Rom. Vor der Küste Siziliens wollen Experten ein Jahrtausend altes Schiff aus den Tiefen des Meeres heben. Die Bergung gilt als spektakulär.
Es ist ein spektakuläres Ereiignis für alle, die sich für Schiffswracks interessieren: Vor der Küste Siziliens haben die Arbeiten zur Bergung des Wracks „Gela 2“ begonnen, das 1995 auf dem Meeresgrund vor der Hafenstadt Gela entdeckt wurde. Es handelt sich um eines von drei griechischen Schiffen, die unweit der einstigen dorischen Kolonie Gela und dessen Golf gefunden wurden.
In diesem Golf fand in eine berühmte Schlacht im ersten Punischen Krieg (264 bis 241 v. Chr.) zwischen Karthagern und Römern unter der Führung des römischen Generals und Konsuls Atilius Regulus statt.
Das griechische Schiff mit einer Länge von 15 Metern und einer Breite von fünf Metern, das in einer Tiefe von etwa sechs Metern entdeckt wurde, ist unlängst älter. Es stammt aus dem 5. Jahrhundert v. Chr.. Der Fund zeugt für die Bedeutung Gelas, einer Kolonie, die 689 v. Chr. gegründet wurde und zu einem wichtigen Handelsimperium an der Südküste von Italiens größter Insel aufrückte.
Auch interessant
Die Meeresschutzbehörde der Region Sizilien hat dank einer Finanzierung in Höhe von 900.000 Euro mit den Ausgrabungen unter Wasser begonnen. Ziel ist es, die Holzteile des antiken Schiffes sowie Materialien, die mit der Ladung des Schiffes in Verbindung stehen, aus dem sandigen Meeresboden zu befreien. Für die Bergungsarbeiten, die einem auf Unterwassereinsätze spezialisierten Unternehmen anvertraut wurden, wurden 270 Tage veranschlagt. Zunächst werden die Holzteile des Schiffes demontiert und geborgen, dann beginnt die Restaurierung.
„In den kommenden Monaten werden die Besucher des archäologischen Parks von Gela die Entsalzung und Restaurierung der Schiffskomponenten beobachten können. Nach Abschluss dieser Arbeiten wird das Wrack im Schiffsmuseum von Gela aufbewahrt“, berichtet der Kulturbeauftragte der Region Sizilien, Francesco Paolo Scarpinato.
In dieser Region Siziliens werden häufig antike Schiffe gefunden
Spektakuläre Bergungen antiker Wracks sind vor der Stadt Gela inzwischen keine Seltenheit mehr. Ein mehr als 2500 Jahre altes Schiffswrack war die „Gela 1“, die bereits 2008 geborgen wurde. Das Relikt war etwa 500 v. Chr. 800 Meter von der Küste entfernt in einem Sturm gesunken. Zwei Hobbytaucher hatten es 1988 in nur fünf Meter Tiefe entdeckt. Der Schlamm des Meeresgrundes, in dem das Wrack lag, hatte es über die Jahrtausende hinweg gut konserviert. 2008 wurde der elf Meter lange Kiel des ursprünglich etwa 21 mal 8 Meter langen Schiffes mit einem mächtigen Kran geborgen.
- Interview: Deutscher Archäologe findet spektakuläre Spur – woher „Gott“ stammt
- Philologin enthüllt: Die erstaunlichen Sex-Geheimnisse von Frauen in der Antike
- Mit Drohne: Deutscher Archäologe findet untergegangene Zivilisation
- Verlorenes Gold: Archäologe will verlorenen Keltenschatz von Manching retten
Das Wrack ist eines der ganz wenigen noch existierenden Schiffe, bei deren Bau Seile aus Pflanzenfasern verwendet wurden, um die Holzplanken zusammenzuhalten. Die Ladung bestand aus Gegenständen, die an verschiedenen Orten in der Ägäis, dem wahrscheinlichen Herkunftsort des Schiffes, geladen wurden.
Die schwarz und rot bemalten Keramikgegenstände deuten auf einen Zwischenstopp im Hafen von Athen hin. Amphoren verschiedener Herkunft, die wahrscheinlich Wein und Öl enthielten, und andere Waren, die in mit Pech ausgekleidete Körbe gelegt worden waren, stammen ebenfalls von diversen Orten. In den verschiedenen Häfen hatte das Schiff auch Ballaststeine geladen, die die angelandeten Waren ersetzen sollten und von unterschiedlicher Herkunft waren.
Bergung von weiterem Wrack steht noch aus
- Besondere Highlights: Urlaub in Italien – 10 Geheimtipps einer Expertin
- Reisen: Das sind die beliebtesten Regionen für Urlaub in Italien
- Sightseeing: Die bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Italien
- Wetter & Klima: Urlaub in Italien – Das ist die beste Reisezeit
Der Kiel des Wracks wurde nach der Bergung in Becken aufbewahrt, die eine spezielle chemische Schutzsubstanz enthielt. Dann wurde er nach Großbritannien zu einer archäologischen Forschungsstätte in Portsmouth transportiert, wo sich bereits andere Teile des Schiffes befanden, die 2004 geborgen worden waren. Das restaurierte Schiff wurde der Öffentlichkeit erstmals 2014 anlässlich der Ausstellung „Ulysses. L‘arte e il Mito“ in der norditalienischen Stadt Forlì und später, im Jahr 2022, in Gela präsentiert.
Auch spannend: Schatz auf italienischer Insel entdeckt – gehörte er Piraten?
Ein drittes griechisches Wrack wurde kürzlich an der Mündung des Flusses Dirillo entdeckt, der die Grenze zwischen den Gemeinden Gela und Acate auf der beliebten italienischen Urlaubsinsel bildet. Der Denkmalschutz prüft noch, wie er geborgen werden kann. Ziel ist, die „Gela 3“ mit den anderen zwei Schiffen auszustellen.