San Francisco. Kein Geruch, keine Paarung, keine Fortpflanzung: Auf einen kollektiven Heuschnupfen führen Forscher das Aussterben der Mammuts zurück.
Das Aussterben der Mammuts treibt bis heute nicht nur Wissenschaftler um. Die letzten 300 Tiere lebten vor 4.000 Jahren auf der Wrangelinsel, die heute zu Russland gehört.
Diese Gattung der Elefanten starb nicht allmählich aus. Ihre Population wurde vielmehr abrupt ausgelöscht, wie ein internationales Forscherteam herausfand, zu dem auch Wissenschaftler der Universität Tübingen gehören.
Verlust des Geruchssinns wäre fatal
Rätselhaft bleibt der Grund. Es gibt viele Theorien. Manche glauben, der Pflanzenfresser sei dem Menschen zum Opfer gefallen, Jäger hätten die Mammuts ausgerottet. Manche verweisen auf den Klimawandel. Andere vermuten, dass Regen auf Schnee fiel und gefror, sodass die Tiere kein Futter mehr fanden und verhungerten. Als gesichert gilt, dass sich Vegetation und Landschaft veränderten; sodass eine Kombination aus Umweltfaktoren und menschlichem Einfluss als plausibelste Erklärung gilt.
Daran knüpft eine neue Studie an, die in der Zeitschrift Earth History and Biodiversity veröffentlicht wurde. Auch diese Wissenschaftler gehen vom Klimawandel aus. Aber das eigentliche Problem war nach ihrer Ansicht nicht das Futter, sondern die Fortpflanzung.
Vegetationsboom löste Pollenallergie aus?
Die Forscher glauben, dass die Tiere ihren Geruchssinn verloren. Fatal für Elefanten. Sie haben einen empfindlichen Geruchssinn. Ist der blockiert, fällt alles schwerer, die Nahrungssuche, die Orientierung und auch die Witterung von Feinden.
Vor allem konnten sie sich nach dieser These nicht gegenseitig wittern, gerade nicht während der Paarungszeit. Gerade dann sei die Geruchsempfindlichkeit für Tiere „sehr wichtig“, schreiben die Forscher. Kein Sex, keine Fortpflanzung. Folge: Steiler Rückgang der Population. Die ohnehin damals nicht mehr sehr groß war.
Weitere Untersuchungen notwendig
Als Grund für den Verlust nehmen sie eine Pollenallergie an. Die Argumentationskette: Ein Vegetationsboom am Ende der letzten Eiszeit führte zu so vielen Pollen, dass sie den Geruchssinn der Mammuts störten und eine Allergie auslösten. Das vermuten die Forscher, weil in den Überresten von Mammuts Spuren von Immunglobulinen gefunden wurden. Das sind Antikörper, die der Körper herstellt, um Krankheiten abzuwehren. Sie spielen tatsächlich eine wichtige Rolle allergischen Reaktionen.
Bewiesen ist damit nichts, aber: eine Spur gelegt. Der nächste Schritt der Archäologie wäre, nach Pollen in mumifizierten Geweben oder in konserviertem Pflanzenmaterial zu suchen, um mögliche Reizstoffe zu identifizieren.
These schwer zu belegen
Dass die Mammuts an Heuschnupfen gestorben seien, erscheint Vincent Lynch „ziemlich abwegig“. Er fragt sich auch, wie man die These „jemals beweisen könnte“, schrieb der Evolutionsbiologe an der University at Buffalo in New York dem Magazin „Live Science“.
Nach seinen Worten deuten DNA-Proben immerhin darauf hin, dass die letzten überlebenden Mammuts die Fähigkeit verloren hatten, bestimmte Pflanzen zu riechen, Düfte und damit blühende Pflanzen zu erkennen. Durch Mutationen, Umwelteinflüsse oder tatsächlich aufgrund einer Pollenallergie? Der Verlust des Geruchssinns wäre auch eine Erklärung für das Aussterben anderer Säugetiere.
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