Berlin. Schwindende Gletscher und Schneeflächen in den Alpen zwingen zwei Staaten dazu, ihre gemeinsame Grenze neu zu definieren.
Hochwasser, Waldbrände und Gletscherschmelze – der Klimawandel hat viele gravierende Auswirkungen auf die Umwelt. Letzteres zwingt nun sogar Staaten dazu, Grenzen neu zu ziehen, wie „BBC“ berichtet. Aufgrund des Abschmelzens der Gletscher in den Alpen wurde die Grenze zwischen der Schweiz und Italien verschoben. Ursprünglich orientierte sich die Grenzziehung an den Wasserscheiden und Gratlinien der Gletscher. Mit dem Rückgang des Eises müssen diese natürlichen Markierungen jedoch angepasst werden.
Nach intensiven Verhandlungen haben die Schweiz und Italien neue Grenzverläufe festgelegt. Die neu definierten Grenzen wurden laut der Schweizer Regierung unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Interessen beider Länder festgelegt. Durch die Klärung der Grenzverläufe können die Staaten besser bestimmen, wer für die Pflege bestimmter Naturgebiete verantwortlich ist.
Die Änderungen betreffen unter anderem das Gebiet rund um das Plateau Rosa, das Rifugio Carrel und die Gobba di Rollin, die sich alle in der Nähe des Matterhorns und der beliebten Skiorte wie Zermatt befinden. Die genauen Änderungen werden implementiert und veröffentlicht, sobald beide Länder das Abkommen unterzeichnet haben. Eine gemeinsame Kommission beider Länder stimmte den Änderungen bereits im Mai 2023 zu. Die Schweiz hat dem Vertrag inzwischen offiziell zugestimmt, während Italien die formelle Zustimmung noch erteilen muss.
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Alarmierender Gletscherschwund: Schweizer Gletscher verlieren 4 Prozent ihres Volumens in 2023
Aktuellen Statistiken zufolge verloren die Schweizer Gletscher im Jahr 2023 vier Prozent ihres Volumens – der zweithöchste Verlust seit Beginn der Aufzeichnungen, nach dem Rekordrückgang von sechs Prozent im Jahr 2022. Diese Verluste werden auf die anhaltend warmen Sommer und den geringen Schneefall im Winter 2022 zurückgeführt. Experten warnen, dass sich der Rückgang fortsetzen wird, wenn diese Wetterbedingungen anhalten.
Die Auswirkungen des Gletscherschwunds sind bereits jetzt schon dramatisch: In einigen Gebieten gibt es kein messbares Eis mehr, und im Juli letzten Jahres wurden sogar die Überreste eines deutschen Bergsteigers entdeckt, der vor fast 40 Jahren in der Nähe des Matterhorns verschwand.
Auch in Italien zeigt sich die Dramatik des Gletscherrückgangs. Experten warnen, dass der Marmolada-Gletscher in den Dolomiten bis 2040 vollständig verschwunden sein könnte. Bereits 2022 forderte der Einsturz eines Teils dieses Gletschers elf Menschenleben. Der Marmolada-Gletscher gilt als „natürliches Thermometer“ des Klimawandels und wird seit 1902 jährlich vermessen.