-Scans haben den Forschern beeindruckende Details eröffnet, die nicht nur wissenschaftlichen Zwecken dienen, sondern auch in der neuen National-Geographic-Dokumentation „Endurance“ in naher Zukunft zu bewundern sein werden. Der Dokumentarfilm erweckt die Geschichte Shackletons zu neuem Leben.

Schiffswrack entdeckt: Das goldene Zeitalter der Antarktisforschung

Ernest Henry Shackleton ist einer der bekanntesten Antarktisforscher, der das „Goldene Zeitalter der Antarktisforschung“ entscheidend mitgeprägt hat. Insgesamt nahm er an vier Antarktisexpeditionen teil, wobei die Fahrt mit der Endurance die größte Faszination ausübt.

Die Endurance war Teil von Shackletons ehrgeizigem Versuch, die erste Landdurchquerung der Antarktis vom Weddellmeer zum Rossmeer zu vollenden. Nur wenige Wochen nach seiner Abfahrt musste die Expedition bereits abgebrochen werden, nachdem das Schiff im Eis festgesteckt hatte. Nach zehn Monaten auf dem Schiff drohte dieses durch das Eis zu zerbrechen, sodass Shackleton und seine Mannschaft gezwungen waren, das Schiff zu verlassen und ihr Lager auf dem Eis aufzuschlagen.

Durch eine wagemutige Rettungsaktion haben alle Schiffsmitglieder das Abenteuer überlebt, während das Schiff 1915 endgültig im eiskalten Meer versunken ist.

Forscher verblüfft: 3D-Scans offenbaren beeindruckende Details der Endurance

Das Schiffswrack der Endurance blieb bis 2022 verborgen, bis ein Team von Forschern dank moderner Technik unter der Leitung von John Shears das Wrack fast zwei Meilen unter der Oberfläche des Weddellmeeres entdeckte. Die mithilfe von Unterwasserrobotern erstellten Scans zeigen beeindruckende Details des Schiffes, das in einem sehr guten Zustand unter Wasser verharrt.

Der 3D-Scan zeigt, dass das 144-Fuß-Holzschiff fast unversehrt ist. Zwar sind die Masten umgestürzt und Teile des Decks durch das Eis beschädigt, aber ein Großteil der Struktur ist noch gut erhalten. Der Meeresarchäologe Mensun Bound, Forschungsleiter der Endurance22-Expedition, staunte über den Zustand des Wracks: „Der erhaltene Zustand ist unglaublich. Man kann sich immer noch an die Reling am Bug lehnen und durch die Bullaugen in die tiefschwarze Kabine blicken, in der Shackleton schlief“, so Bound gegenüber „Hollywood Reporter“.

Die Scans zeigen vor allem Alltagsgegenstände auf dem Schiff. Dazu gehören ein Essteller, ein einzelner Stiefel, von dem man annimmt, dass er Shackletons Stellvertreter Frank Wild gehörte, und eine Leuchtpistole.

Historisches Schiffswrack: Dokumentarfilm rekonstruiert das Abenteuer der Endurance

Die mithilfe von Unterwasserrobotern erstellten Scans wurden zeitgleich mit der neuen National-Geographic-Dokumentation „Endurance“ veröffentlicht. Unter der Regie der Oscar-prämierten Filmemacher Chai Vasarhelyi und Jimmy Chin verbindet der Dokumentarfilm die erschütternde Expedition Shackletons mit der heutigen Suche nach dem Schiffswrack.

Die Dokumentation war bereits ein voller Erfolg auf dem London Film Festival und wird noch in diesem Jahr auf Disney Plus zu sehen sein. Mithilfe künstlicher Intelligenz wurden die Stimmen der Besatzungsmitglieder nachgebildet, die ihre eigenen Tagebucheinträge vorlesen, und die 3D-Scans geben Aufschluss darüber, wie das Packeis den Schiffsrumpf zerdrückte.

Experten gehen davon aus, dass die Scans auch weiterhin wissenschaftlichen Zwecken dienen werden und es den Forschern ermöglichen, das Wrack weiter zu untersuchen, die Geologie des Meeresbodens zu erforschen und die Meereslebewesen zu analysieren, die das Schiff heute bewohnen.

  • Aktuelle Nachrichten aufs Handy? Hier geht es zur neuen WAZ-News-App – für Android und iOS.
  • Die WAZ auch bei Social Media – ob WhatsApp, Instagram oder Facebook.
  • Sie mögen den Tag kompakt zusammengefasst? Dann sind Sie beim täglichen WAZ-Newsletter richtig – hier entlang.